Mineralienatlas - Fossilienatlas
Silber
Die verschiedenen Methoden,
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Silber, Gold und Kupfer waren - trotz der etwas irreführenden Bezeichnung für diesen Zeitabschnitt - bereits in der ausgehenden Jungsteinzeit (Neolithikum), in der Kupfersteinzeit (Chalkolithikum, Beginn etwa 4.000 Jahren v. Chr.) und in der darauffolgenden Bronzezeit (Beginn etwa 3.000 v. Chr.) bekannt. Man weiß von ersten Silberfunden vom mysteriösen, doch metallurgisch hochentwickelten hethitischen Reich im heutigen Anatolien. Im kilikischen Taurus sind seit Alters her Lagerstätten von silberhaltigem Galenit bekannt, welcher in langen Karsthöhlen des Bolkar Dağ lagert. Diese Höhlen liegen in den Marmorwänden zwischen 2.000 und 2.600 m Höhe. Die anatolischen Lagerstätten sind geologisch ähnlich zu den Lagerstätten in Laurion in Griechenland (Petrascheck, W.E., 1954).
Das Reich der Hethiter war für lange Zeit die wichtigste Silberquelle der westlichen Kulturen im Nahen Osten, Ägypten, Kreta und für Griechenland. Der echte Silberbergbau begann um etwa 3.000 v. Chr. und die ersten Technologien zur Silberherstellung werden den urartäischen Chaldäern gegen 2.500 v. Chr. zugeschrieben. Diese in Zentralanatolien, nahe des Van-Sees lebenden Metallurgen entwickelten den Cupellationsprozess, um Silber aus silberhaltigem Galenit zu extrahieren.
Das Silberhandwerk konzentrierte sich in Kleinasien, auf den griechischen Inseln und auf dem von der Mykene-Kultur dominierten griechischen Festland. Schwerpunktzentren der Herstellung dieses traditionellen Silbers, welches hauptsächlich von der minoischen und mykenischen Zvilisation erworben wurde, waren Silberlagerstätten bei Akhtala, bzw. in Kapan im Südosten des heutigen Armenien und bei Bolkar Maden im Taurus.
Silber war seit Bestehen des Königreiches Hatti in derartig großen Mengen vorhanden, dass es in Form von Barren oder Ringen als allgemeines Zahlungs- und Handelsmittel benutzt wurde. Als Gewicht dienten die babylonischen Maße Sekel und Mine, wobei eine Mine 40 Sekel entsprach.
Bedeutende Funde silberner Artefakte wurden von Heinrich Schliemann bei der Ausgrabung der Stadt Troja gemacht. Diese Stadt bestand bereits 5.000 Jahre v. Chr. und lebte bis in die ausgehende Spätantike.
Ägypten
Die alten Ägypter, d.h. das alte Reich bis zur Zeit der Ramessiden, 2.653 - 1.080 v. Chr., betrachteten Silber als eine weiße Varietät von Gold und gewannen das kostbare Metall in den Erzgruben von Nubien. Silber war wertvoller als Gold, und wurde zudem in größeren Mengen ausgebracht. Da Silber jedoch nicht ausreichend vorkam, wurde das Metall aus Vorderasien importiert, wobei auch die phönizischen Händler nicht untätig blieben.
Nach der Schlacht von Kadesch (1.286 v. Chr.) setzte der Pharao Ramses II. einen Friedensvertrag mit den Hethitern auf einer silbernen Tafel auf. Auch an einer Außenwand des ägyptischen Tempels von Karnak spricht die Schrift von einer Silbertafel. Die Spitzen mancher Obelisken wurden mit Elektrum, einer Legierung aus Silber und Gold, geschmückt.
Ende 8. Jh. v. Chr. erwähnt der Grieche Homer Silber häufiger und nennt Chalybien als Land seiner Herkunft. Die Silbergruben in Laurion in Attika werden zuerst von Äschylos (525 - 456 v. Chr.) erwähnt, die Athener waren in Laurion jedenfalls Nachfolger asiatischer Völker. Dieser Bergbau lieferte zur Zeit des Themistokles (525 - 459 v. Chr.) kontinuierlich größere Mengen Silber, wurde jedoch um 102 v. Chr. eingestellt. Alexander der Große (356 - 323 v. Chr.) zog aus dem Silberbergwerk am See Prasias täglich 28 kg Silber.
