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Metamorphose

(griech.: metamorphoo - umgestalten); (engl.: generisch: Metamorphosis; geologisch: Metamorphism)

Muskovitschiefer
Muskovitschiefer
Fundort unbekannt
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Muskovitschiefer

Fundort unbekannt

James St John

Inhaltsverzeichnis



Definitionen

Allgemein

Die Gesteinsmetamorphose (gr. μεταμόρφωσις metamórphosis „Verwandlung“, „Umgestaltung“) ist die Umwandlung der mineralogischen Zusammensetzung eines Gesteins durch Veränderungen der physikalischen und chemischen Bedingungen, d.h. Temperatur, Druck, Bewegung, Art und Menge der fluiden Phasen (besonders Wasser und Kohlendioxid), denen Gesteine während des Metamorphisierungsprozesses unterliegen. Der Prozess der Metamorphose findet auf der Erdoberfläche und in der Diagenese-Zone statt. Dabei entsteht aus dem Ausgangsgestein (Protolith) ein metamorphes Gestein (Metamorphit).

Bei der Metamorphose kommt es unter den veränderten physikalischen Bedingungen zu Mineralreaktionen, also zur Neu- oder Umbildung von Mineralen, wobei das Gestein im festen Zustand verbleibt. Schmilzt ein Gestein durch eine Erhöhung der Temperatur auf, so spricht man von Anatexis.

Metamorphe Gesteine werden als Metamorphit bezeichnet. Sie können magmatischen, sedimentären oder bereits metamorphen Ursprungs sein (Polymetamorphite).

Der Prozess der Metamorphose kann mit partieller Aufschmelzung zusammen stattfinden und kann auch zu einem Wechsel der chemischen Zusammensetzung eines Gesteins führen.


Klassifizierung der Metamorphose nach verschiedenen Kriterien

  • Nach dem Umfang des metamorphen Ereignisses (Regional-, Lokal-Metamorphose)
  • Nach der geologischen Stellung (orogene-, Versenkungs, Ozeanbodenzergleitungs-, Dislokations-, Kontakt-Metamorphose)
  • Nach der direkten Ursache (Impakte, hydrothermal, Brand-Metamorphose, Blitzeinschlags-Metamorphose)
  • Einfache oder mehrfache Eriegnisse (Monometamorphose, Polymetamorphose)
  • Im Zusammenhang mit steigenden oder fallenden Temperaturen (prograd, retrograd)

Spezifisch

Die Umwandlung eines Gesteins unter sich ändernden physikalisch-chemischen Rahmenbedingungen (t, p und x).

Charakteristische Merkmale

  • Die Umkristallisation erfolgt mit oder ohne Verformung des Gesteinsgefüges
  • Der feste Zustand wird im wesentlichen beibehalten
  • Die Metamorphose verläuft in den meisten Fällen isochemisch

Phasenumwandlung - Mineraltransformation

Hauptursache der Metamorphose ist die Veränderung von thermodynamischen Bedingungen, welchen ein Gestein ausgesetzt ist. Diese werden vor allem durch Druck und Temperatur bestimmt. Sie bestimmen die Stabilität der Minerale, aus denen ein Gestein besteht. Gerät ein Gestein in ein Umfeld, unter denen bestimmte Minerale nicht mehr stabil sind, kommt es zu Mineralumwandlungen und Mineralreaktionen (Mineraltransformation). Diese sind außer von Druck und Temperatur auch von dem Chemismus des Gesteins abhängig. Da die Metamorphose ein in der Festphase stattfindender Prozess ist, verläuft sie im allgemeinen isochemisch (ohne Stoffwanderung außer H2O und CO2), d.h., dass aus der Metamorphose hervorgegangene Gestein hat denselben Chemismus, jedoch eine veränderte interne Struktur wie das Ausgangsgestein. Es haben sich lediglich neue Minerale gebildet. Die Kristallisation erfolgt bei der Metamorphose im festen Gesteinsverband, wobei sich die Kristalle in ihrem Wachstum behindern (und keine idiomorphen Kristalle gebildet werden können; resp. xenomorph sind). Ausnahmen bilden Granate, Staurolith, Disthen, Turmaline und Hornblende (siehe unten: Metamorph gebildete Mineralien).


