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Autor Thema: Niederösterreich: untermiozänes Kieselholz aus der Umgebung von Maissau  (Gelesen 31528 mal)

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Untermiozänes Kieselholz aus der Umgebung von Maissau
Grundlagen: geologische Verhältnisse, Fundsituation
Eine Häufung von Kieselholz-Fundstellen in küstennahen marinen Ablagerungen (Schottern) aus dem späten Untermiozän (Laa-Formation: Karpatium, oberstes Burdigalium) gibt es in der Umgebung von Maissau, an der Grenze von Wein- und Waldviertel. Hier muss damals wohl ein kleiner Fluss oder größerer Bach, vom heutigen Waldviertel kommend, ins Meer (heutiges Weinviertel) gemündet haben.
Es handelt sich bei diesen Sedimenten meist um nur kleinflächig vorhandene Erosionsreste, weshalb die Fundchancen auch sehr eingeschränkt sind. Eine geschlossenere Verbreitung zeigt die Laa-Fm erst nach Nordosten und Südosten hin (gegen Osten wird sie von der Grund- und Gaindorf-Fm überdeckt), dort dürften aber – nach derzeitigem Kenntnisstand – die Hölzer fehlen, oder aber zumindest extrem selten sein.
     Die Laa-Fm besteht aus unterschiedlichen Sedimenten, nämlich im Westen aus Silten, Sanden und Kiesen, im südlichen Teil dabei überwiegend aus siltigen und tonigen Feinsedimenten (Peliten) mit Sandeinschaltungen, was dort eine – zumindest partielle – Ablagerung in größerer Wassertiefe anzeigt. Im Osten nehmen generell die tonigen Anteile zu.
Im angesprochenen Bereich – also im Westen – belegen die häufigen Einschaltungen von Kiesen und Sanden – ebenso wie die Gesamtverbreitung der Laa-Formation – die Küstennähe. Dazu passt, dass diese Kieseinschaltungen nach Osten und Südosten zu rasch weniger und geringmächtiger werden, was – im Einklang mit der Foraminiferenfauna – ein Tieferwerden des Meeres nach Osten hin anzeigt.
Die Laa-Fm ist lithologisch ziemlich abwechslungsreich, die Schotter-Anteile sind zudem sehr „bunt“. Die Schotter enthalten an weiteren Fossilien vor allem abgerollte/verrundete, also wohl synchron allochthone (umgelagerte, aber zeitgleiche) Fragmente von Austernschalen.
     Die fossilen Hölzer stammen offenbar überwiegend (nur?) aus den Schotter-Anteilen der Laa-Fm. Zu einem geringeren Teil kommen sie aber auch von Flächen, die auf der Geol. Karte als Zellerndorf-Fm (Pelite, oberstes Eggenburgium bis – und vor allem – Ottnangium) verzeichnet sind. Diese Stücke stammen jedoch aus jüngeren Schwemmfächern und Schuttdecken, welche auf der Zellerndorf-Fm liegen (Dank für diesbezügliche Informationen an Reinhard Roetzel). Zum Teil scheint es sich aber auch um Erosionsreste einer ehemaligen, heute nicht mehr vorhandenen Karpatschotter-Überdeckung zu handeln.
Aufgrund der beschriebenen Situation ist also davon auszugehen, dass höchstwahrscheinlich alle diese Hölzer ursprünglich aus Karpat-Schottern der Laa-Fm stammten.
     
Meine Eigenfunde aus der Laa-Fm sind bisher äußerst dürftig (sh. auch den Beitrag im Thema „Bescheidene Hölzer …, AW #61). Es gibt hier keine vernünftigen Aufschlüsse (mehr) – wie etwa Sandgruben etc. –, sondern es handelt sich ausschließlich um landwirtschaftlich genutzte Flächen. Schwere Pflüge, Scheibeneggen und die noch „übleren“ Weingartenfräsen lassen dabei leider nicht viel übrig von den Kieselhölzern. So musste ich das (ohnehin kleine) frisch zertrümmerte Stück auf dem zweiten Foto aus vier Fragmenten zusammenkleben – auch nicht gerade das, warum man Kieselholz sammelt !

