Epidot
Englisch: Epidote; Spanisch: Epidota; Französisch: Epidote; Portugiesisch: Epídoto; Niederländisch: Epidoot
Geschichte
Das Mineral Epidot ist vom griechischen Wort "epidosis" abgeleitet, was "Zunahme" oder "Zugabe" bedeutet. Die Deutung als "Zunahme" spielt möglicherweise auf die stengelig zunehmende Kristallform des Minerals an. Die Interpretation als "Zugabe" könnte auf die Tatsache zurückzuführen sein, dass es dem französischen Mineralogen René HAÜY erstmals im Jahre 1801 gelang, die beiden Silikate Turmalin und Epidot eindeutig auseinanderzuhalten und somit den Epidot als eigenständiges Mineral neben Turmalin stellte.
Mineralbeschreibung
Epidot zählt zu den Gruppensilikaten mit Mischstrukturen mit [SiO4]4--Inseln und [Si2O7]6--Gruppen. Die chemische Formel lautet: Ca2(Fe3+,Al)3(SiO4)3(OH). Seine Farbe variiert je nach Herkunft zwischen gelblichgrün, schwarzgrün; tw. sogar rötlich (s.a. > "Varietät Puschkinit"). Die Strichfarbe von Epidot ist grauweiß. Die Lichtdurchlässigkeit variiert von glasklar, durchsichtig bis undurchsichtig, opak.
Epidot kristallisiert nach dem monoklinen Kristallsystem und bildet gerne stengelige, prismatische oder säulenartige Kristalle, mit einem dominanten Pinakoid, gegen den die Kristalle abflachen. Die Abschlüsse der Kristalle sind keilförmig oder pyramidenförmig. Häufig zeigen die Aggregate gefurchte (gestreifte) Kristalle oder nadelförmige Zweige. Epidot kommt auch massiv, faserig oder körnig vor.
Epidot gehört neben Calcit zu den flächenreichsten Mineralarten. Das russische Handbuch der Mineralogie (s. > Literaturangaben) listet 37 sehr verbreitete, 70 verbreitete und 230 seltene, bzw. unsichere Formen auf. Zwillinge nach {100} (auch lamellar, polysynthetisch) sind relativ häufig. Zwillinge nach {001} sind eher selten.
Seine Spaltbarkeit ist nach [001] vollkommen. Der Bruch ist muschelig und uneben. Seine Härte pendelt zwischen 6 und 7, die Dichte zwischen 3,3-3,6 g/cm³.
Epidotkristalle verschiedener Fundorte zeigen Dichroismus. So konnte an Epidot-Dünnschliffen von Bourg d'Oisans im Dauphiné oder Wallis deutlicher Dichroismus nachgewiesen werden. Eine Verzwilligung der Kristalle spielt dabei keine Rolle.
Literaturhinweise
- Pleochroismus - Vierteljahrsschrift der naturforschenden Gesellschaft in Zürich (1856)
Verwendung
Primäres Interesse an diesem schönen Mineral besteht von Mineraliensammlern. Das Mineral wird sehr gerne als Schaustufe ausgestellt und bereichert viele Mineraliensammlungen.
Epidot spielt als Schmuckstein nur eine untergeordnete Rolle (bekannt nur als geschliffene Steine von der Knappenwand und aus Brasilien). Er ist nur schwer zu verarbeiten. Bei Fassungsarbeiten besteht durch seine vollkommene Spaltbarkeit starke Bruchgefahr. Zudem ist Epidot gegenüber Säuren und ätzenden Laugen sehr empfindlich. Epidotschmuck sollte daher bei Hausarbeiten besser abgelegt werden. Typische Farben geschliffener Epidote sind gelbbraun oder dunkelgrün.
Epidote sollten nicht mit Punktstrahlern beleuchtet werden, da sich die Farbe bis hin zu schwarz verändern kann. Eine Reinigung im Ultraschallbad kann Epidot beschädigen, insbesondere wenn Einschlüsse vorhanden sind.
Nicht selten wird im Schmuckhandel das undurchsichtige, gesprenkelte granitische Gestein Unakit (ein Gestein aus rötlichem Feldspat, grünem Epidot und Quarz, auch als epidotisierter Granit bezeichnet) als Epidot angeboten.
Industriell spielt Epidot keine Rolle.
Varietäten
Allanit-Epidot (Synonym Epidot-Orthit): Eine Varietät, optisch zwischen Epidot und Allanit.