Der Reichtum der Phönizier (2.000 bis 750 v. Chr.) stammte aus den spanischen Silbergruben des sagenhaften, bis heute nicht wiederentdeckten Reich der Tartesser zwischen dem heutigen Cadiz und dem Fluss Guadalquivir in Andalusien, dessen Metallreichtum schon in der Bibel erwähnt wird. Vor Nutzung dieser überreichen Quellen gewannen die Phönizier Silber in Kleinasien, Zypern, Thrakien, vielleicht auch in Afrika, welches sie bereits im Auftrag des Pharao von Ägypten umrundeten. Das tartessische Reich wurde um etwa 700 v. Chr. von den Griechen "entdeckt" und ging um 500 v. Chr., wahrscheinlich durch Zerstörung durch Karthager, endgültig unter.
Seit etwa 269 v. Chr. wurde Silber als Geld in der römischen Republik benutzt. Fast ein Drittel, etwa 1.000 t des benötigten Metalls, kamen aus den Bergwerken bei Sarrabus und Iglesiente in Sardinien. Der Geograph Solinus schrieb: India ebore, argento Sardinia, Attica melle - Indien ist berühmt für Ebenholz, Sardinien für Silber und Attika für Honig.
Ebenfalls im 3. Jahrhundert v. Chr. übernahmen die keltischen Stämme in Germanien das Geldwesen von Griechen und Römern. Funde von Silbermünzen in den keltischen Siedlungen Oppidum Tarodunum bei Kirchzarten im Dreisamtal östlich von Freiburg im Breisgau (sogenannte Quinare), sowie in Dünsberg nahe Gießen (sogenannte Tanzende Männlein) zeugen von einer fortgeschrittenen Prägetechnik. Da das Verhüttungsverfahren zur Gewinnung von Silber aus silberhaltigem Bleierz noch nicht angewendet wurde, geht man davon aus, dass die keltischen Münzen aus natürlichem, gediegenem Silber hergestellt wurden.
Bei Griechen, Phöniziern und Römern wurde Silber zu Münzen, Gerätschaften, Gefäßen, Instrumenten, Spiegeln, Schmuckgegenständen und Verzierungen an Kleidungsstücken und Pferdegeschirr verarbeitet. Schon Homer erzählt von einem silbernen Krug als einem Kunstwerk, welchen Achilles zum Preise bei einem Wettlauf aussetzte. Er war von den Sidoniern gearbeitet und Phönizier hatten ihn feil geboten. Unter den Geschenken, welche der König Krösus dem Orakel in Delphi machte, befanden sich silberne Schüsseln und ein silberner Krater, welcher 600 Kannen fasste, er soll von Theodoros von Samos gefertigt worden sein. Alexander der Große hatte eine Garde von 3000 Mann mit silbernen Schilden (s. Argyraspiden). Der Silberarbeiter (Argyrelates, Argyropöös, Argyrokopos) hatte seine besondere Werkstätte (Argyreion, Argyrokopeion). In den Häusern reicher Leute gab es eine besondere Silberkammer (Argyrotheke, Argentarium) und bei den Römern einen besonderen Silberdiener (servus ab argento). Cäsar veranstaltete etwa um 65 v. Chr. Gladiatorenkämpfe zu Ehren seines Vaters. Bei diesen Leichenspielen sollen 320 der Kämpfer mit silbernen Rüstungen ausgerüstet gewesen sein (Plutarch, 75 n. Chr.). Der römische Kaiser Caligula (Regierungszeit 37-41 n. Chr.) präsentierte im Circus von Rom einen Wagen, welcher aus 62 t Silber hergestellt war.
Die Länder des Prä-Islam Persien und Mesopotamien und des späteren Islam, der sich nach Mohammeds 40. Geburtstag, etwa ab 610 n. Chr. ausbreitete, waren überaus reich an Silber, welches in zahlreichen Gruben auf der arabischen Halbinsel im Hejaz und im Najd, in Chorasan, bei Ferghana, in Persien und später in Marokko und im Süden von Spanien abgebaut und aufbereitet wurde. Die islamische Welt erlebte ihre Hochblütezeit zwischen 750 und 1258, eine der hervorragendesten Persönlichkeiten der Zeit der Khalif Harun-ar-Raschid. Zentren des Wissens, der Kunst und der Technik waren Bagdad, Al-Andalus mit Cordoba und Granada, Chorasan im heutigen Iran und Afghanistan sowie Konstantinopel. Das historische Chorasan war eine riesige persische Provinz, deren Gebiete im heutigen Iran, Afghanistan, Tadjikistan, Turkmenistan und Usbekistan lagen, mit den bekanntesten Städten des islamischen Mittelalters Nishapur, Merw, Samarkand, Buchara, Herat und Balkh.
