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Autor Thema: Niederösterreich: Oligozänes Kieselholz der St. Marein-Freischling-Formation  (Gelesen 36565 mal)

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Offline oliverOliver

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Niederösterreich: Oligozänes Kieselholz der St. Marein-Freischling-Formation

1. Grundlegendes (Verbreitung und Datierung der Sedimente, Fundsituation)
Die „St. Marein-Freischling-Formation“ (SMFF) ist mein derzeitiger / bisheriger Sammelschwerpunkt für Kieselhölzer in Niederösterreich. Grundlegendes habe ich zwar in Kurzform schon unter einem anderen Thema zusammengefasst:
http://www.mineralienatlas.de/forum/index.php/topic,7054.msg230549.html#msg230549

Trotzdem hier nochmals einige wesentliche „basics“ für das Thema.
Die Sedimente der SMFF bestehen aus limnisch - fluviatilen Sanden, Schottern und tonigen Komponenten. Es handelt sich um die Ablagerungen des sogenannten „Horner Flusses“. Dieser durchquerte, aus dem heutigen Böhmen kommend, im Oligozän das heutige Waldviertel von Westen nach Osten und bog dann nach Süden um. Er mündete im Raum Langenlois/Krems – je nach Stand der Meeresspiegelschwankungen – im Bereich des unteren Kamptals bzw. etwa auf Höhe der heutigen Donau in das damalige Meer. Im Südosten gab es einen zweiten kleineren Fluss, der von Nordosten nach Südwesten entwässerte. Ob er sich mit dem Hauptfluss vereinigte, oder gesondert ins Meer mündete, ist jedoch noch nicht ganz geklärt.
Die Sedimente des West-Ost verlaufenden Abschnittes des Hauptsystems finden sich heute von Gmünd bis Horn, jene des Nord-Süd verlaufenden Abschnittes etwa von Horn bis Langenlois.
Im Oberoligozän wird im Mündungsbereich (Kremser Raum) eine Verzahnung der SMFF mit der marinen Melk-Formation („Melker Sande“) angenommen – auch in diesen Sedimenten kommen Kieselhölzer vor (http://www.mineralienatlas.de/forum/index.php?topic=30219.0 ).
Im unteren Eggenburgium lag der Mündungsbereich aufgrund der Transgression bereits deutlich nördlicher im heutigen Kamptal und schließlich im Bereich von Horn (transgressive Überlagerung durch Sedimente der Mold-Fm und Loibersdorf-Fm).
(Nehyba und Roetzel 2010; Roetzel und Steininger 1999; Roetzel u. a. 1999; Steininger und Roetzel 1991).

Es handelte sich bei diesem „Horner Fluss“ um ein „braided-river“ - Flusssystem mit mehreren Zuflüssen sowohl aus nördlicher als auch aus südlicher Richtung, für das auch die Bezeichnung „Paläo-Kamp“ erwogen wurde (Nehyba und Roetzel 2010, 74). Denn die Verbreitung der SMFF-Sedimente zeichnet grob bzw. etwas versetzt den Verlauf des heutigen Kamptales vor.
Der Verlauf des SMFF-Flusstales (und auch des Kamptals) ist tektonisch vorgegeben (Nehyba und Roetzel 2010, 50, 72 ff.). Dieses Flusssystem hatte – sicherlich mit variierendem Verlauf und in unterschiedlicher Gestalt – sehr langen Bestand: zumindest vom Oligozän (Beginn ca. 33,5 Mio.) bis ins tiefste Untermiozän (ca. / zumindest bis 22/20 Mio.) – also etwa 13 bis 15 Mio. Jahre (Kiscellium bis unterstes Eggenburgium, Roetzel u. a. 1999, Abb 2.).
Die Rinne dieses Flusssystems war aber anscheinend bereits in der Oberkreide vorgezeichnet (Roetzel u. a. 1999, 38).