Metamorphose Fazies

Eine Gliederung der metamorphen Gesteine nach Umweltsbedingungen brachte das Faziesprinzip von P. Eskola (1921). Die seitdem übliche Darstellung der Zusammensetzung metamorpher Gesteine beruht auf den aus der chemischen Analyse berechneten Sammelkomponenten A, C, F, A' und K. Se sind so gewählt, dass sie die wichtigsten fazieskritischen Mineralassoziationen in einfacher Form veranschaulichen können.

  • A - C - F - Diagramm

    • A = Anteil von Al2O3 im Gestein, welcher nicht mit Na und K in Feldspäten oder Glimmer kombiniert ist.
    • C = das in den Silikaten gebundene CaO.
    • F = FeO + MnO + MgO in den Silikatmineralien
  • A'- K - F - Diagramm

    • A' = Al2O3 + Fe2O3 - (Na2O + K2O + CaO)
    • K = K2O
    • F = FeO + MnO + MgO

Metamorphosegrad

Der Metamorphosegrad wird durch die herrschenden Temperatur- und Druckverhältnisse bei der Metamorphose bestimmt.



Die wichtigsten gesteinsmetamorphen Prozesse

  • Thermische Metamorphose (überwiegend erhöhte Temperatur)
  • Versenkungsmetamorphose (bevorzugt erhöhter Druck)
  • Progressive Metamorphose (Anstieg von Druck und Temperatur)
  • Dynamische Metamorphose (Dislokationsmetamorphose) (bevorzugte Druckbewegung; durch tektonische Störungen bedingte Verwerfungen, Auf- und Unterschiebungen wirken meist mechanisch auf das Gestein)
  • Regressive Metamorphose (Abnahme von Druck und Temperatur)
  • Retrograde Metamorphose (Regionalmetamorphose, Retromorphose, Diaphtorese). Zurückführung eines bereits metamorphisierten Gesteins in einen niederen Grad der Metamorphose (Bsp.: Amphibolite in Grünschiefer)
  • Autometamorphose
  • Anchimetamorphose ist der Bereich zwischen Diagenese und der eigentlichen Gesteinsmetamorphose. (Bezeichnet den Umwandlungsvorgang kalkfreier Pelite und Psammite zwischen Diagenese und Metamorphose). Dabei entstehen u.a. geschieferte Tonsteine .

Arten der Gesteinsmetamorphose

Kontaktmetamorphose

Kontaktmetamorphose ist eine lokale, statische Thermometamorphose. Die kontaktmetamorph gebildeten Metamorphite sind Produkte einer thermischen Um- und Rekristallisation des Nebengesteins um einen magmatischen Intrusivkörper (Abgabe des Wärmeinhaltes intrudierender Magmen an das Nebengestein ohne Druckbewegung). D.h., dass in den Intrusivkörper gelangte Nebengesteinsschollen metamorph verändert werden können. Magmatische Intrusivkörper können sein: Plutone, deren Magmen in das nicht metamorphe oder schwach metamorphe Grundgebirge höherer kontinentaler Krustanabschnitte aufgestiegen sind sowie Basaltische Gänge oder Lagergänge.

Kontaktmetasomatische Lagerstätten sind durch metasomatische Vorgänge am Intrusionskontakt von magmatischer Schmelze zu Nebengestein (v.a. Carbonaten) durch Metasomatose (Pyrometasomatose) entstandene Lagerstätten (> Skarnlagerstätten|Skarn).

