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4. Geologische Exkursionspunkte und Wanderungen auf Graciosa

Detailkarte zu den Exkursionspunkten auf Graciosa

Nur etwa einen Kilometer von Lanzarote entfernt befindet sich die die nur 27 Quadratkilometer umfassende Nachbarinsel Graciosa, die von Orzola aus mehrfach täglich mit dem Fährboot angefahren wird. Die sehr eindrucksvolle Fahrt entlang der Famarasteilküste mit herrlich geschichteten Flutbasalten rund um das oft stürmische Kap Farion de Afuera endet im Hafen von Caleta del Sebo, dem einzigen ständig bewohnten Ort Graciosas. Hier gibt es mehrere kostengünstige Gasthäuser mit durchaus empfehlenswerter Fischküche. Die kleine Insel offenbart einen ganz eigenen Charme, der schon im Namen Graciosa (= die Liebliche) anklingt. Durch ihre Überschaubarkeit eignet Graciosa sich gut zu Fußexkursionen mit Standquartier in Caleta. Im Folgenden sollen einige lohnende Exkursionen beschrieben werden:



4.1. Wanderung zum Vulkan Monte Amarilla

Der farbenprächtige Vulkan Montana Amarilla aus Richtung der Salinen Los Rios.

Eine etwa vierstündige Wanderung führt von Caleta del Sebo zu dem 172 Meter hohen Montana Amarilla ganz im Südwesten der Insel. Dieser vornehmlich aus Tuffen aufgebaute Vulkan ist im Süden am Playa de la Cocina vom Meer angeschnitten worden. Hier offenbart sich dem Betrachter in einem 150 Meter hohen Profil modellhaft das Innenleben des Vulkans, das aus gelb und rot gefärbten Tuffen mit gelegentlich eingeschalteten dünnen schwarzen Basaltgängen besteht. Die lebhaft gelbe Färbung, die diesen Vulkan bereits von weiter Entfernung aus deutlich hervorstechen läßt, rührt von einer intensiven Autohydrometamorphose des Tuffes her. Der Tuff wurde dabei unmittelbar nach der Ablagerung durch hydrothermale Wässer verändert und dabei gleichsam "im eigenen Saft gekocht". Solche Vorgänge sind typisch für sehr wasserreiche Vulkanausbrüche, wie sie auf den Kanaren häufig vorkommen. Neben dem Montana Amarilla kommt eine ähnliche hydrothermale Umwandlung auch auf dem Caleta del Sebo benachbarten Hausberg Montana del Mojon vor. Als weiteres Beispiel sei hier der bereits beschriebene El - Golfo Krater auf Lanzarote genannt.

Bei dem Prozess der Autohydrometamorphose bilden sich auch ungewöhnliche und optisch ansprechende Gesteine. Mit etwas Glück findet der Gesteinssammler hier Stücke von Palagonit, der sich durch ein feines Netzwerk von hydrothermalen Quarzadern und Quarzdrüschen in der roten Grundmasse auszeichnet. Schließlich läßt sich am Montana Amarilla auch beispielhaft die Salzverwitterung weicher Gesteine im Küstenbereich beobachten. Diese gerundeten Höhlungen, Tafonis genannt, entstehen durch die stark salzhaltige Meeresluft, wobei das Salz in den Klüften und Sprüngen des Gesteines auskristallisiert und durch den Kristallisationsdruck das Gestein absprengt. Sie kommen in der gesamten Bucht vor und bieten den Meeresvögeln willkommenen Unterschlupf.

Eine Besteigung des Berggipfels des Monte Amarilla ist nur geübten Wanderern mit festen Schuhwerk zu empfehlen. Zwar führt ein deutlich erkennbarer Saumpfad nach oben, jedoch ist das Gestein, insbesondere dort wo es hydrothermal umgewandelt wurde, ausgesprochen brüchig und rollig und bereitet dem Ungeübten beim Herabsteigen große Schwierigkeiten.


4.2. Die Strände Las Conchas und Playa Lambra

Lanarotes schönster Strand: Der wilde Playa de las Conchas auf der vorgelagerten Insel Graciosa

Der schönste Strand von Lanzarote, Playa de las Conchas ist nach wie vor ein Geheimtip und liegt auf der vorgelagerten Insel Graciosa. Auch heute noch ist er vollständig unerschlossen und hat nichts von seinem jahrtausendealten Charme eingebüßt. Man erreicht ihn nach zweistündigen Fußweg über eine Piste am Nordostende des Insel. Wer hier länger bleiben oder zelten möchte, sollte Lebensmittel und viel Wasser mitnehmen, da es hier keinerlei Versorgungsmöglichkeiten gibt. Dafür belohnt der Strand mit seinem feinen weißen Sand, dem grandiosen Wellenspiel und einem herrlichen Ausblick auf die Graciosa vorgelagerten Vulkaninseln Montana Clara und Alegranza.

Der Strand Playa de las Conchas ist überraschend arm an Strandgut, selbst die an sich hier zu erwartenden Muscheln und Schnecken (las conchas = die Muscheln) machen sich auffällig rar. Ganz anders sieht dieses am nur knapp 2 Kilometer in nördlicher Richtung liegenden Playa Lambra aus. Hier häuft sich Treibgut jeglicher Art: angetriebene Hölzer, Fischernetze, Flaschen mit und ohne Post sowie verendete Meeresschildkröten in derart großer Anzahl, das einem mitunter der Badespaß vergeht. Jedoch ist dieser Unterschied gerade in aktuogeologischer Hinsicht interessant, zeigt er doch modellhaft auf, wie stark die jeweilige Sedimentation in eng benachbarten Strandbereichen durch lokal herrschende Meeresströmungen geprägt wird.