Etwas problematischer zu fassen ist der obere zeitliche Abschluss, da dieser – je nach Lage innerhalb des Transgressionsgebietes, bzw. überhaupt außerhalb desselben – variiert: ganz im Süden wird die SMFF von den vollmarinen Sedimenten der Fels-Fm (älteres Unter-Eggenburgium), im Unterlauf transgressiv von in den brackischen (Ästuare) bis marinen Sedimenten der Mold-Fm (fortgeschrittenes Unter-Eggenburgium) überdeckt. Wie lange der Oberlauf existierte, scheint noch nicht ganz geklärt – wohl auch wegen nachfolgender Erosion. Nach der Zuordnung zu den Pollenzonen scheinen die Sedimente aber jedenfalls bis ins unterste Eggenburgium zu reichen (Roetzel u. a. 1999, 38 f., 45).
Kurz zusammengefasst ist zur Datierung der SMFF also zu sagen, dass sie schwerpunktmäßig (und weitaus überwiegend) ins Oligozän gehört, die jüngsten Anteile aber bis ins tiefste Untermiozän (oberstes Egerium / Aquitanium) bzw. sogar bis ins unterste Eggenburgium reichen dürften.

Von den Pflanzenfossilien sind die Kieselhölzer am bekanntesten, es gibt aber auch Kohleflözchen in Stillwasserbereichen, z. T. vermutlich aus „lakustrinen“ Abschnitten, vor allem aber am Übergang zur brackisch-ästuarischen Mold-Fm (Roetzel und Steininger 1999, 76; Cichocki u. a. 1991).
Hervorzuheben sind auch fossile Blätter bzw. Blattabdrücke aus tonigen Sedimenten (Knobloch 1981).

Die meisten Kieselholz-Funde aus der SMFF stammen von Feldern. Viele dieser Fundstellen im Horner Becken sind ziemlich bekannt und dementsprechend abgesucht, die ursprünglich gar nicht so seltenen Kieselhölzer in vielen Sammlungen vertreten. Sie werden – in unterschiedlicher Qualität – auch regelmäßig auf Börsen angeboten. Leider sind die heute noch zutage kommenden Funde durch die intensive Beackerung oft stark „zerschrottet“.
Früher gab es hier auch viele (meist kleine) Sandgruben, aber so gut wie alle sind mittlerweile stillgelegt und fast alle leider auch wiederverfüllt, begrünt, verbaut, zu Fischteichen umgewandelt, etc. So auch die namensgebende Grube zwischen Freischling und Maiersch, die eine der besonders wichtigen Aufschlüsse war (komplexe Abfolge von Kaolintonen, Grobsanden, Kohletonen und Kohleflözchen bis zu den brackisch-marinen Sedimenten der Mold-Fm inklusive einer Austernbank; Roetzel und Steininger 1999, Ab. 2; Steininger und Roetzel 1991, 82 ff.) und in der - angeblich, ich kann das nicht belegen - auch Kieselholz gefunden wurde. Die Fundchancen für größere und nicht durch landwirtschaftliche Tätigkeit beschädigte Stücke sind also deutlich schlechter geworden.
Ein solcher großer und unbeschädigter Altfund befindet sich im Krahuletzmuseum in Eggenburg (vgl. Thema „Bescheidene Hölzer …, AW # 54) – es ist überhaupt eines der beeindruckendsten Kieselhölzer aus der SMFF, das ich bisher kenne (Abb. 1-3; Fotos und Veröffentlichung mit Genehmigung der Museumsleitung).
Mit Ortskundigkeit und guter Geländekenntnis, Erfahrung, Vertrautheit mit den geologischen, sedimentären und postsedimentär-erosiven Verhältnissen, viel Ausdauer und vor allem mit dem nötigen Glück sind aber immer noch ganz gute Funde möglich.