Die kontaktmetamorphe Einwirkungszone der Plutone auf das Nebengestein wird als Kontakthof (Kontaktaureole) bezeichnet, diejenige eines Gangs als Kontaktsaum. Nur die Einwirkung als Kontakthof ist der Dimension nach geologisch auskartierbar. Die wichtigsten kontaktmetamorphen Gesteinstypen sind:

  • Gesteine aus tonigem (pelitischem) Ausgangsmaterial
  • Kontaktmetamorph umgewandelte Sandsteine, Arkosen und Grauwacken)
  • Kontaktmetamorphe Gesteine aus karbonatischem und mergeligem Ausgangsmaterial
  • Silikatmarmore und Kalksilikatgesteine (Achtung: Keine Skarne, welche metasomatisch gebildet werden)
  • Kontaktmetamorphe Gesteine aus saurem magmatischem Ausgangsmaterial
  • Kontaktmetamorphe Gesteine aus basischem magmatischem und metamorphem Ausgangsmaterial
  • Kontaktmetamorphe Gesteine aus ultramafitischem Ausgangsmaterial

Pyrometamorphose

Eine Pyrometamorphose tritt auf bei sehr hohen Temperaturen (800 - > 1000 o C) sowie niedrigen Drücken (< 2kb) und resultiert typisch in der Bildung von verbrannten (engl.: burnt) und geschmolzenen / verglasten Gesteinen, welche als Buchit, Paralava?, Klinker und Fulgurit bezeichnet werden.

Pyrometamorphe Prozesse sind entweder mit

  • flachen basaltischen Intrusionen (Kontaktaureolen, Xenolithen)


Beispiel: Buchit, ein verglaster Sandstein . Buchite (nach dem berühmten Geologen Leopold von BUCH 1774 – 1853) sind pyrometamorph gebildete Gesteinsgläser die beim Kontakt einer basaltischen Schmelze hoher Temperatur mit Sandstein entstehen. Sie bestehen vorwiegend aus Glas mit neu gebildeten Mineralien wie Mullit, Spinell, Cristobalit, Magnetit, Tridymit, Cordierit, Klinopyroxene und anderen. Feinstkörniger Buchit kann eine hornfelsartige Gestalt annehmen.

  • oder der Verbrennung kohle- oder bitumenhaldiger Gesteine (Schiefer, Tonstein)


Beispiel: Oberflächennahe Kohlenflöze können durch natürliche Ursachen wie spontane Selbstentzündung, Blitzeinschläge oder Waldbrände in Brand geraten. Menschliche Aktivitäten - heute weltweit eine der häufigsten Ursachen für Kohlefeuer - können für das Pliozän ausgeschlossen werden. Durch die Hitze des sich schnell ausbreitenden Flözbrandes werden die darüber liegenden Sedimentgesteine geröstet, wobei gelbe und rote "Klinker" entstehen. Das kann bis zum Schmelzen der Gesteine und der Bildung von sogenannter Paralava führen. Dieser Prozess ist ein Sonderfall der Kontaktmetamorphose und wird auch als Pyrometamorphose bezeichnet (siehe Grapes 2006). Typische Mineralbildungen, die in der Paralava von Ellesmere Island nachgewiesen wurden, sind Cordierit, Mullit, Tridymit oder Cristobalit. Vereinzelt wurde auch Paralava gefunden, die nur aus Magnetit und Hämatit besteht und die durch das Schmelzen von Siderit-Konkretionen in den Ausgangssedimenten entstanden ist.

  • oder Blitzeinschlag assoziiert, können jedoch auch in Meteoriten stattfinden.


Beispiel: Fulgurite sind röhrenförmige Aggregate, welche durch Blitzeinschlag pyrometamorph in Lockersedimenten, Graniten, Gneisen und Vulkaniten und durch extrem rasche Abkühlung gebildet werden. Sie werden auch als Blitzröhren bezeichnet. Nach Art des intrudierten Gesteins wird in Sand- und Fels-Fulgurite unterschieden.