Den Rückweg vom Playa Lambra nach Caleta del Sebo nimmt man am leichtesten über die Ostküste der Insel. Hier passiert man das kleine, nur an Wochenenden und in der Hauptsaison bewohnte Hafenörtchen Pedro Barbas mit einer sehenswerten Solarenergieanlage. Kurz vor Caleta erreicht man dann ausgedehnte Flugsandflächen mit den für Graciosa typischen Gastropodenfossilien, die im folgenden beschrieben werden.


4.3. Pliozäne und subrezente Fossilien auf Graciosa

Speziell auf den Wanderungen im Norden der Insel Graciosa fallen im locker verkitteten Flugsanden immer wieder massenhaft vorkommende merkwürdige fossile Gebilde von gelblicher Farbe auf. Die bis 3 cm großen, meist solitär vorkommenden, gelegentlich aber auch zu Gruppen verwachsenen Fossilien weisen eine gerundete fingerhutähnliche Form auf. Sie sind ausgesprochen hart und zeigen eine große zentrale Höhlung. Bei diesen zunächst rätselhaft wirkenden Gebilden handelt es sich um die calcifizierten Eigelege von Landschnecken der Helixfamilie, die hier bis vor wenigen Jahrtausenden in offensichtlich großer Anzahl gelebt haben. Das massenhafte Vorkommen der Eigelege ist dabei ein deutlicher Hinweis auf eine jungquartäre Klimaverschiebung hin zu einem trockeneren Klima im Bereich der östlichen Kanaren.

Auch ältere tertiäre Fossilien können auf Graciosa gefunden werden. Bei der Wanderung zum Montana Amarilla im Süden der Insel passiert man eine direkt am Meer gelegene auffällige Kalkpfannenbildung, die bereits teilweise wieder erodiert wurde. Die Kalkbildung hier und entlang des südlich anschließenden Küstenstreifens ist pliozänen Alters und enthält eine Reihe gut erhaltener, teilweise großwüchsiger Schnecken- und Muschelfossilien. Genannt seien Strombus coronatus und Strombus bubonius, Rothplezia rodista, Nerita emiliana, Griphaea virleti, Thais haemastoma, Patella candei, verschiedene Conus- und Murexarten sowie verschiedene Schwämme. Für alle genannten Fossilien bestehen ausgezeichnete Fundmöglichkeiten.


4.4. Tertiäre Flutbasalte im Famaragebirge

Die Ostküste Graciosas bietet ber den El Rio genannten Meereskanal hinweg eine herrliche Aussicht auf das über 400 m hohe steilwandige Profil der Flutbasalte des Famaragebirges. In dieser Großartigkeit zeigen sich die tertiären Flutbasalte innerhalb Europas nur noch entlang der Nordostküste Islands!

Mit dem Fernglas erkennt man deutlich die verschiedenen Förderkanäle (dykes) innerhalb der Abfolge, die die leichtflüssigen Basaltmagmen förderten. Oben angekommen, flossen diese Laven von dem sich in Form einer langgestreckten Spalte erstreckenden Schlot nach beiden Seiten fort und bildeten so eine neue Lage Basaltlava. Hierbei kann eine einzelne Lavalage eine räumliche Erstreckung von mehreren Quadratkilometern erreichen. Die einzelnen Basaltlagen haben eine Mächtigkeit von drei bis zehn Metern und sind häufig durch rotgebrannte Tufflagen getrennt. Auch hartgefrittete Paläoböden kommen in der Abfolge vor, die eine größre zeitliche Lücke der einzelnen aufeinanderfolgenden Basaltlagen dokumentieren.

Bei der Verwitterung dieser Gesteine entstehen treppenartige Abstufungen, wie sie sich beispielsweise am Punta Farion - der Nordspitze Lanzarotes zeigen. Aus dieser "getreppten" Landschaftsformung entwickelte sich der bereits oben erwähnte Name Trappbasalt für diese Gesteine. Der Verwitterungsschutt der Basalte bildet dabei große Schutthalden, die in der Regel die unteren hundert Meter des Profiles verhüllen. Bei der näheren Betrachtung dieser Schutthalden fällt auf, daß auch diese bereits wieder starke Erosionsrunsen aufweisen und demnach zur Zeit selbst erodiert werden. Wahrscheinlich deckt sich die Zeit der starken flächenhaften Erosion, die die heutigen Schutthalden am Fusse der Famaraberge schuf, mit der relativ feuchten "Landschneckenzeit von Graciosa" vor einigen tausend Jahren. Das heutige Erosionsgeschehen wird dagegen durch sporadische Starkregenfälle geprägt, die ein lokal konzentriertes und daher tief einschneidendes Erosionsgeschehen verursachen.


5. Schlusswort

Lanzarote und Graciosa stellen sicherlich keine mineralreichen Inseln in dem Sinne dar, wie es Korsika, Sardinien oder Elba tun. Trotzdem können auf den beiden Inseln eine Reihe recht netter Mineralstufen geborgen werden, wobei bei näherer Bearbeitung noch manch anderer Fundpunkt zu erwarten ist. Insbesondere die Gegend um die Salinas del Janubio weist dabei gute Fundmöglichkeiten für auch großformatige Gips- und Olivinstufen auf. In jedem Fall aber bieten die Steilküsten der beiden Gebirge Famara und Los Ajaches sowie die verschiedenen rezenten und subrezenten Vulkangebiete Lanzarotes einen hervorragenden Einblick in viele geologische und vulkanologische Prozesse, wie sie in dieser Vielfalt und Eindrücklichkeit in Europa selten zu finden sind.


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