Erythrin
Bekannteste weltweite Vorkommen
Deutschland
Schneeberg im Erzgebirge
Schneeberg ist eine Stadt im sächsischen Landkreis Aue-Schwarzenberg, liegt an der Silberstraße im oberen Westerzgebirge und gehört zum Städtebund Silberberg. Die über 500-jährige Geschichte Schneebergs ist vom Bergbau geprägt.
In der Umgebung von Schneeberg-Neustädtel wurde seit etwa 1350 Zinnbergbau und auf dem Schneeberg ab etwa 1450 Wismutbergbau betrieben. Silberfunde gab es auf der 1453 verliehenen Alten Fundgrube zunächst nur in bescheidenem Umfange. Erst im September 1470 wurde in der Neuen oder Rechten Fundgrube erstmals Silbererz in nennenswertem Umfang gefunden. In der Zeit vom 6. Oktober 1471 bis 25. Dezember 1471 brachte diese Grube bereits 1,43 t Silber aus. Diese Funde, genau zu der Zeit, in der der gesamte Freiberger Bergbau mit nur 170 kg Jahresausbringen an Silber eine erste Krise erlebte, verursachten ein lautes Berggeschrei und einen gewaltigen Zustrom von Bergleuten. Dies führte 1471 zur Gründung der Siedlung Schneeberg, die bereits am 9. Dezember 1481 das Stadtrecht erhielt. Die Intensivierung des Bergbaus in Schneeberg führte dazu, dass bereits 1477 innerhalb dieser Begrenzung 56 Gruben und außerhalb 176 Gruben in Betrieb gewesen sein sollen.
Nachdem die Silber-Erzvorräte erschöpft waren, wurde ab 1652 bis etwa 1673 und dann wieder ab 1780 Kobalt- und Bismuterz abgebaut (1). Das Schneeberg – Neustädtler Revier (Neustädtel ist heute ein Ortsteil von Schneeberg) war für Jahrhunderte das weltgrößte Vorkommen von Kobalterzen. Ab dem 20. Jh. begann der Bergbau auf Uran.
Die bekanntesten Gruben des Schneeberg – Neustädtler Reviers waren:
- Adam Heber Fundgrube (Schacht 43), Neustädtel
- Grube Daniel, Neustädtel
- Neuhilfe Flacher, Grube Junge Kalbe, Neustädtel
- Grube Peter und Paul, Neustädtel
- Grube Rappold, Neustädtel
- Siebenschlehen Fundgrube (Schacht 10), Neustädtel
- Walpurgis Flacher, Grube Weißer Hirsch (Schacht 3), Neustädtel
- St Georg Fundgrube, Revier Schneeberg
- St Georg Fundgrube, Revier Schneeberg
- Katharina Flacher, Türkschacht (Schacht 83
- Grubenfeld Wolfgang Maaßen, Revier Schneeberg
Geologie
Die Co-, Ni-, Bi-, Ag- und tw- U-Erze kommen in der Schneeberger biconi-Ag-U-Formation in Quarz-Karbonatgänge vor.
Typlokalität
Das Schneeberger Revier gilt neben weiteren Vorkommen im sächsischen und böhmischen Erzgebirge sowie in Thüringen als Typloklaität von Erythrin.
Verwendung der Kobalterze
Aus den Kobalterzen wurde in Blaufarbenwerken das Pigment Kobaltblau (Kobaltaluminat) hergestellt, welches in der Porzellan- und Glasindustrie Verwendung (Meißner Porzellan, Delfter Kacheln, chinesisches Porzellan und venezianisches Glas) fand. Das Blaufarbenwerk Schneeberg (1568 bis um 1580) war das erste kleinere Blaufarbenwerk in Sachsen.
Der Herstellungsprozess und die erzeugten Verbindungen wurden sehr übersichtlich in Meyers Konversationslexikon (4. Aufl., 1885-1892) dargestellt. Interessant ist, dass neben dem Haupt-Kobalterz Skutterudit (bzw. dessen Varietät Smaltit) auch Erythrin als Erz verwendet wurde.
