Mineralienatlas - Fossilienatlas
Quarz
Die älteste bergmännische Abbaumethode mit Schlägel und Eisen Quelle: Agricola, G; 1530; Bermannus, sive de re metallica Copyright: Archiv: Peter Seroka (Collector); Beitrag: Collector Bild: 1136458405 Lizenz: Creative Commons - Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen (CC-BY-NC-SA) V.3.0 |
Die älteste bergmännische Abbaumethode mit Schlägel und Eisen |
Quelle: Agricola, G; 1530; Bermannus, sive de re metallica |
Archiv: Peter Seroka (Collector) |
Quarz war und ist seit prähistorischer Zeit bekannt und geschätzt. Der älteste überlieferte Name war „kristallos” (griech.: κρύσταλλος) und stammt aus Schriften des griechischen Naturforschers Theophrastus von Eresos (372-288 v.Chr.). (Die Wurzeln κρύοσ (eiskalt) und στέλλειυ (verfestigen) legen nahe, dass die Griechen glaubten, das „kristallos“ permanent verfestigtes Eis ist.
Quarz war im Mittelalter eine Bezeichnung für das Bergwerk sowie für alle Kristalle.
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung des Minerals Quarz stammt vom Montanwissenschaftler Ulrich Rülein von Calw aus dem Jahr 1505, welcher Deutschlands erste Abhandlung über den Bergbau beschrieb und (u.a.) im Kapitel Silbererz auf „Quertz“ im Hängenden und Liegenden hinwies. Ein anderer sächsischer Wissenschaftler, Georg Bauer (a.k.a. Georgius Agricola) beschreibt 1530 in seinem Buch „Bermannus sive de re metallica“ ein Mineral, welches in Sachsen als Quarz bezeichnet wird. Die Herkunft des Wortes „Quarz“ ist bisher unklar. In Frage kommt das altslawische tvrdý (tvurdu) für „hart“, (polnisch twardy, serbisch und kroatisch tvrd).
Das mittelhochdeutsche twarc, quarz, quärz oder als Mengenbezeichnung querze ist mit dem neulateinischen quarzum (silex) „Kies, Felsgestein“ verwandt und entstammt der älteren Bezeichnung quaterz oder quaderz „böses Erz“, die sich bis ins 16. Jahrhundert hielt. Nach anderer Auffassung ist das Wort aus gewärz (Auswuchs) zusammengezogen. Schließlich soll das Wort als Zusammenziehung des Begriffs „Querklufterz“ entstanden sein, welchen sächsische Bergleute verwendeten. Erst mit Georgius Agricola (ab 1530) wurde der Begriff auf Bergkristalle eingeschränkt.
S.I. Tomkeieff (1941) erwähnt in seinem Artikel über die Herkunft des Namens Quarz, dass dieser Begriff in seinen unterschiedlichen Aussprachen von keinem der kontemporären Autoren des 16. Jh. benutzt wurde. Quarz wurde lediglich in Literatur zum sächsischen Bergbaurevier, sonst jedoch nirgendwo verwendet. Die Bezeichnung „Quarz“ hat sich heute international durchgesetzt (mit leichten, sprachspezifischen Abwandlungen wie beispielsweise „quartz“ in englisch und französisch, „quarzo“ in Italienisch und "cuarzo" in spanisch.
Quarz besitzt eine relativ große Härte und die Eigenschaft, bei kurzzeitiger starker mechanischer Beanspruchung scharfkantig zu brechen. Daher wurde dieses Mineral in seinen verschiedenen Erscheinungsformen, einschließlich Hornfels, Quarzit und insbesondere Flint, schon in der Altsteinzeit von den Vertretern der Gattung Mensch als Rohstoff für vielerlei Werkzeuge und Waffen verwendet. Obwohl er schwieriger zu bearbeiten ist als Flint, dominieren in einzelnen Fundstätten Steinartefakte aus makrokristallinem Quarz (Gangquarz, sogar Bergkristall) sofern dieser in unmittelbarer Nähe verfügbar ist, speziell in Afrika südlich der Sahara. Bevorzugt unbearbeitete Quarzitknollen oder rohes Felsgestein wurden als Schlagsteine zur Steinbearbeitung verwendet. Größere Brocken aus makrokristallinem Quarz wurden zudem als Kochsteine bevorzugt, da sie infolge rascher Temperaturwechsel weniger leicht platzen können. Die ältesten bekannten Perlen aus Rosenquarz stammen aus Mesopotamien und wurden um ca. 7000 v.Chr. produziert; Schmuck aus Rosenquarz wurde zwischen 800 und 600 v.Chr. von assyrischen Handwerkern hergestellt. Assyrer und Römer dürften die ersten gewesen sein, welche neben Perlen auch Rosenquarz anderweitig handwerklich bearbeiteten. Die Römer benutzten Rosenquarz u.a. als Siegel, um damit Eigentum zu kennzeichnen. |
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Im frühen Mittelalter wurden Kunstgegenstände aus Quarz, überwiegend Bergkristall, aber auch Amethyst, Karneol, Chalcedon, Achat u.a., überwiegend im persisch-arabischen Raum hergestellt; nur sehr wenige davon gelangten durch die Kreuzfahrer nach Europa und sind heute, wenn überhaupt, noch in Kirchen oder wenigen Museen aufbewahrt. (s.a. u. > Bergkristall in der antiken islamischen Welt). Aus dem 7. Jh. stammt eine Bergkristall-Vase, welche Guillaume IX von Aquitanien von moslemischen Gesandten als Geschenk erhielt. Als Eleanore von Aquitanien, die Enkelin von William IX, König Louis VII von Frankreich im Jahr 1173 heiratete, gab sie ihm die Vase als Hochzeitsgeschenk. Louis VII wiederum schenkte die Vase der Abtei St. Denis; heute kann man sie im Louvre besichtigen.