Literatur:
• Roetzel  u. a. 1999: R. Roetzel, O. Mandic und F. F. Steininger, Lithostratigraphie und Chronostratigraphie der tertiären Sedimente im westlichen Weinviertel und angrenzenden Waldviertel. Arbeitstagung geol. BA 1999, Wien 1999, 38 ff.
• Roetzel  1996: R. Roetzel, Bericht 1994/1995 über geologische Aufnahmen im Tertiär und Quartär mit Bemerkungen zur Tektonik am Diendorfer Störungssystem auf Blatt 22 Hollabrunn. Jb. Geol. Bundesanst. 139/3, Wien 1996, 286 ff.
« Letzte Änderung: 02 Jun 13, 14:51 von oliverOliver »

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Noch ein Kieselhölzchen der Laa-Fm aus der Umgebung von Maissau – ist auch nicht viel besser als die hier schon vorgestellten Stücke. Hat zwar eine schöne Struktur und ist ca. ein Viertel eines Querschnittes mit glatter Außenfläche (Wurzelholz ? Ast ?) und kaum kompaktiert, aber leider sehr klein (nur 5,5 x 4 cm).
Noch ein Wort zu den Fundchancen in der Laa-Fm: es heißt manchmal, dass Kieselhölzer hier gar nicht so selten sind – das ist aber eine Frage der Definition !
Natürlich kann man was finden – wenn man sich mit Mini-Belegstückchen zufrieden gibt. Und „nicht so selten“ kann man auch so oder so sehen – die Chancen stehen ziemlich gut, tagelang durch die Weingärten zu laufen, ohne auch nur die Spur eines Kieselholzes zu Gesicht zu bekommen ! Wenn man hier „sammelt“ (wobei der Ausdruck an sich in der Laa-Fm schon irreführend ist), sollte man das Ganze eher als sportliche Herausforderung betrachten.

In einem Punkt ist mir die Laa-Fm mit den "Hölzchen" allerdings sehr sympathisch:
hat den riesigen Vorteil, dass man - auch bei beengten räumlichen Verhältnissen - kein Platzproblem bekommt, wenn die Ausbeute eines ganzen Sommers in ein kleines Schachterl passt !
« Letzte Änderung: 16 Feb 13, 10:04 von oliverOliver »

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Auch stärker abgerollte Stücke kommen hier manchmal vor,
so wie dieses kleine (L. ca. 7 cm) und leider vom Pflug beschädigte Exemplar.

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Oder das - hier ist die Holzstruktur nur noch bei genauer Betrachtung erkennbar. Noch dazu ist die Oberfläche nicht nur intensiv abgerollt, sondern auch noch stark verwittert bzw. patiniert - da muß man schon (zusätzlich zum geschulten Blick) großes Glück haben, um das im Gelände überhaupt als Holz zu erkennen.

