Mineralienatlas - Fossilienatlas
Silber
Silber wird in der Natur gediegen gefunden. Es ist ein seltenes Element und kommt mit etwa 0,079 ppm, entsprechend 0,0000079 Prozent, in der Erdkruste vor, ist jedoch ca. 20 mal häufiger als Gold. Unter Oberflächenbedingungen ist Silber weniger beständig als Gold. Es bedeckt sich häufig mit einer feinen Haut und schwarzen Beschlägen. In ariden Gebieten mit heißem, trockenem Klima, z.B. in Broken Hill, Australien oder Huantaya, Chile, geht es an der Oberfläche meist in die stabilen Halogenverbindungen Chlorargyrit oder Jodargyrit über .
Chemische Formel |
Ag (Neben Gold enthält natürlich vorkommendes Silber - je nach Vorkommen - fast immer Cu, Fe, Hg und Sb) |
Kristallsystem |
Kubisch (Isometrisch-Hexoktaedrisch) |
Kristallstruktur |
Flächenzentrierter Würfel |
Farbe |
Bei frischem Bruch silberweiß; an der Oberfläche häufig mit einem schwarzen Anflug bedeckt; auch grau und grauweiß |
Spaltbarkeit |
Fehlt |
Härte |
2,5 - 3 |
Glanz |
Stark metallisch |
Diaphanität |
Opak, matt |
Tenazität |
Duktil, schmiedbar |
Strich |
Metallisch glänzend |
Bruch |
Hakig |
Dichte |
9,6 - 12, durchschnittlich 10,5 |
Magnetismus |
Nicht magnetisch |
Schmelzpunkt |
960oC |
Sonstige Eigenschaften |
Bester Wärme- und Elektrizitätsleiter |
Strunz 09 |
1.AA.05 |
Häufigkeit in der Erdkruste |
0,079 ppm |
Bauwürdigkeitsgrenze |
450 g/t in Silberlagerstätten |
Silber ist ein Edelmetall aus der 1. Nebengruppe des Periodensystems. Es existieren die beiden natürlichen Isotope 107Ag und 109Ag. Daneben sind zahlreiche künstliche Silberisotope mit Halbwertszeiten zwischen 0,5 Sekunden und > 5 Jahren bekannt. Silber tritt in den Oxidationsstufen +1, +2 und +3 auf, wobei die Ag(I)-Verbindungen am stabilsten sind.
Silber steht im Periodensystem zwischen Kupfer und Gold, mit denen es chemisch und physikalisch verwandt ist. Die Salze des Silbers sind meist farblos, sofern nicht der Säurerest wie z.B. beim Silberchromat farbig ist. Silber ist ein weißglänzendes, polierfähiges Edelmetall. Es besitzt von allen Metallen die höchste Leitfähigkeit für Wärme und Elektrizität und ist nach Gold das dehnbarste Metall. Man kann Silber zu Blättchen von 0,0027 mm hämmern und zu Drähten (1 km wiegt nur 0,05 g) ausziehen.
Silber ist mit den meisten Metallen legierbar, wobei sich intermetallische Verbindungen, im Falle des Goldes und Palladiums Mischkristalle bilden. Unter Einwirkung von Schwefelwasserstoff tritt Schwärzung auf, es bildet sich Silbersulfid. In geschmolzenem Zustand löst Silber das Zehnfache seines Volumens an Sauerstoff, der beim Erstarren wieder freigesetzt wird, wodurch die Erscheinung des Spratzens hervorgerufen wird. Wässrige Lösungen von Salzsäure oder anderen nicht-oxidierenden Säuren greifen Silber nicht an, dagegen aber oxidierende Säuren (Salpetersäure, warme, konz. Schwefelsäure) und Alkalicyanid-Lösungen.
Elektrum |
Round Mountain Mine, Round Mountain District, Nye County, Nevada, USA. 4,5 cm. Enthält 33,3 % Silber. |
Mark Wrigley |
Gold und Silber haben dieselbe Kristallstruktur und die Atome der Struktur können entweder Gold oder Silber sein. Überwiegt Gold (Au, Ag), liegt das eigenständige Mineral Gold vor. Überwiegt Silber (Ag, Au), so ist dies Silber. Der Grund, dass beide Elemente vorhanden sind, ist, dass Gold und Silber sich bei der Mineralbildung zusammentun und eine komplette Mischserie zwischen beiden vorliegt. Reine Endglieder sind sehr selten.
Die kubische Form des Silbers ist 3C. Es sind auch die polymorphen Formen 2H und 4H bekannt.
Die Goldvarietät Elektrum besteht etwa zu 60 % aus Gold und zu 40 % aus Silber. Neben Gold kann natürlich vorkommendes Silber auch Kupfer, Eisen, Quecksilber und Antimon enthalten.
Silber gehört zum kubisch-holoedrischen Kristallsystem mit einer Kristallstruktur in Form flächenzentrierter Würfel. Regelmäßig ausgebildete Kristalle sind selten, die wichtigsten auftretenden Formen sind {100}, {111}, {110}, {311}, {210}, {410}, {520} und {721}. Am häufigsten sind die Formen {100} und {111}, nicht selten kombiniert oder als Kub'Oktaeder.