Seit dem 16. Jahrhundert wurde auch in Europa Bergkristall zu sakralen Gegenständen (Schalen, Kreuze etc.) und Schmuckstücken verarbeitet. Die ersten und bekanntesten Kristallschleifer arbeiteten in Mailand. Entsprechend wurde der größte Teil der frühen alpinen Kristallfunde nach Norditalien verkauft, so z.B. auch der legendäre Großfund vom Vorderen Zinggenstock (1719, Fundstelle "Moorige Wärch"). (Quelle: Lehner)
Solange es sich durch Aufzeichnungen nachvollziehen lässt, haben Menschen an die magischen Kräfte von Quarz geglaubt. Die alten Römer, Ägypter und Griechen benutzten Quarz als potenten Talisman.
Die alten Griechen glaubten, Bergkristalle seien ewiges, nicht mehr schmelzendes Eis und bezeichneten sie dementsprechend als „krystallos“ (gr. für Eis). Im antiken Griechenland und in Rom glaubte man, daß Amethyst die Macht besäße, vor Vergiftungen zu schützen; aus diesem Grunde wurden Trinkgefäße aus Amethyst geschnitten oder mit Amethyst dekoriert sowie Amethyst am Körper getragen. Es wurde angenommen, je näher der Amethyst am Nabel getragen wurde, desto nüchterner bliebe (wäre) sein Träger.
Die Ägypter glaubten, dass Quarz „anti-aging“ Kräfte habe. Im Indien des 13. Jh. galt Bergkristall (amalamani) als Heilmittel für Gallenerkrankungen und gegen Blutungen; vollkommen transparente Bergkristalle waren dem Gott Shiva geweiht.
Im Mittelalter Europas war Quarz fester Bestandteil der Ärzte und der Kurpfuscher. Die frühen Kulturen Amerikas kannten Quarz und trugen ihn als Amulett, welcher Gefühle ausbalanciert sowie Ärger und Enttäuschungen heilt.
Vor rund zweihundert Jahren waren die Kristalle aus den Urner Alpen begehrte Rohstoffe. Aus den Quarzen, beispielsweise aus der Urner Sandbalm am Eingang zum Göscheneralptal oder der grossen Höhle am Pfaffensprung, wurden Kronleuchter und zahllose kostbare Kristallobjekte für die Königshöfe Europas hergestellt. Diese oft einzigartigen Stücke sind heute in verschiedensten Museen der Welt zu besichtigen. König Friederich II. liess im 18. Jh. Kronleuchter in seine prachtvollen Schlösser von Berlin und Potsdam hängen, deren Kristalle nachweislich aus den Urner Alpen stammen. (Quelle: www.vonarx-bergkristalle.ch)
In der Vergangenheit wurden meist die Quarz-Varietäten als eigene Spezies betrachtet, welche man bis vor Ende des 19. Jh. nicht systematisch kategorisiert hatte. Ihre gemeinsame chemische Natur wurde Ende des 18. Jh. vom schwedischen Chemiker Bergmann erkannt, wobei man annahm, dass SiO2 ein chemisches Element sei. Im Jahr 1832 führte der ebenfalls schwedische Mineraloge J.J. Berzelius Analysen an Quarz durch und entdeckte, dass Quarz eine chemische Verbindung von Sauerstoff und einem neuen Element namens Silizium ist. Nachdem man realisierte, dass alle der bekannten Varietäten die chemisch gleiche Substanz SiO2 ist, wurden sie in Gruppen unterteilt.