Literatur: (wird in folgenden Beiträgen abgekürzt zitiert)
• Cichocki 1988: O. Cichocki, Zur Histologie tertiärer Hölzer Österreichs. Diss. Formal-naturwiss. Fak., Univ. Wien 1988.
• Cichocki 1991: O. Cichocki, Fossil Wood - Fürwald an der Wild. In: J. Eder-Kovar
(Hrsg.), Paneurop. Paleobot. Conf. 1991, Field Guide, Wien 1991, 20 ff.
• Cichocki u. a. 1991: O. Cichocki, I. Draxler, R. Roetzel u. F. F. Steininger, Flussmündungen und Braunkohlewälder. In: F. F. Steininger u. W. Piller, Eggenburg am Meer. Eintauchen in die Erdgeschichte, Ausst. Kat. Krahuletzmuseum 12, Eggenburg 1991, 63 ff.
• Cichocki 1992: O. Cichocki, Fossile Hölzer aus tertiären und quartären Sedimenten des Mühl-, Wald- und Weinviertels und der Molasse: Vergleichende Untersuchungen über deren Histologie, Paläökologie und Altersstellung. Vorbericht über das Forschungsprojekt P8015-GEO des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung. Proceedings Pan-Europ. Palaeobot. Conf. 1991 “Palaeovegetational development of Europe“, Tagungsband, Naturhist. Mus. Wien 1992, 117 ff.
• GK 20, 1984: Geologische Karte der Republik Österreich, 20 Gföhl. Geol. BA, Wien 1984.
• Hofmann 1933: E. Hofmann, Verkieselte Pflanzenreste aus dem Horner Becken. In: F. Lukas u. F. Moldaschl, Heimatbuch des Bezirkes Horn 1, Horn 1933, 156 ff.
• Knobloch 1981: E. Knobloch, Pflanzenreste aus dem Tertiär von Horn. Verh. Geol. B.-A. 1981/2, 59 ff.
• Nehyba und Roetzel 2010: S. Nehyba und R. Roetzel, Fluvial deposits of the St. Marein-Freischling Formation – insights into initial depositional processes on the distal external margin of the Alpine-Carpathian Foredeep in Lower Austria. Austrian Journal of Earth Sciences 103/2, Wien 2010, 50 ff.
• Roetzel und Steininger 1991: R. Roetzel und F. F. Steininger, Die tertlären Ablagerungen im weiteren Raum von Eggenburg. In: F. F. Steininger und W. E. Piller (Hsg.), Eggenburg am Meer. Eintauchen in die Erdgeschichte, Kat. Krahuletz-Museum 12, Eggenburg 1991, 27 ff.
• Roetzel und Steininger 1999: R. Roetzel und F. F. Steininger, Älteres Tertiär. In: F. F. Steininger (Hrsg.), Erdgeschichte des Waldviertels, SchrR. Waldviertler Heimatbund 38, Horn-Waidhofen/Thaya 19992, 75 ff.
• Roetzel u. a. 1999: R. Roetzel, O. Mandic und F. F. Steininger, Lithostratigraphie und Chronostratigraphie der tertiären Sedimente im westlichen Weinviertel und angrenzenden Waldviertel. In: R. Roetzel (Hrsg.), Arbeitstagung geol. BA Retz 1999, Wien 1999, 40 ff.
• Steininger und Roetzel 1991: F. F. Steininger und R. Roetzel, Die tertiären Molassesedimente am Ostrand der Böhmischen Masse. In: R. Roetzel & D. Nagel (Hrsg.), Exkursionen im Tertiär Österreichs. Österr. Paläont. Ges., Wien 1991, 59 ff.
« Letzte Änderung: 02 Jul 13, 10:58 von oliverOliver »

Offline Geomaxx

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Hallo Oliver,
danke für den Bericht und das abgebildete Holzstück. Das Teil ist ja wirklich aller erste Sahne, die Maserung und die Hoztextur in Verbindung mit der Größe des Objektes, sowas findet man nicht alle Tage!
Glück Auf!
GEOMAXX

Offline oliverOliver

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hallo Max,
"... nicht alle Tage" ist eine nette Umschreibung   ;D    ;D
am spannendsten bei dem Stück finde ich, dass - soweit das bei enem Foto durchs spiegelnde Vitrinenglas zu erkennen ist - anscheinend der Kern an der Bruchfläche gerade noch erhalten sein könnte (ganz sicher bin ich mir da aber nicht) - sh. Foto 3 am unteren Rand des Fossils.
« Letzte Änderung: 04 Feb 18, 12:53 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

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Zusätzliche Literatur für diejenigen unter euch, die des Französischen mächtig sind (ich bin`s leider nicht !):
Zu beachten ist dabei, dass in den älteren Arbeiten von Gros die Datierung noch ins Eggenburgium (Untermiozän) erfolgte, während in der Arbeit von 1988 bereits die Datierungs-Korrektur ins Oligozän vollzogen wurde (was auch ohne weiter reichende Französischkenntnisse nicht zu übersehen ist !).