„Die Kobaltblüte (Erythrin) findet sich auf Lagerstätten der Kobalterze, besonders mit Speiskobalt (Skutterudit), und ist durch Oxydation des letzteren und kobalthaltiger Kiese entstanden und ausgeglüht. Der Kobaltbeschlag ist ein Gemenge von Kobaltblüte und arseniger Säure. Fundorte: Biber und Richelsdorf in Hessen, Kamsdorf, Schneeberg, Annaberg, Wittichen im Schwarzwald, Geier in Tirol, Joachimsthal und Platten in Böhmen, Norwegen und Schweden. Wo Kobaltblüte und Kobaltbeschlag in größerer Menge vorkommen, werden sie mit andern Kobalterzen in den Blaufarbenwerken benutzt.
Kobaltverbindungen werden meist direkt aus den Erzen hergestellt, indem ein bei der Nickelgewinnung abfallendes arsenhaltiges Produkt, die Kobaltspeise, geröstet wird und das zurückbleibende Gemisch von Kobaltoxyden und Kobaltarsenverbindungen (Zaffer, Saflor, Kobaltsaflor) direkt auf blaue Farben verschmolzen. (Durch das Rösten von Kobalterz mit Sand oder Quarz entsteht „Zaffer“, ein unreines Kobaltoxid mit Arsenbestandteilen).
Kobaltsilikat (kieselsaures K.) ist prachtvoll blau gefärbt und bildet mit kieselsaurem Kalium die Smalte (s.d.); Kobaltaluminat entsteht beim Glühen von Kobaltsalzen mit Tonerde (Thenards Blau, Kobaltultramarin, Kobaltblau, Leithner oder Leidener Blau, Königsblau); Kobaltzinkoxyd, ähnlich gewonnen, ist Rinmanns Grün (Kobalt-, Sächsisch-, Türkisgrün, grüner Zinnober). Von den dreiwertigen Kobaltiverbindungen sind nur Oxyde und komplizierte Salze (z.B. Kobaltammonsalze) beständig; Kobaltoxyd (Kobaltioxyd), schwarz, im Handel Oxydul enthaltend, durch Glühen des Hydroxyds dargestellt, dient zum Blaufärben in der Keramik und Glasfabrikation. Kobaltikaliumnitrat (Kobaltoxydkaliumnitrat), gelber Niederschlag aus Kobaltosalzen durch salpetrigsaures Kalium und Essigsäure (Kobaltgelb, Indischgelb, Fischers Salz).
Die Kobaltblüthe findet sich auf Lagerstätten der Kobalterze, besonders mit Speiskobalt, und ist durch Oxydation des letztern und kobalthaltiger Kiese entstanden und ausgeglüht. Der Kobaltbeschlag ist ein Gemenge von Kobaltblüthe und arseniger Säure. Fundorte: Biber und Richelsdorf in Hessen, Kamsdorf, Schneeberg, Annaberg, Wittichen im Schwarzwald, Geier in Tirol, Joachimsthal und Platten in Böhmen, Norwegen und Schweden. Wo Kobaltblüthe und Kobaltbeschlag in größerer Menge vorkommen, werden sie mit andern Kobalterzen in den Blaufarbenwerken benutzt.
(1) Als Mineral ist Wismut im Erzgebirge, speziell im Schneeberger Revier, jedoch schon sehr lange bekannt, sicher seit Mitte des 15. Jahrhunderts. Es gibt einen Bericht, dass es bereits 1463 eine Wismutgrube in Neustädtel gab; eine erste ausführliche Beschreibung des „plumbum cinereum“ mit dem Metall "bisemuthum" gab AGRICOLA in seinem 1546 erschienenen Werk „De natura fossilum“.
Die Co-, Ni-, Bi-, Ag- und tw- U-Erze kommen in der Schneeberger biconi-Ag-U-Formation in Quarz-Karbonatgänge vor
Literatur
- AGRICOLA, G. (1546): De natura fossilium, Libri X. Buch I, p. 186 und Buch VIII, p. 339-340
- Baumann, Kuschka, Seifert, 2000; Lagerstätten des Erzgebirges
- Bode, R. , 1982; Die Mineralien Schneebergs. Emser Hefte 4 (1), 38-71.
- Bruchmüller, W., 1897; Wilhelm Bruchmüller: Der Kobaltergbau und die Blaufarbenwerke in Sachsen bis zum Jahre 1653.
