Mineralienatlas - Fossilienatlas
Fluorit
Geografie
NW-Afrikanisches Land, benachbart zu Algerien im W und SW und der West-Sahara im S. Im W der Atlantik, im N das Mittelmeer. Prägnante Gebirgszüge; im N das Rif-Gebirge mit Höhen bis 2.440 m; im zentralen Teil der Mittlere-, im S der Hohe Atlas und der Anti-Atlas. Höchster Berg ist der Jebel Toubkal (4.165 m), der bedeutendste Fluss der Moulouya. Im W Küstenebenen, im S Übergang zur Sahara. Hauptstadt ist Rabat.
Geologie
Teil der saharischen Plattform mit einem präkambrischen Festlandsockel. Im weiteren Sinne drei geologische Großregionen:
Lagerstätten
Die drei größten Flussspatlagerstätten sind > Jebel Zrahina, > Jebel Tirremi und die Flussspatprovinz von Achemèche (El Hammam). Es überwiegen metasomatische Lagerstätten in Karbonatgesteinen (ähnlich Mississippi-Valley Typ).
Bergbau
Flussspatvorkommen waren in Marokko seit 1923 bekannt. Die ersten Untersuchungen der drei prinzipiell wichtigen Lagerstätten fanden jedoch erst seit 1947 statt. Die Fördermengen lagen zwischen 1975 bis 1998 bei ca. 1-2 % der Weltförderung. Die Reserven lagen um 1995 bei ca. 4-6 Mio. to.
Vorkommen
Achemèche
Hier: Flussspatprovinz, welche sich vom Ort Achemèche bis zum Jebel Zrahina, SW von Khenifra erstreckt. Ca. 50 km SW von Meknes.
Unterkarbonische Kalksteinlinsen, welche einen Ring um einen tiefliegenden Stock bilden (Granite aus dem Oberen Paläozoikum). Metasomatische Lagerstätte. Die Flussspatkörper sind schmal und bilden einen ca. 12 km langen Gürtel von NE nach SW.
Die wirtschaftlich wichtigste Flussspatlagerstätte ist > El Hammam. Bei Achemèche selbst kein nennenswerter Flussspatabbau (bekannt jedoch als Zinnerzlagerstätte).
Weitere Flussspatgänge in diesem Gebiet, welche tw. Galenit, Pyrit und Pyrrhotit enthalten, sind: > Bergamou, Gouaida, Tlatzma und Sidi Ali Ouzher. Der Flussspat ist i.d.R. massiv und grün gefärbt.
Aouam
(Jebel Aouam). Auch bekannt als Tigzha. Ca. 12 km W von Mrirt, ca. 26 km NNE von Khenifra, Mittlerer Atlas. Karbon-Kalke. Pb-Zn-Ag-Lagerstätte mit den wichtigsten Erzgängen Sidi Ahmed und Ighrem Aoussa. Die Förderung betrug zwischen 1957-1993 ca. 6 Mio. to silberhaliges Bleierz; Stillegung der Mine 1993; seit 1996 Wiederaufnahme der Förderung.
Fluorit in sehr schönen hellgrünen Hexaedern bis mehrere cm Kantenlänge mit violetten Kanten, sowie sehr scharfe Quarz-Doppelender und Quarz-Perimorphosen mit scharfen weißen Calcit-Blättern.
Paragenese: Baryt, Quarz, Calcit, Galenit, Chalcopyrit, Siderit, Sphalerit, Ni-Co-Mineralien, Adular, Anhydrit, Pyrit, Arsenopyrit, Scheelit.
Klassische Fluoritstufe von Aouli
Hervorragend ausgebildete Fluoritwürfel
Sidi Ayad, Aouli-Bergbaurevier
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Relikte der aufgelassenen Minen von Aouli
Haute Moulaya Bergbaurevier
Eine für Aouli charakteristische Paragenese
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Aouli
Ein ca. 20 x 42 km großes Bergbaurevier im Tal des Flusses Oued Moulouya, ca. 26 km NE von Midelt. Generelle Bezeichnung für die Lagerstätten Aouli, Poulet, > Sidi Ayad, > Sidi Said-Outat und Ansegmir. Paläozoisches Grundgebirge mit granitischen Intrusionen, permo-triassische Serizit-, Phyllit- und Chloritschiefer und Hornfels, Sandsteinen, Arkosen und basaltisch-trachytische Laven, überdeckt mit cretazäischen Konglomeraten, Dolomit und Kalksteinen (Ausnahme: Erzgänge El Hassir und Ansegmir in Granit).
Hydrothermales Vorkommen mit drusenartig erweiterten. Gängen, in welchen die Baryt-Quarz-Mineralisation überwiegt.