• Ellenberger et al. 1948: Métamorphisme, silicifications et pédogénèse en Bohême méridionale: travaux pétrographiques et paléobotaniques de l'Université de captivité d'Edelbach (Oflag 17. A - 1940-1945). Annales scientifiques de l'Universite de Franche-Comte-Besancon, 3, 1948.
• GROS, J.P., 1981: Nouveaux bois du Cenozoique d'Autriche et d'Ethiopie. – Thése 3e cycle. Université Cl.Bernard-Lyon 1, n° 1068 (inédit), 143 p., Lyon.
• GROS, J.P., 1983: Nouveau bois fossile de l'Eggenburgien d'Autriche: Quercoxylon furwaldense n.sp.. – Rev. gén. Bot., 90, 43-80, 2 cart., 13 phot., 5 dess., 1 graph., 16 tabl., Paris.
• GROS, J.P., 1984: Étude comparative de 4 échantillons de bois fossiles de l'Eggenburgien d'Autiche, rapportés au nouveau genre Metacacioxylon n.g. et aux espèces M. marglii n.sp. et M. lemoignei n.sp.. – Rev. gén. Bot., 91, 35-80, 39 phot., 18 dess., 6 graph., 8 tabl., Paris.
• GROS, J.P., 1988: Nouveau spécimen de bois fossile de l'Oligocène d'Autriche rapporté a l'espèce Metacacioxylon lemoignei GROS 1981 emend. – Nouv. Arch. Mus. Hist. nat. Lyon, fasc. 26, 19-27, 5 fig., 2 tabl., Lyon.
« Letzte Änderung: 29 Oct 14, 11:11 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

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2. Äste, Astlöcher, Astansätze, Astabgänge, „Astknoten“ – Teil 1

Trotz des relativ häufigen Vorkommens von Kieselholz in der SMFF sind komplette Stammquerschnitte so gut wie unbekannt, und selbst unvollständige Querschnitte mit Kern die extreme Ausnahme (ich hab jedenfalls noch keinen gefunden).
Achsen bzw. Querschnitte mit Kern gibt es aber trotzdem manchmal – dann aber von kleineren Ästen, und selbst die sind äußerst rar.
Etwas häufiger – wenn auch immer noch (sehr) selten – sind Astlöcher (meist sehr kleine) und „Astknoten“. Letztere sind durchwegs sehr unspektakulär – man sieht an den „Verwerfungen“ und Krümmungen der Holzfasern halt gerade noch, dass da irgendwo ein Ast oder Zweig angesetzt haben bzw. abgegangen sein muss. Sie sind zwar interessant (wenngleich oft nicht eindeutig interpretierbar), geben aber als „Sammlungsstücke“ nicht viel her. Bessere Stücke sind in allen Kategorien (Astlöcher, Astabgänge, Astquerschnitte) eine Rarität.

Mein schönster Astquerschnitt/-abgang ist Bestandteil meines überhaupt besten SMFF-Fundes bisher, siehe:
http://www.mineralienatlas.de/forum/index.php/topic,31505.msg244491.html#msg244491

Hier möchte ich nur die wenigen sonstigen „guten“ Stücke vorstellen:
    Zuerst mein bester isolierter Astquerschnitt, ziemlich klein, geschätzter Dm. ca. 5 cm. Leider ohne das (ehemals) umgebende Stammholz – von diesem sind nur die am Ast anliegenden Reste erhalten, welche dem Stück die charakteristische „Spindelform“ verleihen (max. Länge der "Spindel" = 13 cm).
Der Querschnitt ist entweder herausgewittert oder eventuell schon so verkieselt – die typische „Spindelform“ des umgebenden Gewebes ist so auch an rezentem vermoderndem Holz häufig zu beobachten. Käme angeschliffen sicher noch besser, hat aber tiefe (oder sogar durchgehende) Risse, die das zu einer heiklen Angelegenheit machen (Foto 1 + 2; beide von der selben Seite, nur mit unterschiedlicher Beleuchtung).
    Als zweites ein „teilweiser“ Astabgang bzw. ein „Beinahe-Astloch“ mit darin nur partiell erhaltenem / unvollständig verkieseltem Astansatz. Der Querschnitt ist noch kleiner als der obige, eigentlich kein Ast sondern ein Zweig. An sich nichts Besonderes, wäre nicht die sehr schöne umgebende Holzstruktur (Foto 3 + 4).
« Letzte Änderung: 02 Jun 13, 15:19 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