Die Periode der Fatimiden in der Geschichte des Islam (909-1171 n.Chr.) ist charakterisiert durch die vom Imam Caliph hervorgerufene Suche nach Wissen und reigiöser Toleranz. In diesem Zusammenhang wurde die Künste wichtig und florierten. Die Fatimiden waren in der Lage, besondere Fähigkeiten und Wissen von vielen Quellen so zu nutzen, dass sie daraus neue Technologien und Stilrichtungen für ihr Kunsthandwerk entwickelten. Zu den wichtigsten und schönsten handwerklichen Kunsthandwerken gehörten Objekte aus Keramik sowie Textilien, Metallarbeiten, Schmuck und ganz besonders Bergkristall. Bergkristall war ein seltenes Rohmaterial für Kunstobjekte, wenngleich die Bearbeitungstechnologien in der Antike bekannt waren. Zu den besten Steinschneidern gehörten Künstler in der Periode der Fatimiden. Fatimidische Trinkgefäße aus Bergkristall gehörten zu den seltensten und wertvollsten Kunstobjekten der gesamten islamischen Kunst. Zur antiken Bearbeitungstechnik harten Gesteins (Granit, Diorit) und zu Quarz gibt es verschiedene Hypothesen; sicher ist nur, dass die alten ägyptischen Steinmetze und Gemmenschneider - neben ihrer hohen Kunstfertigkeit - sehr gut sägen, bohren und schleifen konnten sowie bereits mit Drehbänken arbeiteten. Die Arbeiten waren zum Teil so delikat, dass manche Bergkristallgefäße Wanddicken von nicht mehr als 0,17 mm hatten; manche der eingravierten parallelen Linien haben Abstände von maximal 0,8 mm. Viele der Gefäße sind in höchster Kunstfertigkeit mit Kalligraphien und den Namen der Kalifen dekorativ graviert. Gebohrt, gefräst, gesägt und graviert wurde mit Bohreren und mit Sticheln, deren Bohrkronen und Spitzen auf jeden Fall härter als Quarz waren; d.h., aus Beryll, Topas, Chrysoberyll, Korund, Saphir oder Diamant bestanden. Gesägt wurde mit Kreissägen auf Gesteins- oder Quarzoberflächen, welche mit Schleifpulver aus einem der o.a. Materialien versehen waren. Angesichts des enormen Material- und Zeitaufwandes, solche unglaublichen Mengen an Bergkristallgefäßen herzustellen, liegt der Schluss nahe, dass zur Bearbeitung wohl meist Diamanten verwendet wurden. Beweise dafür gibt es jedoch nicht. |
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Leider wissen wir heute nur sehr wenig über die fatimidischen Kunstschätze, da die Schatzkammern, in welchen diese Kunstschätze aufbewahrt wurden, zwischen 1062 und 1072 durch aufständische Soldaten, welche der herrschende Kalif nicht mehr bezahlen konnte, komplett geplündert wurden. Die metallischen Kunstgegenstände wurden eingeschmolzen und zu Münzen verarbeitet. Im Kitab al-Hadaya wa’l-Tuhaf (Buch der Geschenke und Raritäten) wird beschrieben, dass, als der Kalif Mostansir-Billah im Jahr 1062 durch die Aufständischen gezwungen wurde, seine Schatzkammer zu öffnen, unter all den Schätzen die unglaubliche Menge von 18.000 (andere Quellen sprechen von 36.000) aus Bergkristall gearbeiteten Kunstobjekten den Plünderern zum Opfer fielen.
Ein weiteres Mysterium ist, woher die riesigen Mengen an Bergkristallen kamen; sicher ist nur, dass sie nicht aus Ägypten stammten; vermutet wird, dass sie aus uns heute unbekannten Vorkommen in dem heutigen Yemen, oder aus Ostafrika oder aus dem persischen Reich kamen. Die allerreinsten Bergkristalle wurden, so eine Quelle, von Basra, Yemen und von den Inseln an der ostafrikanischen Küste (JONES, MICHELL, 1976) importiert. (was jedoch nicht bewiesen ist; die angegebenen Ortsnamen waren zur Zeit der Fatimiden allesamt wichtige Handelsort und Häfen. Auch hier ruht das Wissen im Dunkel, da zwar in den dokumentarischen Berichten Namen von Orten angegeben werde, woher die Bergkristalle kamen, was jedoch nicht bedeutet, dass sie auch dort gefunden, sondern in der Regel auf Schiffe verfrachtet und nach Ägypten exportiert wurden.