- Fundstellen: Italien: Rasciassa, Punta, Varaita-Tal, Dora-Maira-Massiv, Provinz Cuneo sowie Vattalakki, Palghat-District, Kerala, Indien
Beryllium-Epidot: Eine Be-haltige Varietät
- Fundstellen: Abril Mine, Cochise Stronghold, Middle Pass District, Dragoon Mts., Cochise County, Arizona, USA
- Chrom-Epidot: Eine Cr-haltige Varietät. Identisch mit > Tawmawit.
- Pistazit: Ein Varietätsname für meist mikrokristallinen, pistaziengrünen Epidot
- Puschkinit: Varietätsname für grünen, roten und gelben Epidot aus dem Ural (Na2O- und Li2O-Gehalt)
Tawmawit (Chrom-Epidot): Eine hellgrüne bis hellgelbe CrIII-Varietät; Typlokalität: Tawmaw, Myitkyina-Mogaung, Kachin, Myanmar
- Fundstellen: Scheelit-Lagerstätte, Felbertal, Hohe Tauern, Salzburg, Österreich; Outokumpu-Grube, Itä-Lääni, Finnland; Case Stogia, Veirera, Sassello, Provinz Savona, Liguren, Italien.
Withamit: Eine rosa Mn-reiche Varietät
- Fundstellen: Glen Coe (Typlokalität), Strathtclyde, Argyllshire, Schottland; gefunden 1825 von Witham.
Ausbildungsformen und Aggregate
Epidot ist gewöhnlich kristallisiert und bildet meist gestreifte, lange, prismatische oder tafelige Kristalle oder lange schlanke Prismen. Die Kristalle enden oft als abgeschrägte, verjüngte oder zugespitzte Pyramiden. Das Mineral bildet radialstrahlige, stengelige, nadelige, filzige, spießige Aggregate. Epidot kann auch massiv, faserig oder körnig sein. Nicht selten sind sehr dünne Krusten winziger Kristalle, meist blasser in der Farbe, sowie grünliche Beläge und feinkörnig in der Varietät Pistazit. Nicht selten sind Anflüge auf anderen Mineralien der Paragenese.
Die weltgrößten Kristalle
Historischen Berichten nach wurden in den 1870er Jahren "Riesenstangen" von Epidotkristallen an der Knappenwand gefunden, welche Gerüchten zufolge im Wiener Naturhistorischen Museum aufbewahrt wurden. Zepharovitch (1873) und Fugger (1878) berichten von armdicken Stangen mit Längen von ca. 40-47 cm; Weinschenk (1897), Gasser (1913) und Fruth (1975) sprechen sogar von 70-80 cm langen Kristallen. Weder konnten diese Angaben bis heute bewiesen, noch die Exponate aufgefunden werden.
Realistisch jedoch sind neuere Funde von Riesenkristallen im Tormiq-Tal in Pakistan (s.u.), welche die Länge eines männlichen Unterarms und die Dicke eines Handgelenks erreicht haben.
Epidot - Oktaeder
Im Jahr 2011 wurden in der Raywoo-Grube bei Quetta in Beluchistan, Pakistan, Epidotkristalle gefunden,
welche auf den ersten Blick oktaedrisch erscheinen. Auf die Frage, ob denn Epidot auch im kubischen, anstelle oder zusätzlich zum monoklinen System kristallisiert, ergab sich die u.a. Folgerung:
Doppelpyramiden, bei welchen auf zwei Würfelflächen je eine Pyramide sitzt, stören die isometrische Symmetrie. Im isometrischen System müsste jedoch auf allen sechs Flächen eines Würfels dieselben Pyramide sitzen. Die Tatsache, dass sich die Basis der Pyramide rechtwinklig zur Längsachse des Kristalls befindet, ist kein Widerspruch zur monoklinen Symmetrie. Beim Epidot ist die Längsachse (b-Achse) senkrecht zur Ebene (definiert durch die a- und die c-Achse) und die Basen der Pyramiden sind parallel zu dieser Ebene. Die a- und c-Achsen stehen jedoch nicht im rechten Winkel zueinander - deshalb monoklin. Aus diesem Grunde muss man den Querschnitt des Prismas untersuchen um die monokline Symmetrie zu sehen.
|
|
|
Vorkommen
Epidot bildet sich in der Regel in regionalmetamorphen Gesteinen (metamorphisierten Kalksteinen und Skarnen), gealterten plutonischen Gesteinen, in Kontaktzonen zwischen plutonischen und kalkig-sedimentären Gesteinen, in Pegmatiten und in Gesteinsparagenesen mit Zeolithen. Das Mineral kommt oft in Rissen und feinsten Spalten in Granit vor, wo es durch ausweichende Gase oder Lösungen gebildet wurde (z.B. durch Einwirkung hydrothermaler Lösungen auf basischen Gesteinen als Gangart von Kupfererzen).