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Äste – Teil 2

Wie gesagt, sehr kleine, seichte, unscheinbare „Astlöcher“, also Ansätze von herausgewitterten Zweigen, findet man hier öfters mal. Stücke mit vollständig erhaltenem „Loch“, bei denen der ehemalige Ast diesen Namen auch verdient, sind hingegen sehr selten – wohl auch, weil der durch den Hohlraum geschwächte Bereich oft eine natürlich vorgegebene „Sollbruchstelle“ darstellt.
Mein bisher bestes in der SMFF gefundenes Astloch (Umgebung Horn, Fotos unten) befindet sich in einem relativ massiven Stammfragment – ein 12-kg-Bröckerl. Im Vergleich zu dem Museumsstück aus dem ersten Beitrag mit gleich mehreren prächtigen Astlöchern wirkt es aber trotzdem ziemlich armselig.
Wie schön ein Loch doch sein kann, wenn`s nur das richtige Drumherum hat …
(das war jetzt übrigens keinesfalls zweideutig gemeint  :) !)

Offline Sargentodoxa

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Hallo Oliver
Erstmal ein großes Lob für deine großartigen Beiträge zur Paläobotanik Österreichs. Speziell die Holzfunde gewissen Schichten zuzuordnen find ich sehr interessant, da die meisten Sammler ja nur den Ort als Fundpunkt festhalten.
Wenn du schon so weit gehst, warum versuchst du nicht mit kleinen Querschliffen von einigen ausgewählten Fundstücken zumindest eine Unterscheidung von Koniferenholz, Angiospermenholz bzw. Palmoxylon zu tätigen?
Du hast zwar schon über das Schneiden geschrieben, aber die Möglichkeit dieser ersten Unterscheidung würde ich zumindest in Erwägung ziehen. z.B. nur durch intensives Studium der tausenden von permischen Dadoxylon-Hölzer hier in der Lausitz sind uns auch Nachweise von Angiospermenhölzer gelungen. Gruß Werner

Offline oliverOliver

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Hallo Werner,
erstmal Danke – aber eine möglichst genaue stratigrafische Zuordnung ist ja schließlich die unumgängliche Grundlage für alle weiteren Forschungen, und sollte also selbstverständlich sein.
Wegen der Schnitte für Bestimmungen hast du natürlich völlig recht – habe ich auch mittelfristig geplant. Es dauert halt alles – ich beschäftige mich ja erst seit etwa einem Jahr (wieder) intensiver mit fossilen Hölzern, und hab da noch einiges aufzuholen, da ich zwischenzeitlich länger völlig weg war von der Paläontologie.
Derzeit gerade geht’s mir im Zusammenhang mit den holzführenden känozoischen Sedimenten vor allem um die Paläo-Geografie, allgemein um die geologischen Bedingungen und die Sedimentationsbedingungen im Speziellen, besonders im Hinblick auf sekundäre Umlagerungen. Besonders beim Kieselholz sind letztere ja ein größeres Problem, und eine halbwegs sichere Unterscheidung von primär und sekundär gelagerten Hölzern wäre eine dringende Vorraussetzung für weiterführende wissenschaftliche Aussagen. Eine Bestimmung von sekundär gelagertem Holz wäre meines Erachtens ja reiner Selbstzweck, so lange nicht feststeht, aus welcher Formation ein solches Stück ursprünglich stammt. Das Problem ist besonders akut bei den Weinviertel-Funden aus küstennahen marinen Sedimenten der Parathetys, da es hier in verschiedenen Abschnitten des Miozäns einen relativ raschen Wechsel zwischen terrestrischen bis fluviatilen und marinen bis paralischen Bedingungen gab, aber auch bei den „Urdonau-Schottern“ der Hollabrunn-Mistelbach-Fm im gleichen Gebiet, da auch von diesem Flusssystem massiv ältere Sedimente aufgearbeitet wurden. Aber auch bei den anscheinend weitgehend homogenen, überwiegend aus Quarzen und mehr oder weniger lokalen Komponenten des kristallinen Grundgebirges zusammengesetzten Schottern der SMFF ist diesbezüglich Vorsicht angebracht – so hab ich erst kürzlich in den SMFF-Schottern einen mesozoischen Korallenstock gefunden !
Längerfristig wäre ohnehin ein umfassenderes Bestimmungsprojekt mein Traumziel – vor allem erstmal für die oligozänen Hölzer, weil da ausreichend Material vorhanden ist. Das Problem dabei ist, dass sich hier bei uns von den professionellen Paläontologen kaum jemand mit dem Thema beschäftigt – Otto Cichocki kenne ich zwar flüchtig noch von früher von der Uni, aber er hat in letzter Zeit seinen Schwerpunkt zunehmend auf Hölzer und Holzkohlen aus archäologischem Kontext verlegt, und ist als „Einzelkämpfer“ in Sachen Holz ohnehin reichlich ausgelastet. Ich muss mich erst einmal umhören, ob es eventuell unter den studentischen Nachwuchskräften jemanden gibt, der/die sich intensiver mit dieser Problematik befasst, und eventuell an einer Zusammenarbeit interessiert wäre.