- Flach, S. ,1982; Der Bergbau von Schneeberg. Emser Hefte 4 (1), 15-31
- Frenzel, 1874; Mineralogisches Lexicon für das Königreich Sachsen, Leipzig
- Kapf, F., 1792; Beyträge zur Geschichte des Kobolts, Koboltbergbaues und der Blaufarbenwerke. Breslau
- Kobald Contracts Casse; 1776-1779; Kobaltbergbau in Schneeberg ; Belege und Quittungen, , Rechnung auf die Jahre 1776 bis 1779. Band mit 149 Belegen in deutscher Handschrift.
- Lahl, 2005; Von 1470 bis 1956: Der Schneeberger Bergbau. LAPIS 7/8, 13 ff.
- Lieber, W. and Leyerzapf, H., 1986, German Silver. An Historical Perspective on Silver Mining in Germany, Mineralogical Record, 17: 3-18.
- Meyers Konversationslexikon, 1885-1892; 4. Auflage
- Wagenbreth, Wächtler, 1990; Der Bergbau im Erzgebirge - Technische Denkmale und Geschichte, 207 ff.
Richelsdorfer Gebirge
Richelsdorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Wildeck im Landkreis Hersfeld-Rotenburg im Nordosten von Hessen. Der Begriff "Richelsdorfer Gebirge" beschreibt den NW - Ausläufer des Thüringer Waldes im N von Hessen, in welchem für lange Zeit ein reger Bergbau auf Kupferschiefer umging. Das Bergbaugebiet wird in etwa durch die Orte Richelsdorf (im Osten), Sontra (im Norden) und Bebra (im Westen) begrenzt.
Der Bergbau im Richelsdorfer Gebirge ist urkundlich seit 1460 belegt. Es wurde nach Kupfer, Kobalt und Schwerspat gegraben. Die im Jahre 1499 festgelegte Bergwerksordnung von Sontra war Vorbild vieler andere Bergwerksordnungen in Deutschland.
Abgebaut wurde der Kupferschiefer schon im 15. Jhd., die Blütezeit des Kupferabbaues fällt aber in das 17. Jh. Der Bergbau hatte eine umfangreiche regionale Entwicklung zur Folge, es kam zur Errichtung etlicher Schmelzwerke. Anfang des 18. Jhd.
(seit 1708) wurde auch der Abbau von Kobalt- und Nickelerzen für die Farbherstellung hinzu, welche auf den Kobaltrücken des Kupferschiefers bauten.
1813 gab es insgesamt 31 Förderschächte, 17 für Kupferschiefer und 14 für Kobalt. Der Abbau von Kobalt erreichte Ende des 18. Jahrhunderts seine größte Blüte.
Ab 1850 kam es zu einem langsamen Zusammenbruch des Bergbaus. Die Gründe waren: schlechte Verkehrsanbindungen, geringer Fortschritt im Vergleich zu anderen Gebieten (z.B. keine Wagenförderung), Konkurrenz des Auslandes, fallende Kupferpreise, Erschöpfung der hochverezten Partien. 1882 kam es kam zum Ende der 2. Phase, auch der Kobaltbergbau kam zum Stillstand.
Mit dem rapiden Verfall des Kupferpreises und der Entwicklung des künstlichen Ultramarins ging auch der Kupferschieferbergbau des Richelsdorfer Reviers dem Ende zu.
Man baute ab ins 19. Jahrhundert hinein, in den später 1930er Jahren und nach dem 2. Weltkrieg nochmals bis 1955 Kupferschiefer und "Sanderz" ab (beide ca 1 % Kupfer). Eine Weile war der Bergbau auf Kobalt erfolgreich (auf Verwerfungen des Kupferschiefers, sogenannte Rücken, zum Schluss wurde ab dem 19. Jh. bis ca 1965 noch Baryt abgebaut. 1956 schließlich hatte der Kupferschieferbergbau entgültig ein Ende. Der mit dem Ende des Kupferschiefers aufgekommene Barytabbau dauerte noch bis 1963 an, wenngleich auch noch Vorkommen anstehen.
Der Schwerpunkt des Bergbaus fand vorwiegend im Süden des Gebirges statt (Südmulde des Zechsteins, nur der Reichenbergschacht zwischen Dens und Weissenhasel war in der Nordmulde gelegen. Der Reichenbergeschacht förderte trotz hoher Investitionen insgesamt nur kurze Zeit ab den 1940 Jahren und musste schließlich wegen massiver Wassereinbrüche aufgegeben werden).