Reiche Goldvorkommen der arabischen Halbinsel waren schon in biblischer Zeit bekannt und Goldbergbau gab es bereits 3.000 Jahre v. Chr. Die Bibel beschreibt in der Genesis Havilah als Land im Garten Eden. Das hauptsächlich zur Prägung von Münzen (Dirham) und weniger für Schmuck und für Kunstgewerbe verwendete Silber wurde in nachweisbar 365 Gruben im Hejaz im Nordwesten und im Najd im Osten der arabischen Halbinsel abgebaut (Sabir, H., 1991; Französ. Geol. Mission für Saudi Arabien). Anderen Quellen nach sollen es über 1.000 Vorkommen in Arabien gewesen sein, welche seit etwa 1.000 v. Chr. das wertvolle Metall förderten. Berühmt waren die sassanidische Enklave Shaman im Najd und das Bergbaurevier mit unzähligen Gold-, Silber-, Kupfer- und Bleigruben der Banu Sulaym (Shamam) im Hejez. Durch die arabische Halbinsel mit ihren gewaltigen Wüsten verliefen Handelswege, auf welchen die Sassaniden Silber aus den Bergwerken im Jemen und im heutigen Oman nach Persien brachten, um den enormen Bedarf nach silbernen Dirhams (drahms) zu decken. Im Kernland der Sassaniden, im persischen Fars, gab es bereits fünf Münzen, welche mangels ausreichender Vorkommen in Persien das arabische Silber in großen Mengen zu Münzen prägten.
Die arabische Halbinsel und Zentralasien dominierten von ca. 425 bis 1125 mehr als ein halbes Jahrtausend die Förderung von Edelmetallen, bevor die Silber- und Goldförderung zusammenbrach und sich nach Europa verlagerte.
Während der Silber- und Goldhochblüte von 560 - 930 beeinflusste Mittelasien nicht nur Europas Bergbau, sondern auch das monetäre System. Die Folgen des Zusammenbruchs der Silberversorgung von 930 - 1125 waren teilweise die wichtigsten Gründe für die Exploration neuer Lagerstätten und für den eigentlichen Beginn des Silberbergbaus in Europa.
Das an Silber und Gold reiche Land
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Der berühmte jemenitische Gelehrte al-Hamdani beschrieb im 10. Jh. n. Chr. eine Geographie der arabischen Halbinsel, darin eine Abhandlung über Gold und Silber mit einer Beschreibung dieser Metalle in der damaligen Welt des Islam. Dem Verfasser zufolge war die Lagerstätte al-Radrad am Wadi Khaniq (aktuell Jabali) im Jemen die reichste Silbermine der islamischen Welt. Aus dem silberhaltigen Bleiglanz wurden jährlich 1 Mio. Dirham erzeugt. Jede Woche verließ eine Kamelkarawane, beladen mit 20.000 Dirham das Bergwerk. Das Vorkommen wurde in den 1980er Jahren wiederentdeckt. Verschiedene, voneinander unabhängige, letztlich jedoch nicht konkurrierende Missionen französischer und deutscher Montanarchäologen dokumentierten im Jahr 2004 die Geologie der Lagerstätte Jabali (Pb-Zn-Ag-Mineralisation in Karst, Hauptmineralien Galenit, Sphalerit und Pyrit). Untersuchungen ergaben, dass bis zum Erhalt auch nur eines einzigen Silberbarrens 15 Aufbereitungs- und Verhüttungsschritte notwendig waren. Aufgrund von C14-datierten Proben nimmt man an, dass der aktive Abbau des Erzes und seine Verhüttung im 9. und 10. Jh. stattfanden.
Im Süden Marokkos wurde seit dem 8. Jh. silberhaltiger Bleiglanz bei Akka und Silbererze im Tafilalet, in der damals schon großen Lagerstätte Imiter (siehe dazu auch das Kapitel zum modernen Silberabbau in Imiter) abgebaut, das Metall erschmolzen und in dem naheliegenden Oasenort Toughda (Todra) zur panislamischen, in Marokko gültigen Währung Dirham geprägt. Toughda war ein seit dem 2. und 3. Jh. bekannter, strategisch wichtiger Haltepunkt für die Karawanen, welche aus dem Sudan nach Sjelmassa reisten. Andere Silbervorkommen, welche jedoch schlecht oder kaum dokumentiert sind, gab es in den Bergen im Norden und Süden von Taroudant, die bis ins 16. Jh. aktiv waren, sowie im Hohen Atlas bei Erdouz (Bleiglanz mit einem Silberanteil von mehr als 500g/t) und in den Gold-Quarzgängen bei Tiouit und Jemaa n'Ougoulzi, westlich des Anti-Atlas am Jebel Sarhro.