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Bei diesen extrem abgerollten Stücken (AW # 2+3) stellt sich mir immer die Frage:
Sind das wirklich alles Karpat-Hölzer, oder sind da nicht vielleicht auch ältere Hölzer dabei, die bereits als Fossilien mit dem Schotter ins Meer transportiert wurden ?
Die Kiese sind ja sehr „bunt“ zusammengesetzt (siehe oben).
Als Ursprungsgebiet für eventuell sekundär verlagerte Kieselhölzer kämen vor allem die Schotter der oligozänen St.Marein-Freischling-Formation in Betracht.
Dass hier irgendwo in der Gegend von Maissau ein Bach oder mehrere Bäche bzw. kleine Flüsse von Westen her nach Osten ins Meer entwässert haben müssen, scheint soweit klar (die Kieselholz führenden Schotter finden sich ungefähr von Ravelsbach im Süden bis Straning im Norden entlang des Manhartsberg-Ostabfalls bzw. der Diendorfer Störung, also in etwa entlang der anzunehmenden Karpat-Küstenlinie).
Die östlichsten Vorkommen von SMFF-Schottern sind von hier nicht sehr weit entfernt – solche gibt es etwa unmittelbar westlich des Manhartsberges im Unteren Kamptal oder etwas weiter nördlich in der Umgebung von Eggenburg noch östlich von Rodingersdorf/Sigmundsherberg bis etwa Kleinmeiseldorf und sogar noch darüber hinaus. So gibt es auch bei Kühnring ein kleinflächiges Vorkommen von oligozänen limnischen Sedimenten – ob diese noch zur SMFF im weitesten Sinn zu rechnen sind, und ob auch dort Kieselholz vorkommt, ist mir aber unbekannt (Vgl. die Karten-Abb. Auf Seite 167 in: F. F. Steininger und W. E. Piller (Hsg.), Eggenburg am Meer. Eintauchen in die Erdgeschichte, Kat. Krahuletz-Museum 12, Eggenburg 1991.).
Das Einzugsgebiet dieses Baches oder zumindest eines dieser untermiozänen Fließgewässer, die Schotter ins Karpat-Meer transportierten, muss relativ weit nach Westen gereicht haben. Denn die Kiese führen auch Gerölle der Jaspis-Chalzedon-Gruppe aus der sogenannten „Bunten Serie“ (Verwitterungsprodukte aus Serpentinit-Zügen). Diese stehen aber meines Wissens nur weiter westlich an als die östlichsten Vorkommen der SMFF, konkret also nur westlich des Nord-Süd verlaufenden unteren Kamptals, so etwa im Bereich des Kampknies bei Wanzenau und Altenburg (dort auch SMFF-Kieselholz) oder in der Umgebung von Brunn an der Wild (dort ebenfalls häufig SMFF-Hölzer).
Der miozäne „Schwemmholzlieferant“ muss also auch Gebiete durchquert haben, in denen oligozäne kieselholzführende Sedimente anstanden, weswegen ein Vorkommen von verlagerten älteren Kieselhölzern in den Karpat-Schottern der Laa-Fm theoretisch nicht auszuschließen ist. Ob aber auch wirklich ältere Hölzer in die Laa-Fm verlagert wurden, ist derzeit nicht schlüssig zu beantworten (Dank an Reinhard Roetzel für die Diskussion dieses Problems).
Es gäbe durchaus auch andere Erklärungsmöglichkeiten für das gemeinsame Vorkommen von abgerollten und nicht abgerollten Stücken. So könnten etwa anzunehmende Meeresspiegelschwankungen - innerhalb des Karpatiums ältere -Schotter samt dem enthaltenen, bereits verkieselten Holz aufgearbeitet und umgelagert haben.
« Letzte Änderung: 16 Feb 13, 10:05 von oliverOliver »

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Zwei nette Neufunde vom Oktober – auch nicht wirklich aufregend, aber für Maissauer Verhältnisse gar nicht so übel.
Das erste ( ca. 11 x 6 cm) mit beidseitig gut erhaltener, schöner Holzstruktur (Fotos 1 + 2).
Das zweite ist zwar auch nicht groß (ca. 24 x 10 x 4 cm), aber immerhin mein bislang größtes aus diesem Fundgebiet (Foto 3).
Und vor allem: beide mit nur kleineren (ganz) frischen Beschädigungen – das ist hier wirklich die Ausnahme !
« Letzte Änderung: 19 Oct 12, 15:35 von oliverOliver »

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Erst vor wenigen Tagen wurden von Reinhard Roetzel (Danke für die Mitteilung !) in einer Zone mit Brandungsgeröllen des Eggenburgiums (tiefes Untermiozän) westlich von Maissau verkieselte Hölzer entdeckt.
Das relativiert die Überlegungen zur Herkunft der stark abgerollten und daher vermutlich asynchron allochthonen (sekundär verlagerten) Kieselhölzer in der Laa-Fm (sh. AW #4) natürlich ganz entscheidend, da sich dieses Vorkommen in unmittelbarer Nähe der Karpat-Fundstellen befindet ! Und ähnliche Brandungszonen (z.T. wieder wegerodiert) waren ja in diesem Gebiet entlang der gesamten Küste des Eggenburgium-Meeres verbreitet – nur dass bisher nicht bekannt war, dass diese Sedimente ebenfalls Kieselhölzer führen können (bzw. keines der Hölzer aus diesem Bereich als eindeutig dem Eggenburgium zugehörig bestimmt war). Die Küstenlinie des jüngeren Karpatium-Meeres dürfte hier weitgehend parallel zu (und - aufgrund der häufigen Trans- und Regressionen im unteren Miozän - eventuell teilweise sogar deckungsgleich mit) jener des Eggenburgiums verlaufen sein. Es steht somit eine weitere – und sehr wahrscheinliche – Quelle für vermutlich verlagerte Hölzer der Laa-Fm zur Verfügung.
« Letzte Änderung: 20 Apr 13, 10:41 von oliverOliver »

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Wie eingangs dargelegt, sind verkieselte Hölzer in der Laa-Fm östlich des Fundgebietes in der Umgebung von Maissau – zumindest nach derzeitigem Wissensstand – deutlich seltener.
Beachtung verdient aber, dass aus dem Bezirk Mistelbach ein verkieseltes Palmenstück aus der Laa-Fm beschrieben wurde (Thenius 1961).