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Die bekanntesten Gruben des Richelsdorfer Reviers sind:(1)
- Wechselschacht (Grube Wilhelm) (bekannt vor allem für Arsenate wie Erythrin, Weilit oder Sainfeldit)
- Grube Schnepfenbusch bei Bauhaus
- Grube Münder bei Nentershausen
- Friedenschacht bei Süß
- Grube Wolfsberg bei Iba (Serpierit/Posnjakit-Verwachsungen auf Schieferton)
Das häufigste Kobalterz war Skutterudit, nicht Cobaltit. Die Arsenate haben sich in der Regel durch Einwirkung arsenathaltiger, saurer Wässer (Produkte der Oxidation der primären Erze) auf Dolomit oder Calcit gebildet. Die Richelsdorfer Co- und Ca-Arsenate finden sich daher typischerweise auf einer karbonatreichen Matrix. Darin sind oft noch Erzkörner eingeschlossen, doch untersucht im allgemeinen niemand, um welches Erz es sich dabei handelt.
Die bekanntesten Mineralbildungen des Richelsdorfer Gebirges sind mit Sicherheit die Calciumarsenate. Für eines von ihnen, den Pikropharmakolith, ist das Revier die Typlokalität. Das Mineral kommt mit anderen Ca-Arsenaten auf Versatzmatrix vor, in Kristallen bis über 1 cm Länge und oft in reichen Belägen. Von den Primärmineralen sind kleine glänzende Milleritnadeln, Kristalle von Nickelin und Nickel-Skutterudit sowie Skutterudit erwähnenswert.
(1)Fundortangaben zu Richelsdorfer Mineralen
Dachsberg oder (Dachsbusch), Herzberg bei Bauhaus, Bauhaus, oder Richelsdorf.
Diese Angaben sind keinem genauen Fundpunkt zuzuordnen. Die Vorkommen liegen z.T. Untertage und sind nur mit genauem Wissen, um welche alten Baue, Gänge oder Halden es sich handelt, zuzuordnen. Sicher ist bei solchen Fundortangaben nur der Richelsdorfer Kupfer-, Kobalt-, Nickel-, Baryt-Bergbau.
Literatur
- Beudant,F.S. (1832). Traite elementaire de Mineral., 2. Aufl. Buch. (Erythrin)
- Cancrinus,F.L. (1767). Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke in Hessen, in dem Waldekkischen, an dem Haarz, in dem Mansfeldischen, in Chursachsen und in dem Saalfeldischen. Andreaische Buchhandlung, Frankfurt an dem Main 1767.
- Gundlach H. & Stoppel D. (1966): Zur Geologie und Geochemie der Schwerspatlagerstätten im Unterwerra-Grauwackengebiet. - hess. L.-Amt Bodenforsch. 94; 310-337.
- Gundlach H. & Stoppel (1983): Zur Schwerspat-Mineralisation und Zechstein-Stratigraphie im Richelsdorfer Gebirge (NE-Hessen) Z. Dt. Ges. Geowiss. Band 134, 247-268.
- Messer,E. (1997). Die Erz- und Gangartminerale der kobaltnickelhaltigen Schwerspatgänge im Richelsdorfer Gebirge. Aufschluss, Jg.48, Nr.1, S.1-15.
- Raabe, J., 1986; Zwangsarbeit bei der Kurhessischen Kupferschieferbergbau Sontra 1940 – 1945; Erkundungen, Studien und Dokumente
- Röhring M. (1998): Bergbau im Richelsdorfer Gebirge im 20. Jahrhundert, die Gewinnung von Kupferschiefer und Schwerspat bei Sontra in Hessen. - Hessische Forschungen zur geschichtlichen Landes- und Volkskunde 33,356 S. • Thienhaus R. (1941): Schwerpatgänge des Richelsdorfer Gebirges. - Z. angew. Min. 3, 21-52.
- Schnorrer-Köhler, G.; 1983; Die Minerale des Richelsdorfer Gebirge (3. Forts.). Aufschluss 3/1983, S.93-109.
- Schnorrer-Köhler, G., 1983, Die Minerale des Richelsdorfer Gebirge. Aufschluss 12/1983, S. 535-40.
- Schnorrer-Köhler, G., 1984; Die Minerale des Richelsdorfer Gebirge (2. Forts.). Aufschluss 2/1984, S.37-61.