Weitere Entstehung durch Regionalmetamorphose; d.h. durch Alterung von Plagioklas (Saussuritisierung).
Epidot ist Bestandteil nicht weniger Gesteine; eine seltenere Gesteinsart ist Epidosit (Epidot und Quarz)
Paragenese
Zeolithe, Amphibole, Hornblende, Plagioklas-Feldspat, Quarz, Aktinolith, Calcit (Grünschiefer-Fazies), Vesuvianit, Skapolith, Talk, Wollastonit, Pyroxene, Granat (oft Andradit), Biotit, Epidot-Hornfels-Fazies, Pumpellyit, Glaukophan, Lawsonit, Riebeckit, Omphacit (Blauschiefer-Fazies).
Fundorte
Epidot ist ein klassisches und begehrtes Sammlermineral, welches weltweit vorkommt (mindat erwähnt 2.850 Vorkommen).
Die wohl bekanntesten und besten Kristalle und Stufen stammen von der Knappenwand im Untersulzbachtal (Tauern, Österreich) und aus der Region um Bourg d'Oisans (Region Hautes Alpes, Frankreich). Ebenbürtig, wenngleich unterschiedlich in ihrer Kristallform, sind die teilweise sehr großen, dunklen, oft blockig wirkenden Epidote aus der Green Monster Mine, Prince of Wales Island, Alaska.
Spektakuläre Neufunde hervorragender Epidote kamen von Baghicha, nahe Skardu und von Turmik, Gebiet Gilgit (Pakistan). Wunderschöne Gruppen aus meist kleinen scharfen, idiomorphen Kristallen wurden im Gebiet von Imilchil, Hoher Atlas (Marokko) und paragenetisch mit Prehnitkugeln in der Region Kayes in Mali gefunden. Neufunde ganz hervorragender tief dunkelolivgrüner Aggregate aus radialstrahligen, langgestreckten, bis ca. 6-8 cm langen Kristallen stammen aus den peruanischen Anden. Extrem schöne, hochglänzende Stufen mit spitz- und langnadeligen Epidoten (bis 10 cm Länge) wurde 2009 in Casterner de les Olles, Panta d'Escales, Tremp in der Provinz Lleida in Spanien gefunden.
Im Jahre 1967 wurde in Arusha, Tansania eine neue blaue Variante eines Gruppensilikats aus der Epidot-Gruppe entdeckt und auf den Namen Tansanit getauft.
Bekannteste Fundorte
|
Ägypten
St. Johns Island (Zagbargad, Zebirget), Rotes Meer (roter Epidot)
Aserbeidshan
Dashkesan, Kirovabad; paragenetisch mit Magnetit
Brasilien
Campo do Boa, Capelinha, Minas Gerais; faserig bis 30 cm
Fazenda Rubin Pimenta Mine, Capelinha, Minas Gerais: Glänzende, bis mehrere cm lange
sowie gedrungene Kristalle mit Quarz
Itamarandiba, Minas Gerais; blockige bis tafelige Kristalle bis mehrere cm
China
Meigu, Sichuan: Aktuelle Neufunde rosettenförmiger Aggregate auf Quarz und Amethyst
Frankreich
Bourg d'Oisans, Isère, Dauphiné, Haute Alpes: Klassikfundstellen in alpinen Klüften
Von der Alpe Sarret und von Balme d'Auris ausgezeichnete Kristalle bis mehrere cm
Griechenland
Xanthi, Thrakien: Kristalle von Edelsteinqualität bis 5 cm
Iran
Zagros-Gebirge; Falsche Fundstellenangabe. Richtig: s. nachstehend Mt. Khowrin
Mt. Khowrin (Ku-e-Khorram), Dorf Kuhandan, SE von Saveh-Tafresh, Provinz Markazi: Tafelige kurzprismatische Kristalle
von Edelsteinqualität; mit Calcit und Quarz
Italien
Traversella und Ala-Tal, Piemonte
Val di Via, Aosta-Tal: blockige Kristalle
Val di Viu, Aosta-Tal: idiomorphe Kristalle bis 3 cm
Bellecombe, Aostatal
Madagaskar
Ampangabé, Faratsiho Dept., Vakiantaratra Region, Betafo-Antsirabé, Provinz Antananarivo