Weniger bekannt ist, dass es während der Hochblüte des Islam, etwa von 750 - 900, einen sehr regen Handel zwischen dem Mittleren Osten, Wikingern und Russen gab, welcher primär den starken Hunger der Nordmänner nach Silber befriedigen sollte. Silber in Form von Münzen war hochbegehrt und im Norden Europas nicht vorhanden. Die Wikinger, welche ursprünglich nur Raubzüge praktizierten, erkannten, dass sie im Handel mit Sklaven und Pelzen aus dem Norden gegen reiche Silberschätze aus der islamischen Welt, bessere Geschäfte machen konnten. Haupthandelsplätze waren das Khaganat des Volkes der Chasaren am Kaspischen Meer, das nach der Einführung der jüdischen Religion im 8. bis 9. Jh. den Süden Russlands kontrollierte, und die Zentren der abbassidischen Welt, dem Reich der Khalifen (ab 750). Die nach Hause gebrachten Silberschätze hatten einen enorm großen Einfluss auf die Entwicklung der Wikinger und deren Penetration des europäischen Teils von Russland, einhergehend mit der Gründung neuer Städte.
Zwischen dem Ende des weströmischen Reiches im Jahr 476 und der Völkerwanderung zwischen dem 4. und 6. Jh. gab es im Wesentlichen Eisenerzbergbau, da Eisen das wichtigste Metall für die Herstellung von Waffen und Werkzeugen war. Über Silber ist in dieser Transformationszeit zwischen Spätantike und Mittelalter nur sehr wenig bekannt.
Während die germanischen Völker das Silber als Metall schon früh kannten, waren den Deutschen die Silberlagerstätten im Harz und Erzgebirge noch unbekannt. Tacitus kannte nur ein einziges Silberbergwerk in Deutschland (bei Wiesbaden oder an der Lahn), das aber bald einging. Silberne Gegenstände, welche sich in Germanien und Skandinavien finden, sind keine Erzeugnisse inländischer Künstler, sondern in den ersten Jahrhunderten römischen, seit dem 6. u. 7. Jh. byzantinischen Ursprungs.
Erst die Karolinger (580 - 987) setzten Silber wieder als Münz- und Schatzmetall ein. Ab dem 9. Jh. stieg der Silberbedarf. Da zudem bei der positiven Entwicklung der Wirtschaft und des Handels ab Ende des 10. Jh. der Import von Silbermünzen zum Erliegen kam, setzten die dann herrschenden Ottonen auf eigenen Silberbergbau.
Im Mittelalter wurden ungeheuere Massen Silber zu Kirchenschmuck und Kirchengeräten verarbeitet. Schon im Jahre 812 wird eine aus Silber gegossene Glocke wegen ihres schönen Klanges gerühmt, Herzog Wilhelm von Aquitanien ließ solche in der Kirche des von ihm gestifteten Klosters Gellone, heute Saint-Guilhem-Le-Desért bei Montpellier, aufhängen. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass ein Zusatz von Silber zum Glockenmetall den Klang nicht erhöht.
Eine wahre Jahrtausendmeisterschaft im Ausgeben von Silber war der vierte Kreuzzug ins Heilige Land im Jahr 1204, welcher von Pabst Innozenz III. 1198 propagiert wurde. Nach den Misserfolgen der drei ersten Kreuzzüge, welche zu Land erfolgten, beschloss man nun ein viertes Mal Jerusalem, diesmal allerdings auf dem Seeweg, zu erreichen. Der Papst und seine französischen adeligen Planer beauftragten die Seemacht Venedig, den Transport von etwa 33.000 Kreuzzüglern mit Anhang zu organisieren, und ebenso eine eigene Flotte mit 50 Galeeren auszurüsten. Als Bezahlung handelte der greise Doge Enrico Dandolo 300.000 Unzen Silber sowie die Hälfte des zu erobernden Gebietes aus.