Wenn der Blitz, welcher bis zu 100.000 Ampère stark sein kann und dessen Spannung zwischen den Gewitterwolken und der Erdoberfläche einige mio Volt beträgt, in den Boden eintritt, werden die Bodenpartikel entlang der Einschlagsbahn erhitzt, schmelzen tw. auf und kühlen sehr rasch ab. In feinkörnigen Sedimenten findet oft auch eine Verschweißung der Sandkörner statt.

Eine Besonderheit sind Glasschichten, welche durch Blitzschlag auf Gesteinen entstanden sind, jedoch keine Röhren bilden.


Regionalmetamorphose (dynamothermale Metamorphose)

Regionalmetamorph gebildete Gesteine aus saurem magmatischem Ausgangsmaterial, d.h. Plutonite von Aplitgranit, Granit, Granodiorit bis zu Tonalit sowie die dazugehörigen Ganggesteine und Vulkanite (Rhyolith, Dacit, Quarzandesit). Voraussetzung der regionalmetamorphen Umwandlung saurer Plutonite ist, dass diese retrograd ist. Es wird zwischen folgenden regionalmetamorphen Umwandlungsprozessen nach dem Metamorphosegrad unterschieden:

  • Niedrigmetamorph: (Bsp.: Grünschiefer)
  • Mittelmetamorph: (Bsp.: Orthogneis, Protoklas)
  • Hochmetamorph: (Bsp.: Granulite, Charnockite)

Begriffsbegrenzungen

Metasomatische Gesteine

(Metasomatite, welche durch allochemische Metamorphose (Metasomatose), d.h. erhebliche Veränderungen des Mineralbestandes entstanden sind) wie Anatexite, Migmatite etc. Gesteinsumwandlungen durch Verwitterung und Diagenese sowie Umwandlung an Evaporiten sind keine metamorphen Gesteine.


Benennung metamorpher Gesteine

Die Benennung metamorpher Gesteine bezieht sich auf die Gefügeeigenschaften (Textur eines Gesteins in festem Zustand), Es werden auch Definitionen aufgrund von veränderten Mineralbeständen verwendet.

Mit Präfixen unterscheidet man die Herkunft eines metamorphen Gesteins:

  • "Ortho-" kennzeichnet Metamorphite aus sauren bis intermediären Magmatiten mit magmatischem Ursprung (Bsp.: Orthogneis)
  • "Para-" und "Meta-" kennzeichnen sedimentäre Ausgangssgesteine (Bsp. Paragneis)

Protolith

Der moderne Begriff für die unterschiedlichen Ausgangsgesteine heißt Protolith. (proto = das Erste, Erster)

Protolithe sind nicht-metamorphisierte Gesteine, aus welchen sich ein metamorphisiertes Gestein bildet (bzw. das Ausgangsgestein). Jedes Gestein kann als metamorphischer Protolith dienen.

Beispiele:

  • Kalkstein oder Dolomit ist Protolith für Marmor
  • Sandstein ist Protolith für Quarzit
  • Basalt ist Protolith für Amphibolit
  • Granitische Gesteine sind Protolith für Gneis und Migmatite
  • Ultramafische Gesteine (Serpentinit) sind Protolith für Talk

Nomenklatur metamorpher Gesteine

Weitere wichtige metamorphe Gesteine



Alte und neue Definitionen, Gliederung, petrographische Kennzeichnung, Klassifizierung und Nomenklatur metamorpher Gesteine

Aktuelle Definitionen

Die nachstehende Klassifizierung, Definitionen, Gliederung und Kennzeichnung metamorpher Gesteine beruht auf der bis aktuellen und allgemeingültigen Lehre , wobei wesentlich in regionalmetamorphe und kontaktmetamorphe Gesteine (plus Migmatite, Metasomatite) unterschieden wird. Die aktuelle Klassifikation (rsp. Gruppierung und Nomenklatur) richtet sich nach dem Erscheinungsbild (Gefüge und Veränderungen am Mineralbestand) und nach der Genese (Ausgangsgestein, Art und Intensität der Metamorphose). Eine weiter Unterscheidung wird durch die Präfixe "ortho" (Metamorphite aus magmatischem Ausgangsmaterial) und "meta" (Metamorphite aus sedimentärem Ausgangsmaterial) getroffen, wobei diese Differenzierung tw. nicht möglich ist, da durch unterschiedliche Metamorphosen die gleichen Endprodukte enstehen können.