Epidot in Pegmatiten
Ankarafa, Vhémar Dept., NE-Region, Provinz Antsirana
Mali
Sandaré, Nioro du Sahel, Arrondissement Diakon, Region Kayes; paragenetisch mit Prehnit (Kugeln) und Andradit
Marokko
Imilchil, Hoher Atlas (aus Episyeniten)
Mexiko
San Quentin, Baja California
Taxco, Guerrero: Prismen bis 7 cm
Namibia
Naukluft Farm, Rehoboth
Krantzberg: blockige Kristalle bis 12 cm
Norwegen
Braastad-Grube, Arendal, Aust-Agder (Klassikfundstelle)
|
|
|
Österreich
Knappenwand, Untersulzbachtal, Hohe Tauern, Salzburg (Klassikfundstelle)
Seebachkar, Obersulzbach, Hohe Tauern, Salzburg: Charakteristische Epidotkristalle mit
schwarzem, blockigem Diopsid; auch Calcit und Apatit
Söllnkar, Krimmler Tal, Hohe Tauern, Salzburg: Größere Kristalle mit Diopsid, Apatit und Byssolith
Pakistan
Baghicha (Basha-Tal) und Hashupa, Shigar-Tal, nahe Skardu und Turmik-Tal (Tormiq), Skardu
Alpine Klüfte; Weltklasse-Epidote sehr ähnlich wie Knappenwand; flachtafelige
semitransparente Kristalle, Zwillinge
Peru
Rosario Mabel Mine (Flor de Peru), Castrovirreyna, Huancavelica (radialstrahlige Kristalle
bis über 10 cm auf Calcit/Quarz)
Russland
Achmatov, Nazjamsker Berge, Rayon Zlatoust, Süd-Ural: Klassikfundstelle, große Kristalle
Katsnaia Iama, Pervoural'sk Region (ausgezeichnete Kristalle bis 5 cm in epidotisierten Porphyriten)
Polkajovka, Kumaca-Gebirge, Süd-Ural: Klassikfundstelle
Kazina Jama, nahe Jekaterinburg, Ural: Neufunde 1997; tiefgrüne Kristalle aus einem Skarn
Verch-Nejvinsk und Kystym, Ural: Gelber, roter und grüner pleochroitischer Epidot als Varietät "Puschkinit"
Schweiz
Kammegg, Guttannen. Die besten Epidote der Schweiz bis 5cm in bis zu 20 cm großen Aggregaten
Spanien
Alicante: Albatera
Badajoz: Burguillos del Cerro (in Skarnen)
Huelva: Rio Tinto Eisenerzrevier
Lleida (Lerida): Casterner de les Olles, Panta d'Escales, Tremp
Südafrika
TRansvaal: Messina District. Kristalle bis 5 cm
USA
Arizona: Santa Teresa Mts., Graham County
Alaska: Green Monster Mine, Prince of Wales Island (Klassikfundstelle)
California: Garnet Hill, Calaveras County
California: Jensen Quarry, Riverside County: Kristalle von Edelsteinqualität bis 12 cm
California: Saline Valley, Inyo County: Kristalle bis 14 cm
California: Miracle Mt. Mine, Calaveras County: Kristalle bis 23 cm
Colorado: Calumet Mine, Chaffee County
Colorado: Ouray und San Miguel Counties: Epidote von Edelsteinqualität
Connecticut: Haddam
Idaho: Seven Devils District, Adams County
Montana: Bald Mountain, Jefferson County: Kristalle bis 10 cm
Nevada: Julie Claim, Hawthorne, Mineral County: idiomorphe Kristalle bis 15 cm
New Mexico: Harding Mine, Taos County: langgestreckte Kristalle bis 10 cm
|
Knappenwand, Untersulzbachtal, Österreich
Geologisch handelt es sich bei dem Vorkommen der Knappenwand um Klüfte in Grünschiefer bis Epidotfels an Scharungen mit einem Aplitgang (zitiert: Weninger, H., 1974). Durch den Abbau entstand eine ca. 25 m tiefe, 15 m hohe und 10 m breite Höhle in der Knappenwand, die durch einen schmalen Wandersteig von der Stockeralm aus zu erreichen ist. Der anstehende Epidotamphibolit wird zur Zeit für Schauzwecke freigelegt.