Im Hoch- bis Spätmittelalter gelangte der Bergbau in Deutschland zu großer Bedeutung. Einer der größten Blei-Silbererztagebaue in Deutschland liegt bei Kropbach am Eingang des Münstertals im südlichen Schwarzwald. Es ist bisher nicht eindeutig bewiesen, ob dieser Bergbau mittelalterlich oder römisch ist. Zumindest berichtet Tacitus nicht darüber. Das von Tacitus erwähnte Vorkommen an der Lahn ist bisher nicht gefunden worden. Es soll sich ggf. um Naurod handeln - was jedoch wegen seiner Geologie nicht als Silberlagerstätte infrage kommt. Eine andere Möglichkeit wäre der Bergbau der Grube Friedrichssegen.
In Sachsen soll der Bergbau bei Mittweida und Frankenburg um 922 – 930 rege geworden sein. Aus dem Jahr 968 stammt die erste urkundliche Erwähnung des Bergbaus am Rammelsberg bei Goslar im Harz, andere Dokumente erwähnen Silberbergwerke im Jahr 984 bei Markirch im Lebertal in den Vogesen, 1028 im Schwarzwald 1028 und 1168 in Freiberg im sächsischen Erzgebirge. Die Kupfer-Silberlagerstätten bei Mansfeld wurden um 1200 erschlossen.
Zwischen dem 12. und 14. Jh. entstanden Bergbaustädte und es gab bahnbrechende technische Innovationen, besonders in der Wasserkunst, in der Göpelförderung und der Erfindung von Pumpen. Die bisher meist kleinen Silberbergbaubetriebe entwickelten sich zu technisch anspruchsvollen industriellen und kapitalintensiven Unternehmen. Zwischen 1348 und etwa 1480 gab es, u.a. bedingt durch die schweren Pestepidemien von 1348-1350, einen fast totalen Zusammenbruch des Harzer Bergbaus, welcher fast 100 Jahre anhielt.
In Straßberg wird die erste Silberhütte im Jahr 1462 erwähnt, ab 1480 gab es einen neuen Aufschwung am Rammelsberg, 1487 wird erstmals St. Andreasberg erwähnt, für welches jedoch die Bergfreiheit erst 1521 erlassen und die Förderung in der Grube Samson aufgenommen wurde. Der Silberbergbau bei Schneeberg begann 1471, in Annaberg 1496.
Der Bedarf nach Silber war unermesslich, sodass nicht nur im Harz und im Erzgebirge exploriert und gefördert wurde. Silberbergbau gab es seit der römischen Besetzung an der Lahn, bei Schriesheim im Odenwald und bei Bodenmais im Bayrischen Wald. Siehe dazu auch das Kapitel Silbervorkommen im übrigen Deutschland.
Soweit durch die Funde eines Schmelzofens und von Tagebauen nachvollziehbar ist, wurden die Blei-Zink-Erzgänge bei Bad Ems vermutlich schon in der Antike während der römischen Besetzung (etwa 90 bis 260 n. Chr.) abgebaut. Eine Urkunde von Kaiser Friedrich I. aus dem Jahr 1158 erwähnt die Silbergruben zu Bad Ems. Danach liegt die Geschichte des Bergbaus für mehrere Jahrhunderte im Dunkeln, ausgenommen Berichte aus dem 18. Jh., welche von regem Bergbau im 14. und 15. Jh. sprechen. Die Blütezeit des Blei-Silberbergbaus begann erst im Jahr 1766 mit dem Höhepunkt im 19. Jh.
Am Colegenberg bei Schriesheim, heute der Kohlberg, hat sich bereits im Jahre 1012 König Heinrich II. Besitzrechte vorbehalten. In diesem Colegenberg fanden sich nach den damaligen Schürfrechten abbauwürdige Silbererze. Der Bergbau wurde von den Strahlenbergern betrieben. Die Pfalzgrafen konnten 1291 die Herren von Strahlenberg bewegen, den ihnen zustehenden Teil des Colegenberges an die Kurpfalz zu verkaufen. Das Bergwerk wurde wieder zu Lehen gegeben. Zwischen 1470 und 1550 wurde der Bergbau von einer 16-stämmigen Gewerkschaft betrieben. Die Ausbringung an Silber war jahrhundertelang recht kläglich, sodass der Abbau im Jahr 1885 endgültig eingestellt wurde.
Bericht von Bergwercken, wie man
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Im Pabenmaiz (Bodenmais) des 14. Jh. wurde erstmals um das Jahr 1300 Bergbau auf Gold dokumentiert und Mitte des 15. Jh. in der Grube des Allmächtigen Gottes Gabe nach Silber geschürft. Im Jahr 1485 erhielt der Ort besondere Priviliegien und im Jahr 1522 einen großen Freiheitsbrief, in welchem Bodenmais zur "vollkommen gefreiten bergstadt" erhoben wurde. 1542 wurde der Silberbergbau wegen Erschöpfung des Erzes eingestellt.
