Mineralienatlas - Fossilienatlas
Leonhard, Karl Cäsar Ritter von Heidelberg 1857 Copyright: Archiv: Doc Diether; Contribution: Doc Diether Collection: Archiv Doc Diether Image: 1412692304 License: Usage for Mineralienatlas project only |
Leonhard, Karl Cäsar Ritter von |
Heidelberg 1857 |
Archiv: Doc Diether |
Geheimrat Karl Cäsar Ritter von Leonhard (* 12. September 1779 Rumpenheim; † 23. Januar 1862 Heidelberg) war ein deutscher Mineraloge.
Leonhard verlor früh seine Eltern und erhielt nur eine mäßige Schulbildung. Da er aber ehrgeizig war, wurde eine höhere Bildung möglich. Er studierte ab 1797 an der Universität Marburg Kameralistik, was er an der Universität Göttingen fortsetzte.
Beruflich begann er 1801 mit einer Anstellung als Assessor bei der Landsteuerdirektion Hanau. Die Landgrafschaft, die 1803 zum Kurfürstentum Hessen gehörte, ging 1806 durch den Zugriff Napoleons unter, wurde aber letztendlich dem Großherzogtum Frankfurt zugeschlagen. Der Beamte Leonhard wurde bei den Herrschaftswechseln jeweils mit übernommen und machte dabei auch Karriere: 1809 wurde er Kammerrat und Referent für die Bergwerke. Ein Jahr später berief ihn Großherzog Karl Theodor von Dalberg zum Leiter der Domänenverwaltung des Großherzogtums Frankfurt, 1813 wurde er Generalinspektor und Geheimer Rat. Aber noch im gleichen Jahr ging das napoleonische Reich unter. Im Zuge der radikalen Restauration durch Kurfürst Wilhelm I. wurden alle Beamten wieder auf das Niveau herabgestuft, das sie beim Zusammenbruch des Kurstaates innehatten: Leonhard fand sich als Assessor wieder.
Daher war es leicht, 1815 nach Bayern zu wechseln. König Maximilian I., der Leonhard in Hanau kennengelernt hatte, bot ihm eine Stelle an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. An die dortige Lebensart gewöhnte sich Leonhard nicht und so folgte er 1818 einem Ruf des badischen Staatsministers Sigismund von Reitzenstein auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für Mineralogie an der Universität Heidelberg (1818). Er wurde zum Großherzoglichen Geheimrat ernannt. Leonhard war praktisch der Begründer der Geo-Wissenschaften in Heidelberg.
Wissenschaftlicher Werdegang:
Unter dem Einfluss von Johann Friedrich Blumenbach befasste sich Leonhard mit Mineralogie; er begann also mit dem Sammeln von Mineralien. Er korrespondierte mit Leopold von Buch, Johann Wolfgang von Goethe, Abraham Gottlob Werner, Alexander von Humboldt und Johann Karl Wilhelm Voigt zu mineralogischen Themen und studierte deren Werke.
1805 erschien als sein erstes bedeutendes Werk, das Handbuch der allgemeinen topographischen Mineralogie. Im Basaltstreit vertrat Leonhard die Wernersche Lehre vom Neptunismus. Erst später, um 1808, veranlassten ihn Untersuchungen am Basalt zu einem Wechsel ins Lager der Plutonisten.
Mehrere Reisen führten ihn nach Sachsen, die thüringischen Staaten, die Alpen und ins Salzkammergut. Dabei lernte er Friedrich Mohs und Karl Maria Ehrenbert von Moll kennen.
Gemeinsam mit Ernst Karl Friedrich Merz und Johann Heinrich Kopp erarbeitete Leonhard die 1806 erschienene Systematisch-tabellarische Übersicht und Charakteristik der Mineralkörper.
Leonhard handelte auch mit Mineralien. Bereits 1806 ist eine fest etablierte, professionelle Geschäftstätigkeit von Leonhard aufgebaut. Diese wird in Heidelberg ihren Höhepunkt erreichen. Als er 1815 nach München geht, übernimmt MENGE die Hanauer Mineralienhandlung. Unter dem Namen "Heidelberger Mineralien-Comptoir" gründete er 1818 in Heidelberg eine neue Mineralienhandlung, die er verdeckt führt.
1808 gehörte Leonhard – neben Johann Wolfgang von Goethe – zu den Gründern der Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde zu Hanau.
Das von ihm zwischen 1807 und 1829 herausgegebene Taschenbuch für die gesammte Mineralogie erschien ab 1830 in gemeinschaftlicher Redaktion mit Heinrich Georg Bronn unter dem neuen Titel "Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie und Petrefactenkunde". Von 1833 bis zu ihrem Tod im Jahre 1862 führten Leonhard und Bronn ihr gemeinschaftliches Werk als "Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie und Petrefactenkunde" fort.
1823 führte er den Begriff „Löss“ oder Löß in die geologisch-mineralogische Literatur ein. Die von ihm erstmals als Lössaufschluss wissenschaftlich beschriebene Örtlichkeit, der Haarlass in Heidelberg, gilt seitdem als locus classicus et typicus.
Eine 1843 von J. R. Blum für ein neues Mineral gehaltene Substanz wurde nach ihm Leonhardit benannt. Analysen ergaben dann allerdings später, dass es sich um einen teilweise dehydratisierten, undurchsichtigen Laumontit handelte.