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Wandernde Steine

Foto: Jon Sullivan, Public Domain

In einem ausgetrockneten See im Gebiet des kalifornischen Nationalparks Death Valley (hinter dem Ubehebe-Krater, SW von Scotty's Castle) gibt es ein geologisches Phänomen, dessen Ursachen bisher nicht eindeutig geklärt sind. In dem als "Racetrack Playa" (Rennbahn-Strand) bezeichneten Teil des Todestales bewegen sich Gesteinsbrocken (dolomitische Gesteine) bis zu einem halben Meter Größe und 300 kg Gewicht über Strecken von bis zu 800 m über die Erdoberfläche, wobei einige von ihnen - jedoch nicht alle - eine deutliche Spur (track) hinterlassen. Obwohl dieses Phänomen seit etwa 1900 bekannt ist, sind die Ursachen der Bewegungen der "Rolling Stones" oder "Sliding Stones" (rollende oder gleitende Steine) bis heute nicht eindeutig geklärt.

Kein Mensch hat bis heute mit eigenen Augen gesehen, wie und unter welchen echten Bedingungen dieser Transport stattfindet. Da sich keinerlei Spuren einer Fremdeinwirkung finden, wird menschliches oder tierisches Zutun ausgeschlossen (wenngleich in den 1960er und 1970er Jahren einige Menschen, die an Besuche von Ausserirdischen glauben, spekulierten, dass diese Gesteine von Aliens über das Seebett geschoben werden; andere führten die Bewegungen auf Magnetismus zurück). Moderne Wissenschaftler glauben, dass die Ursachen der Steinwanderung auf Wind, schlüpfrigen Lehm und glatte Eisflächen im Winter zurückzuführen sind.

Ende der 1960er bis Anfang der 1970er Jahre beobachtete der Geologe Bob Sharp 30 dieser Gesteinsbrocken. Er kam zu dem Ergebnis, dass die Bewegungen durch Sturm entstanden waren, wobei einige der Brocken mit mehr als einem Meter pro Sekunde unterwegs gewesen sein müssten. Interessant war, dass von den 30 beobachteten Steinen 7 gänzlich verschwunden waren.

Um den esoterischen Erklärungen zu begegnen, markierte im Jahr 1996 die Geologin Paula Messina von der Jose State University 162 Exemplare dieser "Rolling Stones" und dokumentierte die Wanderungen während regelmässiger Besuche. Sie kam zu dem Schluss, dass der Transport der Gesteine nach den seltenen, aber heftigen Regenfällen stattfand, wobei der trockene lehmige Boden des Seebettes Wasser aufsaugt, extrem glitschig wird und sich unter die Gesteinsbrocken schiebt. Gleichzeitige starke Winde bis 100 km/h sollen dann, so der Schluss der Geologin, die Steine auf dem schlüpfrigen Boden mit hoher Geschwindigkeit bewegen.

Diese "Aquaplaning" - Erklärung wurde jedoch mittlerweile von anderen Geologen bestritten. Deren eigene Untersuchungen ergaben, dass die Windgeschwindigkeit ca. 280 km/h betragen müsste, um Steine dieser Größe über den nassen Lehm zu bewegen. Die Gesteinsbrocken sind zudem weder abgerundet, sondern besitzen eine kantige Oberflächenstruktur, noch verfügen sie um eine ausreichend große Oberfläche, um alleine durch den Wind bewegt zu werden.

Bemerkenswert ist, dass vor einigen Steinen Spuren zu erkennen sind, die an Bugwellen oder das Kielwasser von Schiffen erinnern, als ob die Steine durch ein Lehm-Meer pflügten. Die Muster dieser Spuren sind jedoch uneinheitlich. Interessant ist auch, dass die wandernden Steine mehrere Male ihre Richtung änderten (was mit dem Einfallswinkel der Sturmwinde in das Tal zusammenhängen könnte).

Eine dritte Theorie stammt vom Geologen John Reid. Dieser nimmt an, dass eine Anzahl von Gesteinsbrocken in einer Eisdecke gelegen hat und dass sich die Brocken bei starken Winden alle parallel auf dieser Eisschicht bewegten. Diese These ist jedoch nur bedingt aussagefähig, da es Stellen gibt, an welchen keine Parallelbewegung feststellbar ist. Auch diese Theorie, vorgeschlagen im Jahr 1955, wurde später verworfen.

Der Geologe John S. Shelton von der La Jolla Universität schlug vor, dass das Phänomen der wandernden Steine wohl nur durch eine Kombination der unterschiedlichen Untersuchungsergebnisse erklärt werden könne, da sich einige Steine sowohl auf nassem Lehm ohne Eis, andere wiederum auf einer dünnen Schicht gefrorenen Lehms bewegen, wobei Winde die erforderliche Schubkraft aufbringen.

Neuere Forschung

In neueren Forschungsarbeiten gelang es, Filmaufnahmen der wandernden Steine zu machen (Norris 2014; siehe auch das Video "How Rocks Move", aufgerufen am 24.04.2018). Zudem konnten die Bewegungen der Steine direkt vermessen werden, indem an einzelnen Steinen GPS-Sender angebracht wurden. Mit diesen Daten konnte nachgewiesen werden, dass Eisbildung zusammen mit Wind tatsächlich die erforderlichen Kräfte aufbringen können. Dabei wirken Eisschollen als Segel und zudem erhöht das Eis den Auftrieb der Steine, sodass diese auf dem glatten Untergrund vom Wind getrieben werden (Lorenz 2011, Norris 2014).


Foto: Jon Sullivan, Public Domain

Foto: Jon Sullivan, Public Domain

Foto: Jon Sullivan, Public Domain

Foto: USGS, Public Domain

"Karen", Gewicht ca. 350 kg
Foto: USGS, Public Domain


Literatur

  • Collier,M., 1990; An introduction to the Geology of Death Valley
  • Monastersky,R., 1995; Icy theory explains strange sliding stones; Science News: 148, 12, 182
  • Page,J., 1985; Wüsten; Time Life : Der Planet Erde
  • Sharp,R.P., Glazner,A.F., 1996; Geology underfoot in Death Valley and Owens Valley
  • Lorenz, R. D., Jackson, B. K., Barnes, J. W., Spitale, J., & Keller, J. M. (2011). Ice rafts not sails: Floating the rocks at Racetrack Playa. American Journal of Physics, 79(1), 37-42.
  • Norris, R. D., Norris, J. M., Lorenz, R. D., Ray, J., & Jackson, B. (2014). Sliding rocks on Racetrack Playa, Death Valley National Park: first observation of rocks in motion. PloS one, 9(8), e105948. (open access, .pdf)

Weblinks


Quellangaben


Einordnung