Auch in Böhmen, im slowakischen Erzgebirge, in Schwaz in Tirol und Falun in Schweden finden sich sehr früh Spuren vom Silberbergbau. Um die Stadt Banská Štiavnica, zu Deutsch Schemnitz, in der Slowakei herum erstreckte sich eines der großen Erzvorkommen im damaligen Oberungarn. Der Bergbau bestand bereits seit dem Jahre 752, wo er von Mährern betrieben wurde. Schemnitz wurde durch Mährer im Jahr 1075 gegründet, unter Stephan I., dem ersten König Ungarns (969 - 1038), durch herbeigerufene Deutsche erweitert und zur Blüte gebracht, 1156 zum ersten Mal erwähnt, von den Tataren Anfang der 40er Jahre des 13. Jh. gänzlich zerstört, nach deren Abzug wieder aufgebaut. In der Umgebung der Stadt wurde im Jahr 1627 erstmals Schwarz- bzw. Schießpulver zum Sprengen im Bergbau eingesetzt. 1735 kam es in Schemnitz (Banská Štiavnica) zur Gründung einer Bergschule (Bergschola), die auf die älteren Ausbildungsformen von zukünftigen Bergbeamten aufbaute. Diese Anfang des Jahres 1763 gegründete Institution wurde bis 1770 schrittweise zur späteren Bergakademie ausgebaut.
Kuttenberg in Böhmen erzeugte 1240 – 1620 fast 2.000 t Silber. In Mähren soll der Bergbau von Iglau der älteste sein, im 11. Jh. waren die Gruben von Zeiring in der Steiermark berühmt, Schladming wird schon im 13. Jh. genannt.
Im Jahr 1426 begann in Schwaz in Tirol in der Alten Zeche der Bergbau auf Silber, welcher seinen Höhepunkt um 1520 fand. Schwaz, Aller Bergwerk Mutter, im Pfandbesitz der Fugger, war nach Wien mit über 20.000 Einwohnern nicht nur die zweitgrößte Stadt in Österreich, sondern auch die weltgrößte Bergbaumetropole. Etwa 85 % des weltweit geförderten Silbers kam aus Schwaz. Dies war eine der wichtigsten machtpolitischen Grundlagen des damaligen Europas. Das zweite Tiroler Silbervorkommen am Schneeberg im Passeier, Europas höchstes Bergwerk, welches erstmalig 1237 erwähnt wurde (argentum bonum de Sneberch), hatte seine Blütezeit im Jahr 1486, als bis zu 1.000 Bergleute den silberhaltigen Bleiglanz abbauten.
In Schweden waren die Gruben von Sala schon im 8. Jh. in Betrieb, ihre blühendste Periode fällt in die erste Hälfte des 16. Jh. Kongsberg in Norwegen wurde 1623 durch deutsche Bergleute eröffnet.
Dieselben Normannen, welche im Jahr 1066 England eroberten und Teile von Wales besetzten, begannen im Norden der Insel die silberhaltigen Bleierze auf Silber abzubauen. Die wichtigsten Vorkommen lagen in den Kohlekalksteinen in Derbyshire, Mendip, an der Grenze zu Wales und in den nördlichen Penninen. Tieferliegende Lagerstätten im Südwesten Englands wurden nicht bis vor der zweiten Hälfte des 13. Jh. erschlossen. Der Höhepunkt des Silberbergbaus war im 12. Jh., wobei die Tynedale-Carlisle-Gruben die ertragreichsten waren. Die Lagerstätten in Devon gehörten mit zu den silbererzreichsten Englands, rund um das Revier von Bere Ferrers. Sie erzeugten Silber von 1292 bis 1349 und waren anschließend, mit Unterbrechungen, bis etwa zum Jahre 1500 aktiv. Wesentlicher Grund für das Auflassen der Gruben war nicht, dass das Erz erschöpft war, sondern die Tatsache, dass diese Erze in Tiefen lagen, in welchen ein Abbau erhebliche technische Probleme, z.B. die Bewältigung des Wassers, mit sich brachte und bis zur Kenntnis neuer Bergbbautechnologien im 16. Jh. nicht gefördert werden konnten.