Dafür wurden östlich des Fundgebietes „Umgebung Maissau“ in der Laa-Fm mehrfach auch Blattabdrücke von Laubhölzern (v. a. von zimtbaumartigen Lorbeergewächsen; weiters Pappel, Weide und Ulme) gefunden, so z. B. in der eponymen Tongrube von Laa/Thaya (Berger 1968).
Im Osten kommen manchmal in Peliten auch inkohlte Holzreste in submarinen Massenstromsedimenten vor, die anhand von Harzresten als Nadelholzgewächse (Cupressaceae oder Taxodiaceae) identifiziert werden konnten (siehe: Roetzel 2009; allgemein zu den Karpat-Sedimenten: Roetzel 2003).

Literatur:
• BERGER 1968: Walter BERGER, Pflanzenreste aus dem Mittelmiozän (Laaer Schichten) von Laa an der Thaya in Niederösterreich. – Mitt. Geol. Ges. Wien, 61, 1–5, 1 Taf., Wien.
• ROETZEL 2003: Reinhard ROETZEL,The Karpatian Sediments in the Alpine-Carpathian Foredeep in Austria. In: BRZOBOHATÝ, R., CICHA, I., KOVÁČ, M. & RÖGL, F. (eds.): The Karpathian – A Lower Miocene Stage of the Central Paratethys, 97–100, 1 fig., Brno (Masaryk University).
• ROETZEL 2009: Reinhard ROETZEL, Geol. Karte der Republik Österreich 1 : 50000, Erläuterungen zu Blatt 23 Hadres, Wien 2009.
• THENIUS 1961: E. Thenius, Ein Palmenholz aus dem Miozän von Niederösterreich. – N. Jb. Geol. Paläont., Mh., 177–182, 1 Abb., Stuttgart 1961.
« Letzte Änderung: 16 Feb 13, 10:11 von oliverOliver »

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Auch ein interessantes Stück – wohl eine Art Verzweigungssituation (Neufund von Mitte November; L. ca. 25 cm).
Die „schräge“ Fläche (am ersten Foto die „Standfläche“) war anscheinend ein Teil der ehemaligen Hauptachse, davon abgehend zwei gegenläufig gerundete „Abzweigungen“, beide leider nur sehr unvollständig bzw. ansatzweise erhalten (Foto 2 + 3 – die „Vorder-„ und die „Rückseite“).

Und es gibt zudem Anlass, unterschiedliche Erhaltungen von Holz aus der Laa-Fm anzusprechen.
Das Stück wurde beim Tiefpflügen offenbar frisch aus dem Anstehenden (Quarzschotter in kalkiger Matrix mit hohem Tonanteil) geackert – es war allseitig mit einer dicken Sinterkruste überzogen, was ein Entsintern unumgänglich machte.

Dabei zeigte sich aber, dass im Fossil zum Teil kalkige Zwischenlagen (mit Holzstruktur !) bzw. spindel- bis schuppenförmige Verkieselungen in kalkiger Matrix vorlagen.
Beim Entsintern – obzwar schonend in lediglich 5-prozentigem Essig – lösten sich klarerweise  auch die kalkigen Fossilanteile auf, wobei sich eine größere Anzahl der „Kieselschuppen“ ablöste, und das Stück jetzt etwas „zerfressen“ wirkt.
Das ist natürlich ein gewisses Problem – im Originalzustand ist wegen der Kalkkruste wenig vom Holz zu sehen, aber nach dem Entsintern fehlt auch viel von der ursprünglich erhaltenen Fossilsubstanz.
Und durch die Auflösung der kalkigen Anteile ist das Stück auch sehr empfindlich geworden - immer noch bröseln bei jedem Angreifen Teile davon ab, eigentlich müsste ich es mit Paraloid härten, was ich aber nur ungern mache, weil die Hölzer dann immer irgendwie „unnatürlich“ aussehen.

Das erklärt auch die „zerfressen“ wirkende Erhaltung mit vielen Hohlräumen anderer Höizer aus diesem Fundgebiet, wie beim Stück aus AW #1 bzw. beim Stück auf dem ersten Foto im ersten Beitrag zu diesem Thema – dort allerdings nicht vom Entsintern, sondern durch natürliche Verwitterung entstanden.