- Schnorrer-Köhler, G., 1984; Die Minerale des Richelsdorfer Gebirge (Schluß). Aufschluss 4/1984, S.119-36.
- Schnorrer-Köhler, G., 1986; Mineralogische Notizen III. Aufschluss, Jg.37, Nr.7, S.245-54.
- Schnorrer-Köhler, G., 1988; Mineralogische Notizen IV. Der Aufschluss, 39, 153-168
- Sippel, K., 1999; Der Kupferschieferbergbau im Richelsdorfer Gebirge. Führungsblatt zu spätmittelalterlichen Relikten bei Iba und Nentershausen, Kreis Hersfeld-Rotenburg. (Archäologische Denkmäler in Hessen, Heft 134.) Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden ISBN 3-89822-134-2
- Stoppel,D. & Gundlach,H. (1978). Zur Geologie und Bergbaugeschichte der Schwerspat- und Kobalterzvorkommen im Unterwerra-Grauwackengebirge und Richelsdorf. Aufschluss, Sonderb.28, S.261-85.
Wittichen im Schwarzwald
Wittichen, besser bekannt unter dem Namen der wichtigsten Grube Sophia, liegt im Böckelsbachtal bei Schenkenzell im Schwarzwald. Das erste Schriftstück, welches belegt, dass es im Gebiet von Wittichen Bergbau gab, ist eine Urkunde aus dem Jahr 1517, welche bestätigt, dass die Bergarbeiter ihre benötigten Lebensmittel zollfrei einführen durften. Andere Nachweise, weder aus dem Mittelalter noch aus der Renaissance, sind nicht bekannt.
Erst im ersten Drittel des 18. Jh. wurde der Bergbau wieder aufgenommen. Auf den alten Halden wurde Kobalterz entdeckt, welches man in den vorausgegangen Jahrhunderten noch nicht kannte, das jetzt aber ein gesuchtes Ausgangsmaterial für blaue Farbpigmente war. Neben diesen Kobalterzen wurden auch Silbermineralien gefunden, woraus die Prospektoren schlossen, dass es in der Vergangenheit einen Bergbau auf Silber gegeben haben musste. Kobalterz wurde im Jahr 1725 in 21 Stollen und Schächten gefördert, wobei lediglich die Grube St. Joseph Gewinne erzielte. Viele der Gruben wurden stetig bezuschusst und mussten ums Überleben kämpfen. Der Wittichener Kobaltbergbau durchlief in einer fast hundertjährigen Geschichte bis zum Jahr 1836 Höhen und Tiefen und wurde letztlich wegen Unwirtschaftlichkeit eingestellt.
Im Jahr 1736 wurde ausgehend vom Stollen St. Joseph der Gang Sophia angeschlagen, in welchem man bedeutende Mengen an Silber- und Kobalterz fand. Dieser Gang wurde in den Folgejahren zur gewinnträchtigsten Grube ausgebaut, aus deren Silber sogar ein Ausbeutetaler geprägt wurde. Doch auch diese berühmte und wohl ertragreichste Grube fiel den wirtschaftlichen Problemen zum Opfer. Der Abbau wurde nach fast achtzig Jahren im Jahr 1816 eingestellt. Ein zweiter Versuch, den Silberbergbau auf der Sophia wieder zu beleben, erbrachte zwar an die 490 kg gediegenes Silber, führte aber schließlich zur endgültigen Einstellung im Jahr 1856.
Bis zur endgültigen Aufgabe des Bergbaus gab es, mit Unterbrechungen, unterschiedlichen Abbau der Baryt-, Flussspat- und Uranmineralisation. Im Jahr 1939 endete der Bergbau im Revier Wittchen.