In Italien, Griechenland und Frankreich scheint der Silberbergbau in früheren Zeiten weit eifriger betrieben worden zu sein, als im 16. Jh.. Das mag daran gelegen haben, dass einerseits die Vorräte von Silbererz allmählich abnahmen, andererseits besonders Silber nach der Entdeckung von Amerika dort weit leichter und preiswerter erzeugt werden konnte, als dies in der Alten Welt möglich war. Als Folge verfielen sehr viele weniger ergiebige Bergwerke in Europa.
In Spanien gingen die schon beiden Römern und Phöniziern berühmten Gruben bei Guadalcanal Mitte des 16. Jh. ebenfalls in die Hände der Fugger über, die ungeheure Reichtümer aus derselben zogen, bis sich die Gruben mit Wasser füllten und dann verlassen wurden.
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Die großartigste Umgestaltung erfuhr die Silberproduktion durch die Wiederentdeckung Amerikas durch Columbus im Jahr 1492, bzw., was die Ausbeutung des Silbers betrifft, nachdem Cortez 1519 in Mexiko eingedrungen war. 1522 kam das erste Silber aus Mexiko nach Europa, 30 oder 40 Jahre später waren dort die Gruben in vollem Gang und auch Peru lieferte alsbald viel Gold und Silber, besonders seitdem 1545 die berühmte Lagerstätte Potosi, im heutigen Bolivien gelegen, entdeckt worden war. Die Silberproduktion verzehnfachte sich durch diese Entdeckungen. Erheblich gesteigert wurde die südamerikanische Produktion durch Einführung des Amalgamationsprozesses, der 1557 von Bartholomäus de Medina entdeckt und seit 1566 im Großen ausgeführt wurde. Im Jahr 1571 wurde er auch in Bolivien und Peru eingeführt.
Ab der Mitte des 16. Jh. wurden die Expansionsvorhaben, die kolonialen Unternehmungen und die gewaltigen Ausgaben für die Flotte, für Kriegsmaterial und Eroberungskriege in Europa und Nordafrika durch der spanischen Habsburger wesentlich durch das Silber und Gold der amerikanischen Gruben finanziert.
Im 17. Jahrh. wurden die Silberbergwerke zu Yauricocha (Cerro de Pasco) im Hochland von Peru eröffnet und lieferten reiche Erträge. Im 17. und 18. Jh. besaß das spanische Imperium die größten Territorien der Welt, obwohl sein militärisches und wirtschaftliches Glück seit 1640 ständig wechselten. Sehr große Silbervorkommen gab es auch in Hunatajaya und Chañarcillo, in Chile, welche im 19. Jh. entdeckt und erschlossen wurden. Als Anfang des 19. Jh. die Freiheitskämpfe begannen, die Spanien um ca. 1825 zur Aufgabe der Vizekönigreiche Peru und Rio de la Plata von Spanien zwangen, sank die Silberproduktion und hob sich erst wieder in bedeutenderem Maße, als die Quecksilberfunde in Kalifornien die Ausbeutung erleichterten.
Trennschmelzen von Silber und Blei
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Ein holländischer Schoner vor der
Innenansicht eines japanischen Erzbergwerkes
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Zwischen dem 16. und dem 17. Jh. wurden große Mengen Silber aus den über 500 Schächten (mabu) der Silberlagerstätte Iwami-Ginzan in der Präfektur Shimane gefördert. Die jährliche Produktionsmenge reinen Silbers in der ersten Hälfte des 17. Jh. wurde auf ca. 38 t geschätzt, was knapp etwa einem Drittel der damaligen weltweiten Silberproduktion entsprach. Das Silber wurde zum größten Teil über China und Korea nach Portugal und Spanien exportiert und die Exporterlöse von den sich bekriegenden Daimyo-Führern zum Kauf von Waffen und zur Unterstützung der Shogunatswirtschaft benutzt. Die Zahlung des erhandelten Silbers erfolgte meist durch Gewürze von den Südseeinseln von Malabar und durch Medizin aus Indien. Schiffe, welche diese Güter nach Japan brachten und beladen mit Silber zurückkehrten, wurden Silberschiffe genannt. Auch Chinesen aus Fujian segelten nach Japan, um für sich Silber zu erwerben.
Im Jahre 1602 wurden die in Südostasien herrschenden Portugiesen von der Vereinigten Niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC) erfolgreich bekriegt und das heute malayische Malakka, sowie der größte Teil von Indonesien durch die Holländer kolonialisiert. Im Gegensatz zu den spanischen Konquistadoren war die VOC nicht direkt auf Gold und Silber aus, sondern verstand sich eher als Händler, welche wesentlich wertvolle Gewürze aus ihrer Kolonie gegen Silber aus Amerika eintauschte. Gleichzeitig jedoch gewannen die Niederländer Silber- und Golderz aus der Lagerstätte Salido in den Barisan-Bergen in West-Sumatra, welche bereits lange vorher von Hindus erschlossen worden war.