Die Knappenwand im Untersulzbachtal (Hohen Tauern in Österreich) beherbergte die bisher weltweit schönsten, begehrtesten und größten Epidotkristalle. Das Vorkommen wurde 1865 von Alois Wurnitsch entdeckt und gegen 1870 unter der Leitung von Andrä Bergmann zu einem Epidot-Bergbau ungestaltet. Um 1871 gelangten die ersten sensationellen Funde auf den Markt (wenngleich es schon spektakuläre Funde vor der Übernahme durch A. Bergmann gegeben hatte). Die Hochblüte der Superfunde kam gegen 1900 zu ihrem Ende. Von 1905 bis 1956 gab es verschiedene Pächter der Fundstelle, wobei es den letzten Pächtern (Stockmeier und Schuchter) gelang, durch sorgfältige Bergung ausgezeichnete Stufen ähnlich der Superfunde um 1870 zu fördern. Im Jahr 1977 wurde die Fundstelle zunächst für 10 Jahre in die Obhut des NHM Wien übergeben.
Knappenwand-Epidote sind Mineralien-Klassiker und finden sich in fast allen Museen der Welt.
Die stark glänzenden Epidotkristalle der Fundstelle sind langprismatisch; oft wirr und bizarr miteinander verwachsen, als bogenförmige oder kammartige Gruppen und als Kluftbrücken von grüner bis grünschwarzer Farbe. Charakteristisch sind durch tektonische Bewegung mehrfach geknickte und gebogene, wieder verheilte Kristalle. Oft sind die Kristalle vergesellschaftet mit sehr schönem haarförmigem Byssolith (einer Aktinolith-Varietät) sowie, seltener, von klaren, tafeligen Apatitkristallen, Calcit in weißen Rhomboedern, meist undurchsichtigen Albiten und ganz selten von Scheelit oder Titanit. Manchmal tritt auch Quarz, Chlorit, Diopsid und wiederum selten Bavenit auf. Bornit und Molybdänit sind ausgesprochene paragenetische Raritäten.
Älteren Berichten zufolge erreichten manche Stufen bis über 50 cm; es wird auch von armstarken Kristallen in wirr verwachsenen Drusen erzählt. Die Kristalle treten einzeln auf, können aber auch kammartig parallel zu Gruppen verwachsen sein. Die in Calcit eingewachsenen Kristalle wurden durch Ätzen mit verdünnter Salzsäure herausgelöst.
Die Knappenwand wird seit Sommer 2000 vom Zukunftskollegium Nationalpark Hohe Tauern verwaltet; der Abbau geschieht unter Leitung des wissenschaftlichen Instituts für Geowissenschaften der Universität Wien.
Literatur zur Fundstelle
- Fugger,E., 1878; Die Mineralien des Herzogtums Salzburg
- Seemann,R., 1978; Die Knappenwand; Die bedeutendste Epidot-Fundstelle der Welt; Lapis:3, 7/8; 47-53
- Seemann, R., 1987; 125 years Knappenwand: Proceedings (Taschenbuch). ISBN:3900312850
- Weninger, H., 1974; Die alpinen Kluftmineralien der österreichischen Ostalpen; Aufschluss Sonderband :25
Bourg d'Oisans, Dept. Isère, Region Rhone-Alpes, Frankreich
Bourg d'Oisans ist eine Kleinstadt SW von Grenoble und steht als (nicht ganz richtige) Fundstellenbezeichnung für bestimmte alpine Mineralien, darunter auch für Epidot. Die eigentlichen Fundstellen liegen im Einzugsbereich von ca. 5-20 km NE und SW des Gebirgszuges der Grandes Rousses und der Petites Rousses sowie im SW von Bourg d'Oisans. Hervorzuheben sind die Lokalitäten Combe-de-la-Selle nahe Ste. Christophe, N des Massif du Pelvoux, SW des Meije (wo der Epidot mit Prehnit zusammen vorkommt), Balme-Auris, Rampe-des Commères (Route Richtung Briancon), Jouvece, Alpe de Huez, Alpe de Grand Serre, Vau(l)jany und bei Cornillon, von wo 1782 das Typlokalitätsmaterial geborgen wurde (Haüy,R., Minéralogie, 1782) (Anderen Quellen zufolge erst 1801).
Epidot tritt in Amphiboliten (Grünschiefern) auf. Die Kristalle sind langprismatisch bis gedrungen und kommen i.d.R. mit Aktinolith oder Prehnit vor.