Allgemein sind die Hölzer hier z. T. sehr grobkörnig verkieselt, die Zellstruktur ist oft schlecht erhalten bis kaum noch erahnbar. Manche sind aber auch sehr dicht / feinkörnig verkieselt, dort ist die Strukturerhaltung aber oft sogar noch schlechter: manchmal sind diese Stücke nur an der Außenseite als Holz erkennbar, im Querschnitt (Bruch) zeigt sich dann eine völlig homogene Kieselmasse ohne eindeutig erkennbare Holzstruktur.

Auffällig ist, dass gerade die stark abgerollten Stücke gut und dicht verkieselt sind, und zwar mit meist gut erhaltener Zellstruktur. Dies könnte eventuell ein weiterer Hinweis auf eine sekundäre Verlagerung sein. Allerdings überstehen auch nur gut bzw. dicht verkieselte Stücke die Beanspruchung bei einem +/- synchronen Transport (also bei Umlagerungen innerhalb des Karpatiums), das relativiert also alles wieder.
Wichtiger erscheint die Beobachtung, dass die schlechter verkieselten – und eindeutig primär (synchron allochthon) gelagerten – Hölzer meist wenig bis kaum kompaktiert sind, während bei den abgerollten und dicht verkieselten oft eine starke Kompaktion auftritt. Das scheint mir nun doch ziemlich sicher darauf hinzuweisen, dass hier unterschiedlich alte Hölzer – sowohl erst im Karpatium verkieselte, als auch ältere, aus wieder aufgearbeiteten Sedimenten stammende – gemeinsam abgelagert sind.
« Letzte Änderung: 23 Nov 12, 21:55 von oliverOliver »

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Nun, beim nochmaligen Betrachten der Fotos von AW #8 hab ich bemerkt, dass da eine Seitenansicht gut wäre, welche die etwas komplizierte Beschreibung nachvollziehbarer macht.
Wird somit nachgeliefert (samt erläuternder Grafik – ein Bild sagt bekanntlich mehr als 1000 Worte …).
« Letzte Änderung: 02 Jun 13, 14:56 von oliverOliver »

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Fundsituation auf einem Feld mit Schotter und Sand/Silt der Laa-Fm (Umgebung Maissau) – „Vorfrühlingsfund“ Anfang März 2013 (Foto 1-3).
Das zweite – größere – Holz dieses Tages lag einige Weingärten weiter (Foto 4; 27 x 11 x 4,5 cm; leider hab ich von dem kein Fundsituations-Foto gemacht).
Sonst gab`s diesmal nichts – aber mit diesen beiden nicht so üblen Stücken war das hier schon ein sehr guter Tag – ich war 6 Stunden („netto“, also ohne Hin- und Rückfahrzeit) in den Weingärten und auf den Feldern unterwegs – nur damit man die Fundchancen in diesem Gebiet richtig einschätzen kann ! (ich war auch im Winter – nach dem oben vorgestellten November-Fund – an schneefreien Tagen gelegentlich in der Maissauer Gegend, aber mit nur sehr mäßigem Erfolg).
Das zweite Stück hat wieder eine teils sehr dicke Sinterkruste. Nach den problematischen Erfahrungen mit dem chemischen Entsintern (teils kalkige Fossilanteile, siehe oben) probiere ich bei diesem Holz mal eine mechanische (Vor-)Präparation – auf dem Foto (4) ist die Sinterkruste schon teilweise abgelöst.
Mittlerweile bin ich schon etwas weiter als am Foto – ganz ohne Essig wird’s aber wohl diesmal auch nicht gehen.
Interessant ist der mehrschichtige Aufbau der Auflagerungen. Direkt auf der verkieselten Oberfläche befinden sich schwarze Flecken – eventuell Manganoxid ? – und einige „Rostschlieren“, also Verfärbungen durch Eisenoxid. Teilweise darüber, teils direkt auf dem Kieselholz, folgt eine – partiell vorhandene – sehr harte und dichte Schicht in verschiedenen dunklen Brauntönen – eventuell ein eisenhältiges Karbonat ? mit Kieselanteil ? Dieses Sediment – teils etwas „wulstig“ oder „konkretionsartlg“ ausgebildet – wirkt auf mich, ohne das näher begründen zu können, wie verhärteter Schlamm. Erst darüber folgt der „übliche“ weißliche, meist nicht all zu harte reine Kalksinter. Dieser lässt sich, wo er direkt am Kieselholz (bzw. auf einem dünnen, „hautartigen“ harten Sinterüberzug) aufliegt, meist relativ gut ablösen, wo er aber mit der braunen Schicht verbunden ist, geht dies deutlich schwieriger.