Neue Definitionen

Der Gebrauch einiger allgemeiner Begriffe in der metamorphen Petrologie hat sich in verschiedenen Ländern unterschiedlich entwickelt; mit dem Resultat, daß je nach Land spezielle Gesteinsnamen benutzt wurden. Um eine international einheitliche und allgemein anerkannte und brauchbare Nomenklatur zu schaffen, hat die IUGS - Subkommission für die Systematik metamorpher Gesteine (IUGS-SCMR) seit 1985 ein Klassifikationssystem entwickelt, als Buch (Fettes,D. und Desmons,J., 2007; > s.u.) vorgestellt und dessen zukünftige Anwendung empfohlen.

Die Definitions-Empfehlungen stützen sich auf Metamorphosetyp-, Grad und Fazies. Weitere Arbeiten der SCMR betreffen die Struktur-Terminologie, inklusive der kataklastischen Gesteine (Kataklasite, Mylonite und deformierte ultramafische Gesteine)(englisch als "fault rocks" bezeichnet)

Die IUGS-SCMR berücksichtigt den weitverbreiteten Gebrauch einiger Gesteinsnamen ( Bsp.: Amphibolit, Marmor, Hornfels) und die Existenz vieler Namen, welche sich auf spezifische Metamorphosen beziehen ( Bsp.: Hoch P/T-Gesteine, Migmatite, Impaktite etc.). Diese Begriffe / Namen sollen auf jeden Fall erhalten bleiben, wenngleich sie sich nicht auf der Grundlage einer systematischen Klassifizierung entwickelt haben.


Die neue Klassifizierung nach IUGS-SCMR

  • Hoch P/T metamorphe Gesteine%%

    • Eklogit-, Glaukophan-, Blauschiefer-, Weißschiefer-Fazies
    • Ultra-hochdruckmetamorphe Gesteine (UHP-Gesteine)
  • Niedrigradige bis sehr niedriggradige metamorphe Gesteine%%

    • Schiefer
    • Phyllite
    • Spilite
    • Grünschiefer
    • Grünstein (grüner Granofels)
  • Migmatite %%

    • Anatexite
    • Metatexite
    • Arterite
    • Venite
    • Phlebite
    • Diatexite
    • Nebulite
    • Agmatite
  • Metacarbonate und verwandte Gesteine%%

    • Marmor
    • Carbonat-Silikatgesteine
    • Kalk-Silikatgesteine
  • Amphibolite und Granulite%%

    • Granulite
    • Amphibolite
  • Metasomatische Gesteine%%
  • Kontaktmetamorphe Gesteine%%

    • Bildung in flachen basaltischen Intrusionen
    • Bildung auf brennenden Kohlefklözen und Halden
    • Bildung durch Blitzschlag
  • Impaktite%%

    • Impaktite aus einfachen Impakten

      • Geschockte Gesteine
      • Impakt-Schmelzgesteine
      • Impaktbrekzien
    • Impaktite aus mehrfachen Impakten

      • Unverfestigte und verfestigte Impakt-Regolithe

Definitionen, Klassifizierung, Gliederung und Nomenklatur nach der allgemeingültigen Lehre

Name und Synonyme

Metamorphes Gestein (Metamorphite) , Umwandlungsgestein. Der Begriff kristalliner Schiefer ist unangebracht, da nicht alle Metamorphite geschiefert sind.