« Letzte Änderung: 14 Feb 13, 21:06 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

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Äste aus der SMFF – Teil 3

Zum vorläufigen Abschluss des Äste-Themas (hallo Kollegen – eine Beteiligung eurerseits würde mich freuen !  ;)) hier noch ein schönes Stück, wo ein im „Längschnitt“ sichtbarer Ast (auf Foto 1+2 oben, horizontal orientiert) quer durchs Stammholz (am Foto schräg-vertikal orientiert) schießt.
(1x nass, 1 x trocken abgelichtet, und aus leicht unterschiedlichem Blickwinkel)
Das Stück ist (in etwa) in der Mittelachse des Astes gebrochen, daher handelt es sich nur um einen halben Astquerschnitt – allerdings wieder mit netter Chalzedonbildung im Kernbereich (sh. Foto 3).
Ich bin noch am Zweifeln, ob ich das anschleifen/polieren soll – da die natürliche (?, jedenfalls nicht ganz frische) Bruchfläche klarerweise nicht völlig eben ist, würde wegen des durchs An-/Abschleifen entstehenden Substanzverlustes die Schnittebene dann wohl schon deutlich außerhalb des Kerns liegen – davor scheue ich etwas zurück.
« Letzte Änderung: 14 Mar 13, 15:11 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

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Hallo,
ich hab oben geschrieben, dass erst mal Schluss mit Ästen ist – aus gegebenem Anlass aber doch noch zwei kleine Nachträge:
Der erste zu AW#4 – Fotos 1 + 2, konkret zur „Spindelform“:
Anbei zwei Fotos eines rezenten Astansatzes mit der durch natürliche Verwitterung entstandenen Spindelform, vergangenes Wochenende im Wald fotografiert, als Vergleichsbeispiel (die ersten beiden Fotos, Vorder- und Rückseite).
Und dann noch zwei Fotos eines kleinen fossilen Astabganges, gefunden am vorletzten Wochenende im Horner Becken, gleich an einem der ersten schneefreien Tage.
Der ist zwar nichts Besonderes und leider auch allgemein schlecht erhalten, direkt hinter dem Astansatz ist eine Hohl- bzw. Fehlstelle (kein Astloch, entweder erosionsbedingter Ausbruch oder bereits vor dem Verkieseln vermodert), an ein Anschleifen ist also nicht einmal zu denken. Es ist aber mein erster SMFF-Ast von 2013, daher meine besondere Freude darüber, wollte ich euch nicht vorenthalten ! (die beiden letzten Fotos)
« Letzte Änderung: 17 Jun 18, 21:11 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

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3. Aufschlüsse in der SMFF – Teil 1:

Es gäbe ja noch so viel zu sagen/schreiben zur SMFF und ihren Fossilien – aber die Beiträge liegen alle halbfertig bzw. nicht völlig durchrecherchiert auf meinem Desktop. Daher zwischendurch einige Fotos zu Aufschlüssen und zur Geologie der SMFF.

Als erstes die namensgebende Sandgrube (Stratotypuslokalität) bei St. Marein – sie ist schon lange aufgelassen und großteils verwachsen. Als die Grube noch in Betrieb war, wurden dort manchmal auch Hölzer gefunden. Heute sind die Fundchancen gleich Null – ich war schon öfters dort, hab aber noch nie was gefunden. Es rieselt zwar ständig Material von den ehemaligen Abbauwänden, aber die Halden am Fuß derselben sind großteils völlig von Brombeerstauden und anderen unangenehmen Gewächsen überwuchert oder überhaupt mit Bäumen bewachsen, ein kleiner offener Sedimentkegel unter einer der Wände scheint regelmäßig durchwühlt zu werden. Von Sedimentbewegungen in größerem Ausmaß – sie sind ohnehin nicht erfolgversprechend – ist aber dringend abzuraten. Erstens wurde die Grube natürlich, wie in NÖ üblich, von den Jägern in Beschlag genommen (Fütterstellen, Ansitze) – Konflikte wären also vorprogrammiert. Zweitens wachsen hier einige schonenswerte botanische Raritäten, also sollten umfangreichere Geländearbeiten auch aus Naturschutzgründen unterbleiben. Und drittens im Interesse der eigenen Gesundheit: es fallen immer wieder auch größere Steine oder gar ganze Sedimentblöcke aus den teils doch noch recht hohen Wänden.

