Mineralientage München 2012 oder „The Munich Show“
(26. Okt - 28. Okt 2012)
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Ein Kommentar und Messebericht von Stefan
Zum 49. mal jährten sich auch dieses Jahr wieder die Münchener Mineralientage. Stand unter der alten Führung noch vor wenigen Jahren das Motto fast gänzlich unter dem Thema Mineralien und Fossilien, scheint nicht nur der Name weg von „Mineralientage München“ zu „The Munich Show“ eine Änderung einzuläuten. Die neue Messeleitung unter Führung des jungen Hrn. Keilmann scheint nicht recht zu wissen, wohin der Weg gehen soll oder hat größeres vor. Konnte man sich unter „Mineralientage“ noch etwas vorstellen, ist dies unter „The Munich Show“ nur noch schwer möglich. Scheinbar möchte die neue Messeleitung den altbewährten Weg verlassen und sich mit neuem Namen alle Optionen offen halten.
Auf Autobahn-Anzeigetafeln wurde dieses Jahr auf „The Munich Show“ hingewiesen. Nur eingefleischte Mineralienfreunde mochten noch erahnen, was das wohl sein könnte. Die Werbeplakate in München waren klein und wenig aussagekräftig. Dies spiegelte sich auch an den Besucherzahlen wieder, die subjektiv merklich niedriger als in den Jahren zuvor ausfielen. Oft war zu hören, dass noch nie so wenige Leute durch die Hallen streiften. Dies kann der vierten Halle kaum geschuldet sein, da auch diese schon mehrere Jahre genutzt wurde.
Allgemein beschlich das Gefühl, dass neue Märkte im Vordergrund standen. Werbung wurde sowohl im Messekatalog, als auch im Themenheft verkauft. Früher waren diese beiden ein Heft. Anzeigenkunden werden wenig darüber erfreut gewesen sein, ihre Werbung im Wegwerf-Katalog vorgefunden zu haben. Freikarten waren früher relativ einfach zu bekommen. Die so angelockte zusätzliche Kundschaft scheint zu fehlen. Pressekarten, ob versprochen oder früher auch einfach so zugesandt, blieben aus. Selbst Personen, die im letzten Jahr die Sonderausstellung mitgetragen haben, wurden trotz Versprechen nicht berücksichtigt.
War es zu Hr. Keilmann Senior Zeiten noch Usus, dass zum Messeauftakt alle Händler zu einem kleinen Umtrunk und Imbiss eingeladen wurden, wurde auch hier der Rotstift angesetzt. Das Publikum wird vieles von dem nicht bemerken.
Die Stammhändler werden mit ihrem teils festen Publikum auch dieses Jahr auf ihre Kosten gekommen sein. Ob dies bei anderen Händlern und den Händlern aus Übersee noch so ist, erscheint bei dem deutlich geringeren Andrang fragwürdig. Bleiben weitere Mineralhändler aus, hat die Messe in den letzten paar Jahren ihre Führungsrolle in Europa an die unter neuer Führung gut laufende Messe von „Saint Marie“ abgetreten. An die Messe in Tucson mit ihren zahlreichen Satellitenshows und Verkaufsräumen kann sie ohnehin nicht mehr anknüpfen.
Bei aller Kritik, sei dennoch gesagt, dass die Messe - trotz der weltweit höchsten Eintrittspreise für Messen dieser Art - einen Besuch wert war. Händler, Museen und andere Aussteller haben meist einen fabelhaften Job gemacht und es gab wie jedes Jahr schöne Mineralien und Fossilien zu erwerben. Auch Schnäppchen und Raritäten konnten mitgenommen werden. Der Erfahrungsaustausch und das geballte Wissen auf so engem Raum ist allemal einen Besuch wert.
„Geheimnisse Afrikas“ oder auch „African Secrets“
Die durchaus sehenswerte Sonderausstellung „Geheimnisse Afrikas“ oder auch „African Secrets" wurde großteils über Händler und Sammler zusammengetragen. Einige Exponate waren bereits in Fachzeitschriften abgebildet. Von „Geheimnissen“ kann also kaum gesprochen werden. Dennoch war die Ausstellung gelungen und für den Sammler ein Augenschmaus und das Highlight der Messe.
Da die Mineralien der Sonderausstellung wirklich sehenswert sind, hier gleich noch ein paar mehr Impressionen.
Und noch ein paar Besonderheiten der gelungenen Ausstellung.
Die Fossilienausstellung
Nicht mal eine halbe Halle konnte mit Fossilien gefüllt werden. Eine kleine Ausstellung war vorhanden, ein Highlight wie im letzten Jahr allerdings nicht.