Entstehung

Metamorphite enstehen durch Umwandlung von Gesteinen unter Bedingungen, welche sich von denen der ursprünglichen Bildung unterscheiden (Temperatur, tektonische Bewegung, Druck oder alle drei Faktoren zusammen) unter meistgehender Beibehaltung des kristallinen Zustands und der pauschalen chemischen Zusammensetzung (isochemische Metamorphose) Bedeutende Veränderungen des Stoffbestandes werden als allochemische Metamorphose, bzw. als Metasomatose bezeichnet. Gesteinsumwandlungen durch Verwitterung und Diagenese, sowie die Umwandlung an Salzgesteinen werden nicht zur Metamorphose gezählt.


Charakteristika metamorpher Gesteine

Die durch Metamorphose gebildeten Metamorphite unterscheiden sich von den Ausgangsgesteinen meist nicht nur durch ihren metamorphen Mineralbestand, sondern auch durch metamorphes Gefüge.


Aktuelle Klassifikation und Nomenklatur

Die Benennung metamorpher Gesteine bezieht sich auf deren Gefügeeigenschaften; tw. werden auch Definitionen aufgrund des Mineralbestandes verwendet

Ortho- und Paragesteine

Regionalmetamorphe Gesteine

  • Gesteine aus saurem magmatischem Ausgangsmaterial (Metaacidite)
  • Gesteine aus basischem magmatischem Ausgangsmaterial (Metabasite)
  • Alkaligneise
  • Gesteine aus ultramafitischem Ausgangsmaterial
  • Gesteine aus quarzreichen Sandsteinen und Kieselsedimenten
  • Gesteine aus Grauwacken und Arkosen
  • Gesteine aus grobklastischem Ausgangsmaterial - Metakonglomerate
  • Gesteine aus pelitischem Ausgangsmaterial
  • Gesteine aus mergeligem und kieselig-karbonatischem Ausgangsmaterial
  • Marmore
  • Metamorphe Gesteine aus evaporitischem Ausgangsmaterial /Salzmetamorphose, Salzdiagenese)
  • Manganreiche Metamorphite

Kontaktmetamorphe Gesteine

  • Gesteine aus tonigem (pelitischem) Ausgangsmaterial
  • Kontaktmetamorph umgewandelte Sandsteine, Arkosen und Grauwacken
  • Gesteine aus karbonatischem, kieselig-karbonatischem und mergeligem Ausgangsmaterial
  • Gesteine aus saurem magmatischem Ausgangsmaterial
  • Gesteine aus basischem magmatischem und metamorphem Ausgangsmaterial
  • Gesteine aus ultramafitischem Ausgangsmaterial

Mechanisch deformierte Gesteine (engl.: fault rocks)


Metamorphite mit gemengtem Charakter (Migmatite)

  • Anatexite
  • Metatexite
  • Arterite
  • Venite
  • Phlebite
  • Diatexite
  • Nebulite
  • Agmatite

Metasomatische Gesteine (Metasomatite)

  • Pyrometasomatite
  • Metasomatische Aplite und Pegmatite
  • Autometasomatische Granite, Greisen, Topas und Turmalinsomatite
  • Skapolithmetasomatite
  • Skarne
  • Fenite
  • Feldspatsomatite
  • Mg-Metasomatite in Silikatgesteinen
  • Metasomatite aus peridotitischem Ausgangsgestein
  • Hydrothermale Metasomatite
  • Episyenite

Impaktite (Stoßwellen-metamorphe Gesteine)

Durch kinetische Energie als Folge großer Impakte (Einschläge von Meteoriten auf die Erdoberfläche und auf dem Mond) und einhergehenden sehr hohen Drücken und Temperaturen (bis mehrere tausend Grad) entstandene Gesteine. Hierzu gehören

Alte Definition

Kraternah oder im Krater entstandene geschockte, geschmolzene oder brekziöse Gesteine mit relativ hohem H2O-Gehalt

Kraterfern (bis mehrere 100 km) Rückfallschmelzen mit relativ wenig H2O-Gehalt

Neue Definition

Neue Klassifizierung als metamorphe Gesteine nach IUGS-SCMR-Empfehlungen; s.u. > Impaktit