Literatur
- Bliedtner, M., Martin, M.; 1986; Erz- und Minerallagerstätten des Mittleren Schwarzwaldes, Geol. L.-Amt Baden-Württ., Freiburg
- Hoppe, A., Foellmer, A., Noeltner, Th., 1993: Historischer Erzbergbau im Schwarzwald und Schwermetalle in Böden der Staufener Bucht. In: H.Steuer, Zimmermann U. (Hrsg.), Montanarchäologie in Europa. Archäologie und Geschichte 4, Sigmaringen, 249-254
- Markl, G., Lorenz, S., 2004; Silber Kupfer Kobalt. Bergbau im Schwarzwald, Schriftenr. d. Mineralienmus. Oberwolfach, Bd. I
- Steen, H., 2004; Geschichte des modernen Bergbaus im Schwarzwald. 485 S., zahlr. Abb., Norderstedt (Books on Demand GmbH)
Spanien
Cerro Minado und Molvizar in Andalusien
Die beiden Kupfer- und Kobaltlagerstätten Cerro Minado und Molvizar liegen zwar ca. 230 km voneinander entfernt, sind jedoch geologisch und mineralogisch so ähnlich, dass sie gemeinsam beschrieben werden können. Die Lagerstätten liegen in der Cordillera Betica, einem ca. 500 km langen und 100 km breiten Gebirge in Andalusien im SW Spaniens; innerhalb dieser Kordillere liegt südlich der Sierra Nevada und dem Mittelmeer die Sierra de las Alpujarridas, ein aus mehreren Decken aufgebautes Gebirge aus einem paläozoischen Grundgebirge und einem oberen triassischen Teil aus karbonatischen Gesteinen. In diesen Kalksteinen und Dolomiten gibt es zahlreiche Cu-Pb-Zn-Mo sowie Cu-Ag-Cu-Vererzungen, welche wahrscheinlich durch syngenetisch-sedimentäre Bildung entstanden sind. (ähnlich alpiner Lagerstättenbildungen in Brixlegg-Schwaz in Tirol, resp. Bleiberg in Kärnten).
Der Berg Cerro Minado liegt nahe der Stadt Huercal-Overa in der Provinz Almeria. In einem offenen Tagebau wurden seit Beginn des 20. Jh. Kupfer- und Silbererz abgebaut; im Jahre 1959 gab es eine Konzession auf den Abbau von Kobalterz, welche jedoch nach einem Jahr wieder aufgegeben wurde, da das Kobalterz Erythrin sicht als abbauwürdig erwies.
Dessenungeachtet bieten die Aufschlüsse eine sehr interessant Mineralisation mit unterschiedlichster Zusammensetzung . Bei Sammlern bekannt sind die sehr gut ausgebildeten Erythrine. Die Kristalle sind oft nur im mm-Bereich, bilden jedoch extrem scharfe keilförmige monokline Prismen, welche meist in Kristallbüscheln aggregiert sind. Charakteristisch für Cerro Minado-Erythrine ist die Transparenz und der hohe Glanz der Kristalle. Die besten Erythrine kamen bisher in der "Cantera Norte", d.h. dem nördlichen Teil des Tagebaus vor.
Paragenetisch treten auf: Erythrin in rosa bis rosavioletten Kristallen in silikatischem Dolomit, Co-Olivenit und Co-Smithsonit, Konichalcit, Annabergit, Aragonit, Azurit und Malachit. Sehr selten sind Erythrinkristalle von grüner Farbe, welche durch eine Dominanz von Nickel hervorgerufen wird. (GRÖBNER, J., FERNANDEZ PÉRIZ, M.A.,2003)
Molvizar ist ein kleines Dorf in der Provinz Granada nahe der Costa Tropical, nicht weit entfernt von der Stadt Motril. Etwa 3-4 km W des Dorfes wurden in der Mina La Encontrada seit Mitte des 19. Jh. Cu- und Ag-Erze abgebaut, wenngleich dieses Vorkommen schon den Arabern während derer Besetzung Andalusiens vom 8. bis 14. Jh. bekannt war und wo diese wahrscheinlich Cu-Mineralien und Erythrin zur Herstellung von Pigmenten für ihre Keramikproduktion förderten.
Erythrin kommt in mm-großen Kristallen in einer Grube paragenetisch mit Tirolit, Konichalcit, Azurit und schönen grünen Annabergitkristallen vor. (ARANA CASTILLO, R.)
Literatur
- Arana Castillo, R., 1972; Investigaciones mineralogicas en Sierra Nevada. Tesis Doctoral, Univ. Granada
- Gröbner, J., Fernandez Périz, M.A., 2003; Die Mineralien des Kupfer-Kobalt-Lagerstätten Molvizar und Cerro Minado in Andalusien, Spanien. Mineralien Welt, 14(3), 44-53.