« Letzte Änderung: 07 Mar 13, 23:11 von oliverOliver »

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Ausläufer des Fundgebiets (nordöstliches Schmidatal)
Die Ausläufer dieses Fundgebietes – großteils durch Erosion, zum kleineren Teil anscheinend auch durch Lössüberdeckung isoliert – reichen einerseits nach Norden bis in die unmittelbare Umgebung von Eggenburg, andererseits bis an die Ostseite des nördlichen Schmidatals, also etwas nordöstlich des oben beschriebenen Gebietes in der direkten Umgebung von Maissau. Dort ist der Schotteranteil in der Laa-Fm immer noch relativ hoch, aber schon deutlich geringer als (süd-) westlich davon.
    Bei einem dieser „Ausläufer“ handelt es sich um ein mehr oder weniger isoliertes Vorkommen von Karpat-Schottern, allseitig durch tektonische Störungen begrenzt, in der Marktgemeinde Sitzendorf. Früher gab es dort viele kleine Sand- bzw. Schottergruben, in welchen (den Angaben eines älteren Heimatforschers zufolge) öfters verkieselte Hölzer gefunden wurden. Diese Gruben sind heute alle aufgelassen – unter anderem auch wegen des hohen Pelitanteils – und zugewachsen oder wieder verfüllt. Ich habe diese ehemaligen Aufschlüsse alle – teilweise mehrfach – abgesucht, und nichts gefunden. Selbst als unheilbarer Optimist muss man die Fundchancen hier leider als „völlig erloschen“ bezeichnen.
Fundmöglichkeiten bestehen also auch in diesem Gebiet nur noch auf landwirtschaftlich genutzten Flächen. Ich habe oben das Holzsuchen bei Maissau etwas ironisch als „sportliche Herausforderung“ bezeichnet. In Weiterführung dieses Gedankens müsste es hier im nordöstlichen Schmidatal schon als „Hochleistungssport“ eingestuft werden – da kommen schon sehr sehr sehr viele Kilometer auf ein einziges kleines Kieselholzstückchen ! Oder weniger poetisch gesagt: Es handelt sich hier um reine Zufallsfunde, eine gezielte Suche nach Kieselholz macht da überhaupt keinen Sinn.
    Obwohl ich sehr viel in diesem Gebiet unterwegs war (zugegebenermaßen nicht immer vorrangig wegen Holz, aber Kieselhölzer in nennenswerter Größe wären mir trotzdem aufgefallen), hab ich dort bisher insgesamt erst fünf kleine Kieselhölzer gefunden. Das dürfte bestätigen, dass sie nach Osten hin seltener werden – was aufgrund der größeren Entfernung zur ehemaligen Küste auch logisch ist.
Das „schönste“ davon hab ich schon mal in einem anderen Thema hergezeigt:
http://www.mineralienatlas.de/forum/index.php/topic,7054.msg244194.html#msg244194
Zwei weitere zeigen die Fotos unten (Foto1: 8,5 x 7 x 3,5 cm; es sind zwar Jahresringe bzw. allgemeiner Zuwachsringe erkennbar, aber in der für die Laa-Fm typischen Verkieselung ohne sichtbare Zellstrukturen. – Foto 2: ca. 16 x 6 x 4,5 cm; mit etwas besserer Strukturerhaltung).
    Lediglich die Austern sind hier an der Ostseite des Schmidatals deutlich häufiger und weitaus besser erhalten als im Westen – was aber für einen Holzsammler nur ein schwacher Trost ist ! (um nicht zu sagen, ein Ärgernis und irreführend: sie lenken den auf „organische Strukturen“ eingestellten Blick ab, sehen ungereinigt am Feld auf den ersten Blick Holzfragmenten oft täuschend ähnlich und verleiten zu vergeblichem Bücken).
    Dass ich trotzdem gerne dort bin, hat andere Gründe: die Landschaft ist wunderbar, es gibt (noch !) einige Rest-Trockenrasen mit seltenen Pflanzen (Zwergiris, Diptam, Frühlingsadonis, Orchideen …) und Insekten, und auch einige Bio-Weinbauern bieten ihre ausgezeichneten Erzeugnisse an. Hier stehen also Genüsse anderer Art im Vordergrund, und nicht das Kieselholz. Wenn ich aber ab und zu mal eines finde – um so besser !
« Letzte Änderung: 16 Mar 13, 17:41 von oliverOliver »