Gefügemerkmale metamorpher Gesteine

  • (I)Hauptmerkmal: Kristalloblastisches Gefüge
  • (II)Quantitativ nach Mineralbestand

    • Metamorphe Fazies und Metamorphosegrad
    • Gefüge der metamorphen Gesteine
    • Relikte
  • (III)Struktur

    • (III-A)Korngestalt und Kornform

      • granoblastisch (körnig)
      • lepidoblastisch (schuppig)
      • nematoblastisch (stengelig)
      • fibroblastisch (faserig)
    • (III-B)Korngröße
    • absolute Korngröße

      • makroblastisch
      • mikroblastisch
      • kryptoblastisch
    • relative Korngröße

      • homöoblastisch
      • heteroblastisch
      • idioblastisch
      • porphyroblstisch
      • xenoblastisch
      • poikiloblastisch
      • diablastisch
    • (III-C)Kornbindung

      • Mosaikgefüge
      • Implikationsgefüge
  • (III-D)Korngrenzen

    • gerade
    • gekrümmt
    • buchtig, zerlappt
    • verzahnt, ausgefranst
    • konvex oder konkav
  • (III-E)Verwachsungen

    • Symplektite
    • Kelyphit
    • Myrmektit
  • (IV)Textur

    • Verteilungs- und Richtungsgefüge
    • richtungslos (massig)
    • flächenhaftes Parallelgefüge (planar)
    • lineares Parallelgefüge
    • gekrümmtes Gefüge (Biegefaltung, Scherfaltung, Übergänge)
  • (IV-A) Texturbezeichnungen

    • parallelschieferig
    • verworrenschieferig
    • flatschig (Augengneis)
    • flaserig
    • stengelig- spindelig
    • Faltungs- oder Fältelungsgefüge

Überprägung

Die Strukturen und Texturen einer Metamorphose ersetzen (verdrängen) diejenige einer früheren Metamorphose, wobei i.d.R. das Ausgangsgestein noch erkennbar ist.


Klassifikation nach äußeren Kennzeichen


Gesteinsfamilien

Gneis-Familie

  • Gestein mit mehr als 20-30 Vol.% Feldspatgehalt; sowie Quarz, Glimmer, Amphibole und Pyroxene). Innerhalb der Gneise folgende Untergruppen
  • Orthogneis: aus sauren oder intermediären Magmatiten (und deren Tuffen) entstandener Gneis
  • Paragneis: metamorphes Sedimentgestein aus dem Bereich der Arkosen, Grauwacken und Pelite.

Besondere Namen

  • Nach Ausgangsgestein: Granit- oder Syenit- oder Geröllgneis
  • Nach Gemengteilen: Biotit-, Muskovit-, Granat- und Augitgneis. Kinzigit ist ein cordieritführender Granat-Gneis aus dem Schwarzwald
  • Nach Gefüge: Augen-, Platten-, Bänder-, Flasergneis. Augengneise haben linsenförmige, an Augen erinnernde Feldspateinschlüsse.
  • Nach Art der Metamorphose: Epigneis
  • Nach Farbe: Rot- oder Graugneis
  • Leptinit (oder Leptit): fein- bis mittelkörniger präkambrischer Gneis mit lagiger oder gestreifter Parallelstruktur von Schweden und Finnland
  • Hälleflinta: Glimmerarmer Gneis mit flintartigem Bruch von Schweden und Finnland
  • Schiefergneis: Gneis-Varietät im Übergang zu den Phylliten|Phyllit

Granulit (Pyriklasit, Pyribolit, Pyrigarnit)

Basische, mafitreiche Granulite werden wie folgt bezeichnet:

  • Pyriklasit: granulitischer Metamorphit mit Plagioklas und Pyroxen
  • Pyribolit: mit Amphibol als zusätzlichem Bestandteil
  • Pyrigarnit (Granatpyriklasit): mit Granat als zusätzlichem Bestandteil

Schiefer - Familie

Mechanische Verformung mit chemischer Umkristallisation:

  • Halbschiefer (schwach metamorphisierte Grauwacken)
  • Phyllit

Feinkörnige, deutlich schiefrige Gesteine mit seidigem Glanz. Chlorit und Glimmer sind wesentliche Mineralien.