- Gröbner, J., Fernandez Périz, M.A., 2006; Los minerales de los yacimientos de Cu y Co de Molvizar y Cerro Minado en Andalucia. Revista de Minerales, 3, 1, 48-56.(in Spanish). Versions simultaneously published in Catalan (Mineralogistes de Catalunya) and in English version (Mineral Up)
Österreich
Brixlegg in Tirol
Brixlegg liegt im mittleren Unterinntal am Eingang des Alpbachtales in Tirol.
Geologisch ein Teil eines Bandes kalkalpiner Gesteine, welches sich im S des Inntals von Schwaz bis Wörgl erstreckt. Die Dolomite zwischen Brixlegg und Wörgl und die relativ wenigen Kalkvorkommen wurden im Trias gebildet.
In Brixlegg wurde wahrscheinlich schon in der Kupfersteinzeit (vor ca. 6.000 Jahren v.Chr.) Kupfererz verhüttet. Der berühmte Ötzi, bzw. die Mumie vom Hauslabjoch trug ein Kupferbeil. Seit dem Mittelalter (etwa ab 1463 ; erste Erwähnung) wurde Kupfer- und Silbererz in mehreren Gruben in Brixlegg und in den Bergen der Umgebung abgebaut .Im Jahr 1505 wurde in Brixlegg eine Silberschmelze und kurz darauf eine Kupferhütte errichtet.
Eine der wichtigen Teillagerstätten war der etwa 2 km SSE von Brixlegg gelegene Silberberg mit zahlreichen Einbauen, Pingen und Halden um die Silberbergalm und Geierköpfl. Haupterz war in Dolomit disseminiertes Fahlerz (Tetraedrit, Tennantit und Schwazit) mit feinkörnigem Enargit und Bornit, daneben auch Galenit und Pyrit, Kobalterz und Sphalerit (PIRKL, H., 1961). Stellenweise betrug der Nickel- und Kobaltgehalt zwischen 1 und 38%. Fahlerzabbau fand von 1460 bis 1569 statt; 1941—1944 existierte ein Abbau von Co-Ni-Erze.
Ein weiteres bekanntes Vorkommen wurde in Geyer, nahe der Gemeinde Zimmermoos, etwa 2-6 km Luftlinie ESE von Brixleg in den Gilgenstollen, den Stollen 196 und 197 sowie dem Friedlingstollen abgebaut. Die Kupfervererzungen am Geyer zeigen eine Fe-Co-Ni dominierte Mineralparagenese aus Pyrit, Vaesit-Cattierit sowie Gersdorffit-Cobaltit-Arsenopyrit.
Literatur
- Arlt, T., Diamond, L. W. (1998): Composition of tetrahedrite-tennantite and “schwazite” in the Schwaz silvermines, North Tyrol, Austria. – European Journal of Mineralogy, 62, 801-820.
- Gasser, G., 1913: Die Mineralien Tirols
- Goldenberg, G. & Rieser, B. (2004): Die Fahlerzlagerstätten von Schwaz/Brixlegg (Nordtirol). Ein weiteres Zentrum urgeschichtlicher Kupferproduktion in den österreichischen Alpen. In: Weisgerber, G., Goldenberg, G. (Hrsg.), Alpenkupfer - Rame delle Alpi. Der Anschnitt, Beiheft 17, 37-52.
- Gstrein, P., 1988; Geologie, Mineralogie und Bergbau des Gebietes um Brixlegg, in: Brixlegg, eine Tiroler Gemeinde im Wandel der Zeiten, Hg. Sepp Landman; S. 11 - 62.
- Krismer, M., Köhl, B., Tropper, P., 2011; MIneralogische Charakterisierung der Co-und Ni-reichen Kupfererze des Geyer-Reviers bei Brixlegg (Tirol). Mttlg. Öst. Min. Ges., 157.
- Pirkl, H. (1961): Geologie des Trias-Streifens und des Schwazer Dolomits südlich des Inn zwischen Schwaz und Wörgl (Tirol). Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt (Wien), 104:1-157.
- Poeverlein, R. & Gröbner, J. (2007): Der Bergbau Geyer bei Rattenberg in Tirol und seine Mineralien. Lapis 32 (2), 34-39; 50.
- Schmidegg, O. (1951): Die Erzlagerstätten des Schwazer Bergbaugebietes, besonders des Falkenstein. Schlern-Schriften 85, 36-58.