In Russlands bedeutendsten Lagerstätten im Bezirk Nertschinsk in Transbaikalien, dem heutigen Chitinskaya Oblast, begann der Silber- und Goldbergbau im Jahre 1704. Einen Höhepunkt erreichte er um 1775 und nahm dann bis Ende des 19. Jh. sukkzessive ab. Die genaue Anzahl der Silbergruben innerhalb des etwa 60 km2 großen Gebiets zwischen den Flüssen Shilka und Argun ist nicht bekannt. Die Lagerstätten liegen in silurisch-devonischen kristallinen Schiefern und Kalksteinen, intrudiert von Graniten, Syeniten und Dioriten. Seit 1762 war Nercinsk einer der berüchtigtsten Verbannungsorte in Sibirien. Gegen Ende des 19. Jh. wurden bis 2.300 Sträflinge zur Arbeit herangezogen. In den 150 Jahren Geschichte der Nertschinsker Gruben (1704 - 1854) wurden 11,5 Mio. Unzen Silber erzeugt.
Sehr reiche Silberglanzvorkommen wurden 1735 in Smeinogorsk (Schlangenberg, ursprünglicher Name Smejow) in der Region Altai entdeckt und seit 1736 abgebaut. Eine erste Aufbereitungsanlage, die aus einer Schmelze und Schmiede für Silber bestand, wurde in der im Jahr 1730 neugegründeten Stadt Barnaul errichtet. Sie existierte von 1744 bis 1893. In diesem Zeitraum wurden pro Jahr ca. 7,4 t Silber gefördert, die gesamte Region förderte 90 % des gesamtrussischen Silbers. Im Jahr 1747 erließ die Zarin Elisabeta Petrowna ein Dekret zur Enteignung der Industrie Barnauls und übernahm die Stadt als Zentrum des Silbers in Staatshand. In den 1780er Jahren enstand eine Bergschule. Das Silbervorkommen, welches einen Teil der Ag-Au-haltigen Oxidationszone einer sehr großen Kupferlagerstätte bildete, war jedoch gegen Ende des 19. Jh. erschöpft und die Hüttenbetriebe wurden 1893 geschlossen.
Im erzreichen Ural stieß man im Jahr 1814 auf Silbererz und begann im gleichen Jahr mit dem Abbau in der Grube Blagodatnoi bei Beresowsk. Im Gebiet des heutigen Kasachstan wurden 1844 reiche Silbererzgänge jenseits des Irtysch bei Karkaralinsk (Karaganda) und bei Bayunaul entdeckt. Weitere Explorationsarbeiten auf dem Territorium des kaiserlichen Russland führten zu silberhaltigen Erzen bei Voits in Georgien, in Misur am Südeingang der Schlucht von Alagir (Gora Kario-Khokh-Gebirge) in Nord-Ossetien, sowie in Kirgistan.
In Spanien wurden 1839 die Gruben der Sierra Almagrera in der Provinz Almeria und 1843 die von Hiendelaencina in Guadalajara entdeckt. Seit Einführung des Pattinsonschen Prozesses gewann man viel Silber aus den Bleierzen der Sierra de Gador und den Erzgruben von Cartagena.
Durch die Silberentdeckungen in den Vereinigten Staaten wurde schließlich alles Bisherige weit übertroffen. In Nevada, Utah, Colorado, Kalifornien, Arizona, Montana, Idaho, New Mexico, Oregon und Washington wurden reiche Erze entdeckt, und namentlich der Comstock Gang (Comstock Lode) bei Virginia City in Nevada lieferte seit seiner Entdeckung im Jahr 1858 enorme Mengen Silber und Gold. Seit den 1870er Jahren hat die Silbergewinnung in den Vereinigten Staaten die von Mexiko überholt, und die USA wurde zum größten Silberproduzent der Welt.
1885 begann Neusüdwales in Australien Silber zu liefern (Broken Hill). In den letzten Jahren des 19. Jh. stand Australien als Silberproduzent an dritter Stelle.
Literatur zum Neolithikum (Hethiter und Ägypten)
Literatur zur Antike, Frühzeit, Mittelalter bis zum 19. Jh.