Mineralienatlas - Fossilienatlas
Dr. Johann Jacob Scheuchzer Zürich Copyright: Archiv: Doc Diether; Contribution: Doc Diether Image: 1415275579 License: Usage for Mineralienatlas project only |
Dr. Johann Jacob Scheuchzer |
Zürich |
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Riesensalamander Andrias scheuchzeri. Öhningen, Hegau, Baden-Württemb. D:85cm. Copyright: Doc Diether; Contribution: Doc Diether Collection: Fischerhaus Wangen bei Öhningen Location: Deutschland/Baden-Württemberg/Freiburg, Bezirk/Konstanz, Landkreis/Öhningen Fossil: Andrias scheuchzeri Image: 1282589386 Rating: 9 (votes: 1) License: Usage for Mineralienatlas project only |
Riesensalamander |
Andrias scheuchzeri. Öhningen, Hegau, Baden-Württemb. D:85cm. |
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Dr. Johann Jacob Scheuchzer (* 2.Aug. 1672 Zürich, † 23. Juni 1733 Zürich) war ein schweizer Universalgelehrter; vor allem Arzt, Paläontologe, Naturforscher und Historiker.
Er war ein Sohn des gleichnamigen Stadtarztes in Zürich. Er erhielt seine Bildung am Züricher Gymnasium (Carolinum), wo ihn indessen der wesentlich auf die alten Sprachen und die Theologie abzielende Unterricht wenig befriedigte. Dagegen begeisterte er sich früh, durch die vom Vater empfangene Anregung, in Richtung Natur- und Heilkunde. Er bezog im Frühjahr 1692 die Universität Altorf und belegte medizinische Fächer. Dann ging er nach Utrecht und erwarb sich daselbst 1694 den medizinischen Doktortitel.
Gerade die Paläontologie hatte es ihm angetan. Zuerst deutete er Fossilien als Überbleibsel der Sintflut. Scheuchzer glaubte damals, bei Fossilien handele es sich um eine Art Auskristallisation aus dem Umgebungsgestein. Dann las er englische Arbeiten, die die Bildung von Fossilien in heutigem Sinne sahen. Dem schloss er sich an.
Der Stellenmarkt in Zürich war eng. Da es nur 4 amtliche Medizinalstellen gab, und die Gründung einer Privatpraxis kostspielig war, hieß es sich gedulden, bis ein Kollege durch Tod seine Stelle räumte. Da Scheuchzer nicht ohne Arbeit sein konnte, entwickelte er bald eine lebhafte und vielseitige Tätigkeit. Großen Anteil nahm er an der örtlichen Gesellschaft der Wohlgesinnten, einer 1679 erstmals gegründeten Akademie, in der sich die geistig interessierte Jugend zu freier Diskussion versammelte. Scheuchzer wirkte hier von 1697 bis 1709 als Schriftführer und hielt zahlreiche, vor allem paläontologische und mathematische Vorträge. Auf diese Weise konnte er sich in der Stadt als Wissenschaftler einen Namen machen und Schüler für seinen Privatunterricht gewinnen.
1695 starb der Züricher Waisenhausarzt Johann Jakob Wagner, Verfasser einer ersten "Historia naturalis Helvetiae curiosa" (Zürich 1689). Scheuchzer kam dadurch in Amt und Würden.
Zu Scheuchzers Amtsobliegenheiten gehörte auch die Bürgerbibliothek und die Kunst- und Naturalienkammer. Wie es seine Art war, ging er sofort mit Eifer an die Abfassung eines großen beschreibenden Katalogs der Naturalien. Diese Arbeit brachte ihn auf die Idee, sich auch der Kunstkammer Gottes zu widmen, wie sie in Form der Alpen und seiner Schweizer Heimat vor ihm lag. Er wollte dem Beispiel Wagners folgen und dessen Arbeit noch übertreffen. Er plante eine umfassende naturkundliche Beschreibung der Schweiz. Zu diesem Zweck unternahm er zwischen 1694 und 1714 in Begleitung von Schülern und Freunden zahllose Exkursionen in die Alpen.
Um die Erforschung der Alpenwelt auf eine breitere Basis zu stellen, verfasste Scheuchzer 1697 einen detaillierten Fragenkatalog, die "Charta invitatoria". Gefragt wird hier etwa nach Temperatur, Wetter, Hagel, Schneefall, Mineralquellen, Pflanzen, Tieren, Fossilien usw. Er ließ diesen Katalog über Freunde breit streuen. Vor allem strebte er die Mitarbeit der Ärzte und Geistlichen auf dem Lande an.
In einem Zürich, in dem seit den Reformatoren Zwingli und Bullinger die Kirche eine dominierende Stellung im Staatswesen einnahm, unternahm Scheuchzer den Versuch, den Naturwissenschaften auf dem Umweg über die Bibel in religiös geprägten Kreisen mehr Ansehen und Geltung zu verschaffen. Er wollte das "Buch der Natur" zu einem der Bibel ebenbürtigen Mittel der Gotteserkenntnis machen.
In seinem monumentalen Werk "Physica sacra" erläutert er ausführlich alle in der Bibel angesprochenen naturkundlichen Realien. Die dem Buch beigegebenen 750 herrlichen, großformatigen Kupferstiche des Zürcher Kunstmalers und Kupferstechers Johann Melchior Füßli machen es zu einem Höhepunkt barocker Buchkunst.
Der fossile Riesensalamander aus Öhningen (Hegau) wurde als "Andrias scheuchzeri" zu seinen Ehren benannt. 2006 wurde ein Mineral zu seinen Ehren "Scheuchzerit" Na(Mn,Mg)9(VSi9O28(OH)3 genannt.