- Schnorrer, G. (1994): Die Sekundärminerale des Bergbaugebietes Schwaz-Brixlegg in Tirol. Lapis, 19 (7-8), 41-69; 77-78.
- Schnorrer, G. (1996): Neue Sekundärminerale des alten Bergbaureviers Schwaz-Brixlegg in Tirol. Lapis 21 (12) 16-19; 58.
- Schwerste, R., 1934: Die Verbreitung des Elementes Arsen in ihrer Beziehung zum Gebirgsbau der Ostalpen. — Min. u. petr. Mitt., H. 1, 56—60.
- Worms, S. (1904): Schwazer Bergbau im 15. Jahrhundert. Wien, xx pp.
Mexico
Mina Sara Alicia in Sonora
Die Kobalt-Nickelgrube Sara Alicia (auch unter dem Namen Alamos oder unter Mina Alica bekannt) liegt auf einem Bergrücken im tiefsten Inneren der Sierra Madre Occidental bei San Bernardo im Municipio de Alamos in Sonora, ca. 44 km N von Alamos. In den frühen 1900er Jahren wurden die geförderten Erze der Grube mittels Eselsgespannen nach Alamos verbracht, von dort auf Waggons umgeladen und in den Hafen von Guyamas transportiert und dort auf Schiffe aus Deutschland verladen.
Das Vorkommen war reich an Erythrin, welchen man in haarförmigen Büscheln bis zu 30 cm Durchmesser auf Gesteinsoberflächen fand. Als wesentliche Begleiter traten Stainierit, Co-Mansfieldit und Goethit auf.
Literatur
- Panczner, W.D., 1987; Minerals of Mexico
- Roldan Quintana, J., and Clark, K.F., 1992, An overview of the geology and mineral deposits of northern Sierra Madre Occidental and adjacent areas, in K.F. Clark, J. Roldan Quintana, and R.H. Schmidt (eds.) Geology and Mineral Resources of Northern Sierra Madre Occidental, Mexico, El Paso Geological Society guidebook, p. 39-65.
- Schmidt, H.H., 1992, El Parque Nacional Cascada de Basaseachi, in K.F. Clark, J. Roldan Quintana, and R.H. Schmidt (eds.) Geology and Mineral Resources of Northern Sierra Madre Occidental, Mexico, El Paso Geological Society guidebook, p. 197-201
Australien
Mount Cobalt Mine in Queensland
Die Mount Cobalt Mine liegt im Distrikt Selwyn, im Gebiet Mount Isa - Cloncurry in Queensland, 135 km SE von Mt. Isa. Geologisch eine Kobalt-Erzlagerstätte in Quarz-Biotit-Muskovit-Schiefern. Die Grube hatte einen Ausstoß von 779 to Kobalt (CROXFORD, 1974). Sie ist die einzige Lagerstätte in Australien, in der primär Kobalterz abgebaut wurde. Sie ist insofern einzigartig, als ein großer Teil des Erzkörpers aus Erythrin besteht. Der Abbau fand in einer Reihe von niedrigen Schächten und Aufschlüssen bis zu einer Teufe von 65 m statt. Cobaltit gibt es auch noch tiefer, ist jedoch nicht abbauwürdig.
Die Mount Cobalt-Lagerstätte liegt in einer Scherung in Nord-Süd-Richtung zwischen Amphibolit und Glimmer-Quarz-Schiefer. Sie befindet sich in der Kuridala-Formation. Der Erzkörper ist 300 m lang, steil nach Osten einfallend und in Form einer dünnen Tafel. Die Mineralien befinden in Adern und Rissen zwischen dem gescherten Glimmer-Quarz-Schiefer und eingesprengt im Amphibolit.
Literatur
- Croxford, N. J. W. (1974): Cobalt mineralization at Mount Isa, Queensland, Australia, with references to Mount Cobalt. Mineralium Deposita 9, 105-115.
- Nisbet, Bruce W.; Devlin, Stephen P.; Joyce, Paul J. (1983): Geology and suggested genesis of cobalt-tungsten mineralization at Mt. Cobalt, northwestern Queensland. Proceedings - Australasian Institute of Mining and Metallurgy 287, 9-17.
- Smith, L. K., Han, K. N. & Lawson, F. (1977): On the occurrence of smolyaninovite in the Mount Cobalt deposit, in north-western Queensland, Australia. Mineralogical Magazine 41, 385-388.
Andere Vorkommen
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