Die wichtigsten Erzgänge waren, von W nach E: Oued, Marteau, Georges, Baroud, Chameaux, Moulaya, Poulet, Bou Adil, André, Edmont, Eléctrique, Virgile, Ouart, Ou-Berri, La Centrale, Engil, Fréderic, Entre-deux-Ponts, sowie im N > Sidi Ayat mit El Hassir, Ti-Sidi-Ouine, Marabout sowie Sidi Said-Outat (vier Gänge) und Ansegmir (5 Gänge).
Oft generische Fundortangabe für Bou Adil, > Sidi Ayad, Sidi Said und Ansegmir. I.d.R. gut ausgebildete, gelbe, bräunliche und farblose, selten grüne und violette Fluoritwürfel bis mehrere cm Größe, meist mit Baryt, tw. mit winzigen Pyriten oder Chalcopyriten; weniger häufig mit Quarz (schön als rote Eisenkiesel, selten als Amethyst), seltener paragenetisch mit Galenit, Limonit und / oder Azurit. In manchen Gängen assoziiert mit Calcit oder Dolomit. Manche der gelben Kristalle weisen alternierende gelb-violette Farbzonen auf. 1999 wurden in Ste. Marie-aux Mines von einem Händler tiefviolette, langgestreckte Hexaeder in Kombination mit Rhombendodekaedern in Kristallen bis 1 cm Kantenlänge unter der Fundortangabe Aouli angeboten.
Sidi Ayad
Bleierzlagerstätte im Bergbaurevier von > Aouli. Die wichtigsten Gänge waren El Hassir, Ti-Sidi-Ouine (No. 1-6) und Marabout.
Transparente, glänzende, auch matte senfgelbe bis gelblich-olivfarbene Hexaeder bis 12 cm auf und mit Quarz (sehr attraktiv, mit rotem Eisenkiesel), seltener mit Azurit, Amethyst, Baryt, Ankerit, Chalcopyrit sowie Galenit in Oktaedern. Auf manchen der größeren Fluoritkristalle sehr deutliche Lösungsanisotropien.
Arhbalou-n-Serdane
Arhbalou-n-Serdane
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Arbhalou-n-Serdane
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Arhbalou (Arhbalou-n-Serdane), Landkreis Boumia, Provinz Khénifra; Ca. 55 km NWW von Midelt. Aufschluss. Farblose bis honigbraune, tiefdunkel- wasserblaue, tw. neonblau-violette Hexaeder bis über 10 cm Kantenlänge, auch extrem verzerrte Würfelkombinationen. Die Oberflächen der Hexaeder sind tw. stark parkettiert. Ausgezeichnete Funde im Jahr 2002.
Ansicht der Grube El Hammam im
Fluoritkristalle, welche mit Spiegeln
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Für El Hammam typischer grüner Flussspatgang mit großen
Typische El Hammam-Gangart großer hexagonaler
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El Hammam
Ca. 65 km N von Khemisset, Straße N 701; 43 km SW von Meknes; am rechten Ufer des Oued Beht. Wichtigstes Vorkommen der Flussspatprovinz > Achèmeche; Hydrothermal gebildete Gänge in unterkarbonischen, metamorphen Schiefer-Karbonkalken, in welchen der Flussspat entweder kristallisiert auf Calcit, kristallisiert in Linsen oder massiv gebändert mit einer Mächtigkeit über 1 m auftritt.
Der Hauptgang erstreckt sich ca. 8 km zwischen Jebel Bergamou (NE) und Jebel Moufres (SW) und hat eine Teufe von ca. 750 m.
Das Vorkommen wurde auf ca. 4 - 5 Mio. to Flussspat geschätzt. Betrieb durch die Bergbaugesellschaft Samine; kommerzieller Abbau seit 1974 (mit kurzzeitiger Unterbrechung); die Förderung betrug um 2002 ca. 95.000 Jahrestonnen Flussspat.
Von El Hammam stammen ausgezeichnete Sammlerstufen aus den 1980er Jahren und aus Funden um 2002 / 2003. Hervorragende hellgrüne bis tiefdunkelgrüne, auch farblose, hellblaue, gelbe bis hellbraune und malvenfarbene Hexaeder bis 20 cm Kantenlänge und parkettierten Flächen, seltener Rhombendodekaeder und Tetrakishexaeder.
Manche Stufen weisen subparallele, stockförmige Aufwachsungen auf, oft dicht mit Chalcopyritkristallen und / oder Eisenoxiden überkrustet. Selten auch mit Chalcopyrit-Einschlüssen. Sehr schöne mehrfarbige Kristalle mit grünem Kern und violetter Oberfläche. Selten und begehrt sind Kristalle mit einem hochglänzenden Überzug aus feinst- kristallinem Pyrit, welcher die Oberfläche spiegelnd goldglänzend erscheinen lässt. Sehr attraktiv sind farbige Fluorite mit epitaktisch aufgewachsenen Calcit- oder Quarzkristallen.
