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Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von

Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (* 10. April 1651 Kieslingswalde; † 11. Oktober 1708 Dresden) war ein deutscher Naturforscher (Didaktiker, Mathematiker, Mineraloge, Philosoph, Physiker, Techniker, Vulkanologe) zu Beginn des Zeitalters der Aufklärung.

Durch Hauslehrer erhielt Tschirnhaus eine mathematisch-naturwissenschaftliche Ausbildung. Er besuchte die Schule von Nathanael Heer in Lauban und das Gymnasium der Stadt Görlitz. Er reiste im Winter 1668 zum Studieren nach Leiden, erkrankte dort aber. Wieder genesen schrieb sich Tschirnhaus 1669 an der Universität Leiden zum Studium der Rechtswissenschaften ein. Sein Hauptinteresse galt jedoch der Mathematik, der Philosophie und der Physik. Tschirnhaus wurde in die Lehren von René Descartes eingeführt, dessen begeisterter Anhänger er sein Leben lang bleiben sollte. Im Frühjahr 1674 beendete er sein Studium und kehrte nach Kieslingswalde zurück. 1674 / 1675 begann Tschirnhaus eine große Bildungsreise, die ihn in die wissenschaftlichen Zentren Europas führten und die seine späteren Forschungsarbeiten prägte. So knüpfte er z.B. mit Spinoza weitere Kontakte an. Die weiteren Stationen waren London, wo er in Kontakt kam mit dem Sekretär der Royal Society Henry Oldenbourg. Dieser vermittelte weitere Kontakte zu Robert Boyle etc. In Paris lernte er Leibnitz und Huygens kennen. Im September 1675 ist er Teilnehmer von Schmelzversuchen, die mit einem Brennspiegel durchgeführt wurden. 1679 ist er wieder in Kieslingwalde.

Ab 1679 arbeitete Tschirnhaus zusammen mit dem Mechaniker Johann Hoffmann am Bau von Brennspiegeln. Er fertigte diese in Kieslingwalde und vertrieb sie. Seine Brennspiegel und -gläser waren wesentlich für die folgenden Untersuchungen zur Porzellanherstellung, da er mit ihnen mit verhältnismäßig wenig Aufwand die erforderlichen hohen Temperaturen von 1400 °C erreichen konnte. Eine Anregung zur Porzellanherstellung ging von seiner Studienzeit im Zentrum holländischer Fayenceproduktion aus. Es wurden in Europa in verschiedenen Zentren Versuche zur Porzellanherstellung unternommen. Tschirnhaus veröffentlichte 1691 in der in Leipzig erscheinenden wissenschaftlichen Zeitschrift Acta Eruditorum Ergebnisse der neuen Glasgussmethode und beschrieb die Wirkung der Brenngläser.

Ab 1692 trat Tschirnhaus in den Dienst von Johann Georg IV, von dem er zum Kgl. Polnischen Kurfürstl. Sächsischen Rath und Leiter der kurfürstlichen Laboratorien ernannt wurde. Ab 1696 bemühte sich Tschirnhaus bei König August II. um Mittel für den Aufbau von Glashütten und einer Porzellanmanufaktur. Während dieser Zeit wurde Tschirnhaus mit der Untersuchung und Bestandsaufnahme sächsischer Mineralien beauftragt, um aller Orten in Sachsen die Edelsteinbrüche von Jaspis, Achat, Amethysten, Topasen visitiren solle. Eine weitere Reise im Winter 1701 führte Tschirnhaus über Holland nach Paris. Die Reise diente dem Absatz von Glas, Halbedelsteinen und Produkten der Blaufarbenwerke sächsischer Manufakturen.

1704 wurden Tschirnhaus und Gottfried Pabst von Ohain mit der Beaufsichtigung der Arbeiten Böttgers in Dresden betraut. Diese wurden 1705 auf der Albrechtsburg in Meißen fortgesetzt. Die Versuche dienten der Porzellanerfindung. 1705 gelang die Nachahmung weiterer keramischer Produkte. Aufgrund der Besetzung von Kursachsen und Belagerung Dresdens durch schwedische Truppen wurde Böttger von Meißen erneut für ein Jahr auf die Festung Königstein verbracht. Nach dem Abzug Karls XII. im Herbst 1707 fanden die Versuche in den Gewölben der nördlichen Befestigungsanlagen Dresdens, der Jungfernbastei, in einem neu eingerichteten Laboratorium ihre Fortsetzung. Ende Dezember 1707 gelang Böttger mit "Bey Hülffe" von Tschirnhaus erstmals die Herstellung eines Gefäßes aus Hartporzellan.

Bereits am Ende des Studiums arbeitet Tschirnhaus an Problemen, die der Glas- und Porzellanherstellung dienen sollten. Der Bau von Instrumenten diente systematischen Versuchen mit Erden und Silikaten bei hohen Temperaturen. Die damit erreichten Wirkungen waren für die hohen Temperaturen der Schmelzprozesse letztlich nicht ausreichend. Trotzdem zeigen diese Arbeiten seinen Anteil an der Lösung des Arcanums der Porzellanherstellung. Neben den Leistungen weiterer Wissenschaftler und Techniker unterschiedlicher Fachbereiche waren die Bestandsaufnahme sächsischer Mineralien, die Möglichkeit mit Brennspiegeln und -gläsern hohe Temperaturen zu erzeugen und die Erfahrung auf technologischem Gebiet der Glasherstellung von Tschirnhaus eine der Voraussetzungen für die Erfindung von Porzellan und deren Herstellung.


Literatur:

  • Traité de l’art de polir les verres. Nach 1676.
  • Medicina mentis et corporis. 1. Teil gewidmet Ludwig XIV. Amsterdam 1686.
  • Medicina Mentis, Sive Artis Inveniedi Praecepta Generalia. J. Thomas Fritsch, Leipzig 1695.
  • Medicina Corporis Seu Cogitationes Admodum Probabiles de Conservanda Sanitate. J. Thomas Fritsch, Leipzig 1695, Reprint (mit Medicina Mentis 1695) Olms, Hildesheim 1964.
  • Eine Faksimileausgabe der Gründlichen Anleitung zu nützlichen Wissenschaften, 4. Aufl. Frankfurt und Leipzig 1729, erschien 1967 bei Frommann, Stuttgart-Bad Cannstatt (Hrsg. und Einleitung E. Winter).
  • Ehrenfried Walter von Tschirnhaus (1651–1708) – Experimente mit dem Sonnenfeuer. Katalog zur Sonderausstellung im Mathematisch-Physikalischen Salon im Dresdner Zwinger vom 11. April bis 29. Juli 2001. Staatliche Kunstsammlungen Dresden. ISBN 3-932264-23-1
  • Siegfried Wollgast: E.W. von Tschirnhaus und die deutsche Frühaufklärung. Sitzungsberichte der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, Bd.128. 1988.
  • Curt Reinhardt: Tschirnhausens Forschungslaboratorium für Porzellan in Dresden. In: Neues Lausitzisches Magazin. Bd.105, 1929, S.142, 149. (Th. Hempel: Böttger. In: Johann Samuel Ersch, Johann Gottfried Gruber (Hrsg.): Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste. 11. Teil, Leipzig 1823, S. 289–293, zitiert nach Curt Reinhardt)

Weblinks:


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