Bourg d'Oisans ist eine historische Fundstelle. Exzellente Darstellungen von ästhetischen Oisans-Epidotstufen aus der Sammlung des berühmten französischen Sammlers Romé de l'Isle wurden bereits um 1781 von dem Künstler Gautier d'Agoty auf seinen 60 Farbtafeln graviert (Histoire Naturelle ou Exposition Generale de Toutes ses Parties; die Sammlung von Romé de l'Isle befindet sich im Musee d'Histore Naturelle in Paris). Gute Epidotstufen findet man im Mineralienmuseum von Bourg d'Oisans sowie in vielen renommierten Sammlungen.
Literatur zur Fundstelle
- Legros, M. und A., 2003; Histore des anciennes mines et gites d'Oisans (Kann man noch in dem großen Buchladen gegenüber der Post in Bourg d'Oisans finden)
- Pierrot,R., Picot,P., Poulain, P.A., 1974; Inventaire minéralogique de la France; 05 (Hautes Alpes)
Green Monster und Copper Mountain, Prince of Wales Island, Alaska
Der Green Monster Mountain (899 m) ist auf der Prince of Wales Insel; ca. 52 km WSW von Ketchikan, Alaska. Der Copper Mountain liegt ca. 5 km W vom Green Monster Mountain. Die 210 km lange und 75 km breite Prince of Wales Insel ist mit 4.190 km² die drittgrößte der USA. Die Landschaft ist durch Gletscher und Fjorde geprägt. Beide Vorkommen können fast nur per Hubschrauber erreicht werden.
Vom Green Monster Mountain und vom Copper Mountain stammen tiefdunkelgrüne, fast schon schwärzliche kurzprismatische, nicht selten auch dicktafelige Kristalle, welche bis über 15 cm Kantenlänge erreichen; es wurden Stufen bis 30 cm geborgen. Ein außergewöhnliches Exemplar von etwa 3 kg Gewicht und mit einem perfekt zentral aufstehenden 15 cm Kristall stammt aus einem Fund von 1982.
Besonders attraktiv sind dickblockige Doppelender, auf welchen Japaner Zwillinge sitzen. Im Jahr 2003 gelangen Funde von bis zu 8 cm großen Epidot-Garben. Eine der schönsten Stufen ist ca. 30 cm breit und mit ca. 10 cm großen hochglänzenden Epidoten, klaren Quarzkristallen sowie bis zu 5 cm großen Calcit-Skalenoedern bedeckt. Sehr außergewöhnlich auch hervorragende Paragenesen von Epidot, Quarz und Magnetit sowie atemberaubende große Stufen aus Epidoten und bis zu 6 cm großen Japaner Zwillingen. Die Epidote dieser Fundstelle sind aufgrund ihrer Ausbildung und Größe einmalig und gehören neben denen der Knappenwand zu den weltbesten.
Die ersten hervorragenden Stufen von Weltklasse-Qualität wurden während einer Expedition 1935 von Art Montgomery und Ed Over gesammelt. Im Jahr 1977 wurde die Green Monster Mine von Douglas C. Toland gekauft und wird seitdem von ihm mit seinem Freund Tom Hanna abgebaut.
Das Vorkommen liegt in einer Zone Grossular-Andradit-reicher Skarne mit Quarz, Epidot, Hämatit, Feldspat, Skapolith und Amphibolen.
Neben Epidot wurden feine Japaner-Quarzzwillinge, große Magnetit-Rosetten, Pseudomorphosen von Goethit nach Pyrit, Grossular, Calcit, Amphibole pseudomorph nach Pyroxenen und die weltweit besten Clintonit-Kristallgruppen gefunden. Der Bereich der Fundstellen ist durch intensive metamorphisierte und gefaltete Sedimente geprägt, welche von Granodioriten, Gabbros und Syeniten intrudiert wurden. An den Kontakten zwischen den intrusiven Gesteinen und Marmor wurden Skarne und Aureolen metasomatischer Gesteine gebildet.
Ein ähnliches Vorkommen ist die Jumbo Mine, nahe von Prince of Wales Island, wo ebenfalls Kristalle bis 10 cm vorkamen; als Seltenheit treten hier Pseudomorphosen von Epidot nach Adular auf.
Beide oben beschriebenen Fundstellen werden in der Regel als Prince of Wales Island bezeichnet.