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Schon länger hatte ich jetzt im „Randgebiet Schmidatal Nordost“ nichts Neues gefunden.
Erst zu Pfingsten lag bei einem Spaziergang dieses kleine Stück am Rand eines Maisfeldes. Daraufhin bin ich natürlich die einzelnen Maiszeilen abgegangen (obwohl ich sonst nicht ohne Genehmigung in bestellte Felder steige), aber natürlich vergeblich – es blieb, wie zu erwarten, bei diesem einen Stück.
Es ist zwar nur ein sehr kleines „Trostholz“ (ca. 7,5 x 5,5 x 2 cm), hat aber zumindest eine gut strukturierte Oberfläche, und an einem Ende einen winzigen Zweigansatz sowie direkt daneben ein durchgehendes „halbes Astloch“ (ebenso winzig) – durch dieses geht jedoch ein alter Bruch, das andere Ende ist leider rezent gebrochen.
Nur wegen dieser etwas ungewöhnlichen Kombination von direkt nebeneinander liegendem Astloch und Astansatz hab ich mich entschlossen, das „Hölzchen“ doch hier vorzustellen – in der Hoffnung, dass heuer noch was Besseres nachkommt.

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So, der Exkurs zu den Randgebieten ist vorbei – jetzt geht’s wieder um das „eigentliche“ Maissauer Fundgebiet.
Nach den schönen Vorfrühlingsfunden (sh. AW #10) war ich natürlich weiterhin fleißig in den Schottern der Laa-Fm unterwegs – allerdings, wie das hier eben so üblich ist, mit sehr bescheidenem Erfolg. Zwei schöne Stücke habe ich – neben den üblichen Schrott-Splittern – aber doch gefunden, eins im April und eins im Mai.
Das erste vom April war ein absoluter Glücksfund. Nachdem der letzte Schnee – erst sehr spät – endlich weg war, waren natürlich die Felder sofort frisch geeggt bzw. auch schon angesät (und daher nicht mehr begehbar), sowie die Weingärten frisch gegrubbert und noch nicht abgeregnet – es herrschten an diesem Tag also denkbar schlechte Bedingungen.
An der Grenze zwischen einem Weingarten und einem Acker war aber die Randfurche etwas tiefer gepflügt, dort lag – frisch herausgerissen – das Holzstück (ca. 18 x 11 x 8 cm). Leider hat es zwei frische Brüche, die fehlenden Teile hab ich trotz intensiver Suche nicht gefunden – trotzdem ist es eines der besten Stücke, die ich bisher aus der Laa-Fm habe.
Es scheint sich wieder mal um eine Art Verzweigungssituation zu handeln (oder um einen Teil vom Wurzelstock ?) – die Holzfasern laufen V- bis Y-förmig auseinander (Fotos 1+2). Eine der Bruchflächen zeigt einen ca. halben Querschnitt, der auf einer Seite seltsam flach-langgezogen ist – könnte das eventuell eine Stelle sein, wo ein abgehender Spross noch nicht ganz von der Hauptachse getrennt ist ? (Foto 4)
Die Form scheint mir weder durch die Fragmentierung noch durch eventuelle Kompaktierung (die, wenn überhaupt, ohnehin nur schwach gewesen sein dürfte) völlig erklärbar.
Zudem gibt es mindestens drei „seltsame“, im Bruch annähernd runde, mit eisenhältigem Material gefüllte Strukturen (auf Foto 4 nur 1 x gut erkennbar, besser auf der Schrägansicht im Nachtrag). Diese verlaufen nur in Längsrichtung der  Holzfasern, orientieren sich anscheinend also an der Holzstruktur (oder gehören zu ihr). Ich schwanke hier zwischen „eventuell Leitbündel ?“ und „oder wahrscheinlicher Fäulnispilz ?“ (ähnliches war schon mal im Forum: http://www.mineralienatlas.de/forum/index.php/topic,6736.0.html – besonders das Foto in AW #15 erinnert mich sehr am das vorliegende Stück). Wie Teredinae-Spuren sieht`s mir jedenfalls eher nicht aus, ausschließen möchte ich hier aber gar nichts.

Offline oliverOliver

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der Nachtrag:

 

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