So allerlei Komisches
Viel Raum wurde in Halle B6 den Händlern eingeräumt, die nur am Rande oder kaum etwas mit Mineralien zu tun hatten. So waren Stände mit „Öko-Anziehsachen“, „Wasserverbesserern“ und Wellness in Halle B6 zu bewundern.
Katzengold und Silberfische
Die an die Ausstellung „fliegende Juwelen“ anschließende Ausstellung „Katzengold und Silberfische“ war eine lieblose Umsetzung des Buches „Katzengold und Silberfisch“, die im „Naturhistorischen Museum Wien“ sicher spannender umgesetzt war. Goldfische schwammen in einem Aquarium, während ein Klumpen Gold die Namensherleitung verdeutlichen sollte. So fand sich ein „Malachit-Stachelleguan“ zusammen mit großflächigem Malachit in einem Terrarium. Einer sicher nicht natürlichen Umgebung, die für den armen Kerl zudem kaum gesundheitsfördernd gewesen sein dürfte. Parallel dazu wurden zum dritten Mal fliegende Juwelen präsentiert.
Wie ein Schmetterlingsgehege voll mit teils schlüpfenden Schmetterlingen mit dem früheren Thema der Messe in Einklang zu bringen ist, fällt schwer zu entschlüsseln. Den Kindern gefiel es und unter „The Munich Show“ passt es allemal.
Die lieben Kinder
Überhaupt muss man sagen, die Kinder hatten Spaß auf der Messe. Haifischzahn- und Edelsteinsuche in der Sandkiste wurden kostenlos durchgeführt und gerne angenommen. Hier darf der Messeleitung ein großes Lob ausgesprochen werden. Die Kinder hatten wie im Jahr zuvor die Gelegenheit Plattenkalk auf der Suche nach versteinerten Fischen zu spalten. Geoden konnten geknackt werden, die Kinder konnten sich im Präparieren und Goldwaschen versuchen.
Alpin
Der Alpinbereich war gut von „KRISTALPIN“ besetzt. Insgesamt war Alpin aber rückläufig. Wie mir zu Ohren kam, sollen die Preise für die Alpinstände im nächsten Jahr angehoben werden, was zu weiterem Rückgang führen dürfte.
Sammlervitrinen
Die Sammlervitrinen waren wie jedes Jahr ein Hingucker und einen Besuch wert. Besonders gut gefallen hat mir als Einheimischer die Sammlung der geschliffenen „Isarkiesel“. Welche Schätze finden sich da in den Kiesgruben in und um München, einem mineralogisch sonst eher weniger berühmten Gebiet. Natürlich waren die anderen Vitrinen nicht minder liebevoll gestaltet.
Kurioses
Einem Sammler, unserem Mitglied "Josef 84,55", gelang es zu seiner Japaner-Zwillingshälfte, die er 2011 auf der Messe erwarb und deren 2te Hälfte verschollen war, diese auf der Messe ausfindig zu machen und zu erwerben. Nun sind die beiden Kristalle wieder vereint. Das ist Glück und Beharrlichkeit.
Ich hatte letztes Jahr, auch in München, einen plattigen Citrin bei einem Händler, der auch größere Citrin Japaner-Zwillinge in der Vitrine hatte, gekauft. Ich hatte die ehemalige Verwachsungsfläche meines Citrins als Japaner Zwillingsfläche erkannt und auch hier im Forum eingestellt. Jens fragte damals zweifelnd, ob ich den die andere Hälfte des Japaner Zwillings hätte? Was soll ich sagen, nach der diesjährigen Messe - Ja! Ich habe die zweite Hälfte beim gleichen Händler gefunden! Gerade weil ich die Verwachsungsfläche hier schon beschrieben hatte, wusste ich noch genau wonach ich suchen musste. Jetzt bin ich stolzer Besitzer eines leicht rauchigen 17,5cm breiten Citrin Japaners. - Zitat Josef 84,55.
Vorträge
... von Wissenschaft bis Esoterik
Fälschungen
Schon beim Aufbau sind die gefärbten Magnesite, die als Türkise angeboten wurden aufgefallen. Auch am letzten Tag waren sie für jedermann leicht sichtbar zu erwerben. Hätte Lapis nicht erst vor kurzem deutlich auf diese Fälschungen hingewiesen - die übrigens schon seit Jahren im Umlauf sind - wäre es noch verständlich, dass nichts unternommen wurde.
Ausblick
Wohin die Reise im kommenden 50. Jubiläumsjahr gehen wird - wir dürfen gespannt sein. Wir dürfen hoffen, dass die Messeleitung sich dieses Jahr nur erholt hat, um im nächsten Jahr den großen Wurf zu landen.
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