Literatur zur Fundstelle
- Bancroft,P., 1984; Gem and Crystal Treasures of the World
- Toland, D.C., 2004; Green Monster Moutain, Prince of Wales Island, Alaska; Min.Record : 35, 383-404
Imilchil, Hoher Atlas, Marokko
Über ein reichhaltiges Vorkommen von bis zu 0,5 cm großen Kristallen im Hohen Atlas wurde schon 1925 berichtet. Diese traten neben Grossular, Pyrit und Magnetit auf (Barthoux). Dieses lag im Bachbett des Asif Melloul (Flüsschen Melloul, südlich von Imilchil, Massiv des Jebel Tamchraramt, Hoher Atlas, Höhe 2.160 m), die Kristalle waren aber schlecht ausgebildet. Das geologische Bildungsumfeld sind die inmitten von Gabbros und Dioriten liegenden Episyenite.
Die Kristalle sind i.d.R. kurzprismatisch und treten oft als radialstrahlige Aggregate auf Quarzkristallen und Quarzrasen auf. Manchmal sitzen auf den Aggregaten Pyrit-Pentagondodekaeder.
Seit etwa 2000/2001 werden am Ende des Hochtals des Asif Melloul, sowie nahe Tirrhist teilweise hervorragende Stufen hochglänzender, pistazienfarbener bis tiefolivgrüner, fast schwarzgrüne Epidote, meist auf Quarz oder Orthoklas-Kristallen bis mehrere Zentimeter Länge, gefunden.
Um 2008 wurden erstmals auch tiefgrüne bis schwärzlichgrüne blockige Kristalle geborgen.
Literatur zur Fundstelle
- Barthoux, I., 1925; Quelques mineraux du Maroc; Bull.Soc.Franc.Min.:48, 226-235
- Jahn,S., Bode, R., Lyckberg,P., Medenbach,O., Lierl, H.J., 2004; Marokko-Land der schönen Mineralien und Fossilien
- Permingeat,F., 1991; Introduction a la mineralogie du Maroc; Notes Me. Serv.Geol.Maroc:336, Tome 2
Mina Rosario Mabel, Castrovirreyna, Pampa Blanca, Huancavelíca, Peru
Im Jahr 1996 gelangten hervorragende Epidotstufen mit meist garbenförmigen Aggregaten und Kristallen bis über 10 cm auf den Mineralienmarkt. Diese Stufen stammten aus der Mina Rosario Mabel bei Castrovirreyna, Provinz Huancavelíca; eine Grube, welche von ihrem Besitzer nur auf Mineralstufen abgebaut wurde. Bis zum Jahr 1998 gelangten sehr große Mengen feiner Epidotstufen auf den Markt. Die Besitzrechte des Claims wurden 1999 an G. Russo verkauft, der von da an die Grube "Flor de Peru II" nannte.
Epidot kommt in einem Kalksilikatfels in einer Kontaktzone zwischen Granit und karbonatischen Gesteinen vor. Begleitmineralien sind Calcit, Quarz (Bergkristall und Japaner Zwillinge) und rötlich-gelblichbrauner Andradit in etwas über 2 cm großen Kristallen.
Der Epidot bildet meist feinnadelige oder sehr flachtafelig-gestreckte tiefolivgrüne Garben; dickere Kristalle mit Endflächen sind eher selten.
Literatur zur Fundstelle
- Hyrsl,J., Rosales,Z., 2003; Peruvian Minerals: An Update. Min.Record:34,241-254
Shigar und Tormiq-Täler, Skardu, Pakistan
Die mittlerweile weltberühmten Epidote Pakistans wurden und werden immer noch in alpinen Amphibolit- (Grünschiefer)Klüften (bzw. -Kluftsystemen) im Shigar- und im Tormiq-Tal nahe Skardu, Northern Areas gefunden. Das Tormiq-Tal liegt parallel zum Shigar-Tal an der Westseite der Haramosh-Gebirgskette. Die Amphibolit-Klüfte setzen sich oberhalb Alchuri und Hashupa im Shigar-Tal fort; es gibt auch gelegentliche Amphibolit-Schiefer oberhalb Arondo im Basha-Tal.