    • Quarzphyllit
    • Serizitphyllit
  • Glimmerschiefer

    • Itabirit (Gebänderter Quarz-Hämatit-Schiefer)
  • Tonschiefer
  • Kontaktschiefer

    • Fleckschiefer
    • Knotenschiefer
    • Fruchtschiefer
    • Garbenschiefer
  • Hornblendeschiefer
  • Grünschiefer

    • Aktinolithschiefer
    • Chloritschiefer
    • Prasinit
    • Talkschiefer
    • Glaukophanschiefer
    • Glaukophanit

Fels-Familie (Plural: Felse)

Massige metamorphe Gesteine ohne Schiefrigkeit, jedoch nicht selten mit lagiger Paralleltextur.

  • Quarzit (überwiegend Quarz; dto. Felsquarzit
  • Lydit (tw. Kieselschiefer); Quarz, mit oder ohne pigmentierende Nebenmineralien)
  • Kalksilikatfels (keine Skarne, welche metasomatisch gebildet werden)
  • Amphibolit (überwiegend Amphibole (Hornblende) und Plagioklas. Bei mehr als 50% Feldspat als Amphibolgneis, bei mehr als 80% Amphibolgehalt als Amphibolschiefer bezeichnet).
  • Eklogit(überwiegend Granat und Klinopyroxen)
  • Hornfels
  • Serpentinit: überwiegend Serpentinmineralien; kann auch metasomatisch gebildet worden sein)
  • Cipollino
  • Ophiolith
  • Marmor (überwiegend Calcit oder Dolomit)


Metamorph gebildete Mineralien

Manche Minerale werden nur unter metamorphen Bedingungen gebildet, die wichtigsten sind Andalusit, Disthen , Sillimanit (alle drei: Al2SiO5), Staurolith und Epidot, auch Granat, Turmalin , Hornblende.

Andere häufige Minerale in metamorphen Gesteinen wie Quarz, Feldspäte, Glimmer, usw. sind in magmatischen Gesteinen ebenfalls häufig zu finden.



Literatur

  • Barth, T.F.; Fuster, J.M.; 1968; Rocas metamorficas
  • Callegari, E., Pertsev, Contact Metamorphic Rocks ; Recommendations by the IUGS Web version 01.02.07
  • Eskola, P.; 1921; The Mineral Facies of Rocks
  • Grapes, R., 2010; Pyrometamorphism; Springer Berlin Heidelberg; Aufl.2.
  • Hohl, R.; (Hrsg.), 1987; Die Enwicklunsggeschichte der Erde
  • Reinhard, L., Pyrometamorphose: Beispiele vom Yukon North Slope und von Ellesmere Island. Treffen des Arbeitskreises "Geologie und Geophysik der Polargebiete" 8./9. Mai 2014; BA Geowissensch. und Rohstoffe, BGR, Hannover
  • Salvat, M.; (Hrsg); 1968; Encyclopedia de las Ciencias; Tomo 8; Rocas
  • Schumann, W., 1994; Der neue BLV Steine und Mineralienführer
  • Spry, A., 1969; Metamorphic Textures (Oxford)
  • Turner, F.J.; 1968; Metamorphic Petrology (New York)
  • Whitten, D.G.A., Brooks, J.R.V., Dictionary of Geology (London)
  • Wimmenauer, W.; 1985; Petrographie der magmatischen und metamorphen Gesteine
  • Winkler, H.G.F., 1979; Petrogenesis of metamorphic rocks (5. Aufl.)

Links


Verfasser


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