Paragenese: Calcit (hervorragende hexagonale weiße Kristalle bis tw. über 10 cm (Kanonenspat, Blätterspat, Papierspat), Pyrit, Chalcopyrit, Pyrrotit, Galenit, Sphalerit, Bournonit, Tetraedrit, Freibergit, Markasit, Arsenopyrit, Quarz (wasserklare Doppelender bis 2 cm Größe). Sehr interessante Pseudomorphosen von Fluorit nach Calcit.
El Hammam
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El Hammam
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El Hammam
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El Hammam
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El Hammam
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El Hammam
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El Hammam
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El Hammam
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El Hammam
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Jebel Tirremi
Berg ca. 9 km WNW von Taourirt. Flussspatlagerstätte in einem im Lias gebildeten, stark zerklüfteten Kalk-Dolomit-Massiv (Dom) mit zahlreichen intrudierten magmatischen Lagergängen (sills and dykes) aus dem Tertiär (Aiounite und Fasinite, d.h. Melteigitvarietäten mit Ti-Augit, Nephelin, Orthoclas und Biotit). Die Gänge sind linsenförmig mit Mächtigkeiten bis 2 m.
Fluorit kommt sehr rein in weißen, derben Massen, aber auch nicht selten in hervorragenden weißen und klaren, farblosen Hexaedern, oft mit violetten Kernen oder Schattierungen vor, oft vergesellschaftet mit Calcit.
Im Jahr 2004 kamen aus einem Neufund bis mehrere cm-große hell-tiefblaue sowie malven-, purpurfarbene und farblose, jedoch violett zonierte Kristalle auf den Markt (als Fundstelle wird gewöhnlich Taourirt angegeben).
An einigen Stellen kommt Fluorit in optischer Qualität vor. Der bisherige Abbau, ca. 14.000 to bis 1993, beschränkte sich auf hochreinen Fluorit für kunsthandwerkliche Verwendung; die Reserven betrugen (1998) geschätzt ca. 1 Mio. to.
Paragenese: Calcit, körniger Baryt, Apatit, Pyrit, Eisenoxide und stellenweise Sulfide.
Rosafluorit aus der Sahara
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Oukhit, Jebel Ougnat, nördliche Sahara
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Steinbruch Hamada (Hamda) bei Oukhit / Jorf
9 km E des Dorfes Asselaa, 36 km NW von Erfoud, Ausläufer des Jebel Ougnat Gebirgszuges, Anti-Atlas, Tafilalet. Auch unter dem Namen "Jorf" oder Hamada beschrieben. Präkambrisch-herzynische Granite.
Hydrothermales Fluorit-Baryt-Calcitvorkommen. Bis 2003 wurde ein ca. 1.500 m langer und ca. 2 m mächtiger Flussspatgang abgebaut, die Fördermenge lag bei ca. 25.000 to. Weitere Probeschürfungen in Aussicht. Der Fluorit wird nach Frankreich und Venezuela exportiert (keramische Industrie).
Farblose, grauweiße, hell- gelblichgrüne sowie violette Hexaeder bis über 10 cm Kantenlänge: farblose und zartrosa Spaltoktaeder bis mehrere cm-Größe. Paragenese: Grauweiße, dicke, gestreckte Barytkristalle über 15 cm, grobkristalliner bis massiver Calcit, Limonit als Überzug auf Fluorit.
Das Ende des oben beschriebenen ersten Ganges, wobei
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Brech- und Sortierplätze des Flussspat-Erzes.
Ansicht der Flussspatgrube bei Oukhit, linkerhand
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Aouam, Mittlerer Atlas
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Taourirt, Jebel Tirremi
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Taourirt, Jebel Tirremi
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Die außergewöhnlichen Fluorite von Tounfit
Tounfit liegt auf 1.700 m Höhe am Westhang des Jebel Masker (3.277 m) am Westausläufer des Jebel Ayachi-Massivs (3.737 m) im nördlichen Hohen Atlas, Landkreis Boumia, Provinz Khénifra.
Von 2006 bis 2007 gelangte eine limitierte Anzahl von Fluoritstufen auf den Markt, welche wegen ihrer tw. unvergleichlich intensiv blaupurpurfarbenen bis tiefblauvioletten Kristalle sowie ausgefallenen Kombinationen und Pseudomorphosen bisher nicht aus Marokko bekannt waren.
Die Kristalle sind bis durchschnittlich bis zu 3 cm groß und treten auf massivem Fluorit in Hohlräumen auf. Einige Kristalle sind nur einfache Hexaeder. Andere wiederum präsentieren sich als zwei Generationen aus hochglänzenden, tiefvioletten "inneren" Oktaedern, welche von helleren, weniger glänzenden violetten Kub'Oktaedern mit weißen Zonen überlagert sind, wobei die Spitzen der ursprünglichen Oktaeder als kleine Pyramiden auf den Flächen herausschauen. Einige Fluorite bilden Pseudomorphosen von Fluorit nach Calcit.
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Pseudomorphosen von Fluorit nach Calcit
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