Die langprismatischen, tief olivgrünen Kristalle sind fast identisch mit den Epidoten von der Knappenwand und erreichen individuelle Längen bis ca. 15 cm. Sie haben i.d.R. zwei ausgebildete Endflächen. Es wurden ellenlange Kristalle mit der Dicke eines Handgelenks gefunden. Die Kristalle wachsen parallel zueinander und bilden teilweise Brücken zwischen den Klüften. Die pakistanischen Epidote werden neben Knappenwand- und Green Monster-Epidoten zu den weltbesten gezählt. Leider werden immer wieder die besten Kristalle durch die Bergung mittels Dynamit zerstört.
Aus neueren Funden in den 1990er Jahren stammen auch transparente bis wasserklare und semitransparente, goldolivgrüne flache Doppelender in ungewöhnlichen Größen und Kristalle in fischgräten-ähnlichen Formen; nicht selten begleitet von Titanit-Kristallen. Das paragenetisch vorkommende Mineral Hedenbergit ist charakteristisch für die Tormiq- und Shigar-Epidote.
Auf der 1988er Denver Mineralienbörse wurde von den Händlern Miriam und Julius Zweibel eine der weltschönsten Epidotstufen aus Pakistan angeboten. Die Kristalle von Edelsteinqualität waren bis 11 cm lang, die flügelähnliche Stufe ca. 15 cm groß. Für den geforderten Preis hätte man sich eine Flotte von PKW kaufen können.
An weiteren Mineralien treten farbloser Apatit, Calcit, Amiant, Titanit, Axinit und Diopsid auf.
Literatur zur Fundstelle
- Hammer,M.F., Werth,A., 2004; Pakistan's alpine type clefts:Rivaling the alps; in: Pakistan: Minerals, Mountain and Majesty; englischsprachige Ausgabe des Lapis Sonderheftes :24 (Edle Steine vom Dach der Welt)
Berg Khowrin in Merkazi, Iran
Anfang der 2000er Jahre kamen attraktive Stufen mit dunkelolivgrünen bis schwärzlichen, prismatischen, in der Regel gut ausgebildeten flachen bis tafeligen Epidotkristallen bis zu 10 mm Kantenlänge auf die Märkte, deren Fundort - allerdings falsch, wie sich später herausstellte - als „Zagros Mts (Kuhha-ye Zagros)" angegeben wurde.
Diese Epidote stammen authentisch aus Kuh-e Khowrin (Kuh-e Khorram) nahe dem Dorf Kuhandan und der Stadt Saveh im Gebiet Tafresh in der Provinz Markazi, ca. 245 km SW von Teheran im Iran.
Die teilweise hochglänzenden Epidote kommen in und auf einer massive Epidotmatrix (Pistazit) vor. Die monomineralische Epidot-Mineralisation tritt in einem Kontaktbereich zwischen metamorphen Gesteinen des Orumieh-Dokhtar-Vulkangürtels im Gebiet Kuhandan, östlich von Tafresh auf, wo oligo-miozänische Granite und Tonalite eozänische vulkanische Gesteine mit zwischenliegenden Kalksteinen intrudierten. Bedingt durch hydrothermale Alterung und Kontaktmetamorphose wurden polymineralische Skarne (bzw. „Pistazit-Skarne“) gebildet, welche wesentlich aus Epidot bestehen.
Das Vorkommen soll erschöpft sein (Hairapetian, V., 2006).
Literatur
- Hairapetian, V., 2006; mindat.org
- Le Regne Mineral, 44; 2002.
Epidot aus Europa
Epidot aus Asien
Epidot aus Afrika
Epidot aus Nord- und Südamerika
Literatur zu den Fundstellen
- Chatterjee, N.D., 1962; Vesuvianite-epidote paragenesis as a product of greenschist facies of regional metamorphism in the Western Alps. Beiträge zur Mineralogie und Petrographie: 8: 432-439.
- Exel, R., 1993; Die Mineralien und Erzlagerstätten Österreichs
- Grammaccioli, C.M., 1975; Die Mineralien der Alpen
- Lacroix, A., 1922; Mineralogie de Madagascar
- Minerali, 1972: Handbuch der Mineralogie, Band 3 (in russisch)
- Seemann, R., 1987; Epidotfundstelle Knappenwand. Geschichte, Geologie, Mineralien. 2nd ed., Bode Verlag, Haltern, Germany, 48 pp.
- Strasser, H., 1989; Die Minerale Salzburgs
- Weninger,H., 1974; Die alpinen Kluftminerlien der österreichischen Ostalpen. Sonderheft 25, Der Aufschluß.
- Weiner, K.L., 1987; Steckbrief Epidot; Lapis:12, 9, 6-10
Links
Quellenangaben
Einordnung