Silberkristalle können bis über 3 cm groß werden. Es wurde auch über Kristalle mit einem prismatischen Habitus berichtet, z.B. eine Kombination von vier Würfelflächen und vier Dodekaederflächen, welche ein ditetragonales Prisma bildeten (vom Rath, 1869). Plattige oder blättrige Kristalle sind auf {111} abgeflacht und zeigen eine Dreiecksstreifung entsprechend der oszillatorischen Entwicklung von {100} und {111}. Zwillinge nach {111} sind häufig und treten meist als Kombinationen von Würfel und Oktaeder auf. Sind nur die Würfelflächen entwickelt, erscheint der Zwilling als pseudotrigonale Bipyramide. Andere Zwillinge werden dominiert durch {311} und/oder {111} und erscheinen pseudotrigonal oder pseudohexagonal.
Nachstehend eine Zusammenstellung der bekannten Kristalle, Kombinationen und typischer Aggregate (Quelle: Goldschmidt, V.: Atlas der Kristallformen). Die einzelnen Kristalle bzw. Aggregate stammen von:
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Natürliche Silberkristalle
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Silber bildet Penetrationszwillinge auf {111} mit Würfeln von Kongsberg und mit Tetrakishexaedern von Michigan (Bärentatzen). Auch verästelt wachsende Kristalle können auf {100} und {111} verzwillingt sein.
Nicht selten tritt Silber in Form gebündelter, bzw. gefiedert verästelter oder fischgrätenartiger Dendriten auf (englisch: herringbone). Gewöhnlich sind auch unregelmäßig geformte feine Plättchen, aber auch größere Platten anzutreffen. Silberdendriten bilden sich unter exogenen Bedingungen in der Oxidations- oder Zementationszone. Am häufigsten sind Körner, Nuggets und größere massive Klumpen bis zu mehreren hundert Kilogramm Gewicht.
Anfang 1477 kam es auf der Grube St. Georg zum legendären Großen Silberfund von Schneeberg. Man entdeckte hier auf einer Scharung und Kreuzung von ca. 12 Silbererzgängen eine Silbererzmasse, die eine Ausdehnung von 2 m Mächtigkeit und 4 m Höhe gehabt haben soll. Stufen von diesem Fund befinden sich im Staatlichen Museum für Mineralogie und Geologie Dresden. Herzog Albrecht der Beherzte soll, einer später entstandenen Legende nach, aus diesem Anlass die St. Georg Fundgrube befahren und mit seinem Gefolge untertage an einem aus dem Erz gehauenen silbernen Tisch von 2 x 2 x 1 m getafelt haben. Aus diesem Fund sollen angeblich 18 t Silber geschmolzen worden sein. Neuere Forschungen beurteilen die Ergiebigkeit des legendären Silberfundes jedoch kontrovers. So wird darauf hingewiesen, dass für die St. Georg Fundgrube 1477 lediglich ein Gesamtausbringen von 14 t Silber überliefert ist und dieser Silberfund sich eher im Bereich von 2 t bewegt haben soll. Ungeachtet der späteren Legendenbildung steht jedoch fest, dass man im näheren Umfeld des legendären Silberfundes die wohl größte Silbermasse des Erzgebirges angefahren hatte. Andere Vorkommen großer Nuggets waren in Arizonac, Sonora, Mexiko (ca. 1.500 kg) und die Smuggler Mine in Aspen, Colorado (1894, mehr als 750 kg).
Ganz charakteristisch ist sogenanntes Lockensilber, d.h. feine haar- bis moosartige Gespinste bis hin zu oft skurill und korkenzieherartig gebogenen Drähten, Locken und Wellen mit Durchmessern von wenigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern. Vogt (1899) gab zu verstehen, dass Silberdraht oft Kristallflächen zeigt, manchmal in Form von Treppen oder Stufen, sowie Winkel, was bedeutet, dass die Drähte eigentlich lange Anordnungen von Kristallen sind. Selbst sehr glatte und weiche Oberflächen von Drähten zeigen unter dem Mikroskop Kistallflächen. Es wird auch nicht ausgeschlossen, dass viele Silberdrähte durch dendritisches Wachstum entstanden sind. Bei manchen Drähten hat man den Eindruck, als wenn sie extrudiert wurden, was jedoch nicht möglich ist.
Für weitere Informationen siehe auch das Kapitel Anthropogene Silberlocken.
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Halfbreed ist ein US-amerikanischer umgangssprachlicher Ausdruck für eine Person, deren Eltern Kaukasier und Amerindianer sind. Als Mineral bzw. als Erz bedeutet Halfbreed ein Gemisch aus gediegen Silber und rotem Kupfer. Bedingt durch die Unlöslichkeit von Silber und Kupfer entstehen Gemenge beider Mineralien, wobei eines das andere oft epitaktisch überwächst. Kupfer auf Silber ist seltener als Silber auf Kupfer. Halfbreeds bilden gewöhnlich Nuggets, es kommen aber auch gut kristallisierte Stufen vor.
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Interessant ist, dass Silber selbst Quarz ersetzt.