Erstmals schriftlich erwähnt wurden optische Linsen im Schatz der Optik des arabischen Gelehrten Ibn Al-Haitham (996–1038). Um 1240 wurde das Buch ins Lateinische übersetzt. Europäische Mönche griffen den Gedanken auf und fertigten sphärische Plankonvexlinsen für Sehhilfen. Dennoch sind Funde von Bergkristall-Linsen aus dem Altertum nichts außergewöhnliches. Eine der ältesten bekannten Linsen, die Linse von Nimrud, die Austen Henry Layard bei seiner Ausgrabung im Königspalast von Nimrud bei Mossul im Irak im 19. Jahrhundert fand, wird auf ein Alter von etwa 3000 Jahren geschätzt. Diese Linse mag als Vergrößerungsglas oder als Brennglas zur Feuererzeugung (durch Fokussierung der Sonnenstrahlen) benutzt worden sein.
Die Verarbeitung von Bergkristall war im 11. Jahrhundert bereits weit verbreitet Als Visby-Linsen (schwedisch: Visbylinserna) werden mehr als zehn größere und zahlreiche kleinere, überwiegend bikonvexe Linsen aus Bergkristall bezeichnet, die heute größtenteils im Museum Gotlands Fornsal in Visby in Schweden liegen. Der ursprüngliche Fund ist Teil eines Schatzes, den Wikinger um 1050 niedergelegt haben; im Zuge eines Ausgrabungsprogrammes wurden im Jahr 2002 in Fröjel, einer Hafenstadt der Wikingerzeit auf Gotland, mehrere ähnliche Linsen gefunden. Die größte Linse hat einen Durchmesser von 50 mm und ist 28,5 mm dick. Aus den Ausgrabungen in Fröjel stammt auch ein beinahe exakt sphärisch geschliffener Bergkristall, der mit einem Durchmesser von 45 mm ebenfalls zu den größten gefundenen Linsen zählt. Die Herkunft der Linsen ist trotz genauer Analyse nicht eindeutig geklärt. Das Rohmaterial, Bergkristall, kommt auf Gotland nicht vor. Es wurde angenommen, dass die schwedischen Wikinger die Linsen von ihren Handelszügen mitgebracht haben könnten, die sich auf den Südosten Europas und Kleinasiens konzentrierten. Möglicherweise wurden sie auch von Mitgliedern der Warägergarde aus Byzanz nach Gotland gebracht. Gefasste und ungefasste Bergkristalle tauchten gegen Ende des 11. Jahrhunderts auf Gotland unvermittelt auf und verschwinden ebenso plötzlich, was die Vermutung nahelegt, dass alle Stücke Gotland aus ein und demselben Anlass erreichten. Dem entgegen steht die Tatsache, dass keine Bergkristall-Linsen mit ähnlichen Eigenschaften außerhalb Gotlands gefunden wurden. Bei Ausgrabungen in Fröjel im Sommer 2002 wurde neben weiteren Linsen auch erstmals Werkzeug zur Bearbeitung von Bergkristall gefunden, daneben unbearbeitete Bergkristall-Stücke sowie halbfertige Linsene und Perlen. Dies lässt die Möglichkeit zu, dass die Visby-Linsen möglicherweise doch auf Gotland entstanden. (Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike CC-by-sa-3.0 “ verfügbar) |
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Bipyramidale rote Quarzkristalle aus der damaligen römischen Kolonie Hispania wurden schon im spätantiken Rom als Glücksbringer und als schützende Talismane, aber auch als Schmucksteine unter dem Namen „Jacinto occidental“ benutzt. Berühmt wurden diese roten Kristalle aber irgendwann in den dunklen Jahren des frühen Mittelalters unter dem Namen „Jacintos de Compostela“, ein Stein, welchen die Pilger auf ihrem Weg zum Grab von Jacobus trugen.
Santiago de Compostela im nordspanischen Galizien gehörte neben Rom und Jerusalem zu den bedeutendsten Pilgerzielen des christlichen Mittelalters. Santiago wurde um 830 zum Wallfahrtsort ernannt, als man die in einem Grab gefundenen Gebeine dem Apostel Jakobus zuschrieb. Seit dieser Zeit gibt es Konfusionen zur Herkunft der roten Quarze; gewiss ist nur, dass sie nicht aus Santiago und nicht aus Galizien stammten. Vielmehr wurden die „Jacintos“ als Schutzamulette von Händlern in Santiago oder entlang des Pilgerweges „Camino de Santiago“ verkauft.