Schön zu sehen ist hier aber das charakteristische Erscheinungsbild der Sande, teilweise auch die typische Kreuzschichtung, und Fe-Anreicherungshorizonte verleihen den Wänden einen zusätzlichen optischen Reiz (Fotos 1+2). Immer wieder durchziehen Horizonte mit gröberem Schotter den Sand, und auch tonige/siltige Lagen sind in manchen Bereichen aufgeschlossen (Fotos 3+4).

p.s.:
und, um Fragen vorzubeugen: nein, es sind leider keine Hölzer, was da auf Foto 3 im Schotterband zu sehen ist - mittig steht ein nur schwach gerundeter Granulit(?)block aus der Wand, und das ovale links davon ist eine massive schalige Limonitkruste.
« Letzte Änderung: 10 Jun 13, 12:36 von oliverOliver »

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Aufschlüsse - Teil 2:
Hier ein unauffälliger kleiner Aufschluss an einer Böschung im Wald. Schön zu sehen sind die abwechselnden Lagen von Sand und Kies unterschiedlicher Korngröße mit zwischengeschalteten Tonlagen. Deutlich erkennbar ist auch die Mischung von gut gerundeten Quarzkieseln und kaum gerundeten lokalen Schuttkomponenten, wobei hier in der gröberen Kornfraktion die nur schwach gerundeten Anteile überwiegen.
« Letzte Änderung: 25 May 13, 21:47 von oliverOliver »

Offline oliverOliver

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Noch`n Ast …
Und jetzt – entgegen allen Beteuerungen –  trotzdem noch mal zurück zu den Ästen – weil’s ein Feiertagsfund vom 1. Mai ist  ;D.
Der Astabgang ist zwar nur ein kleines Zweiglein, aber in einem schön gezeichneten eher massiven Stammfragment (ca. 22 x 20 x 10 cm) – mir gefällt`s recht gut !

Offline oliverOliver

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4. Fraßspuren / Bohrgänge in Holz aus der SMFF

Es gab dazu schon mal eine kurze Diskussion in einem anderen Thema – http://www.mineralienatlas.de/forum/index.php/topic,7054.msg230615.html#msg230615 – diesmal sehen die Spuren aber etwas anders aus.

Die oben angesprochenen, geraden, immer in Faserrichtung verlaufenden „Gänge“ treten relativ häufig auf, sind wohl keine Fraß- bzw. Bohrspuren, sondern zum Holz gehörende bzw. durch Vermoderung / Zersetzung „freigelegte“ bzw. entstandene Strukturen (eventuell Spuren ehemaliger Leitbündel, oder eher axiale Harzkanäle ??), obwohl rezente Bohrgänge manchmal ganz ähnlich aussehen. Möglicherweise sind manche davon also wirklich Fraßgänge, die Unterscheidung ist für mich derzeit aber schwierig bis unmöglich. Hier wird das Problem schlagend, dass ich mich bisher mehr mit der Geologie/Sedimentologie der kieselholzführenden Schichten beschäftigt habe, aber – Asche auf mein Haupt ! – kaum (bzw. viel zu wenig) mit Holzanatomie und Holzartenbestimmung !
Kürzlich fiel mir aber auch ein Stück in die Hände, wo diese „Tunnel“ – wenn auch ganz vereinzelt – nicht nur in Längs-, sondern auch in Querrichtung verlaufen. Da ist es schon wahrscheinlicher, dass es sich um Fraßgänge von Insekten/-larven handelt (wenn`s keine radialen Harzkanäle oder Ähnliches sind). Es war aber ein wenig aussagekräftiges Stück – an weitere verdächtige Exemplare kann ich mich dumpf erinnern, die müsste ich aber erst aus diversen Schachteln heraussuchen, was ein ziemlich hoffnungsloses Unterfangen ist (und wohl erst bei einer – ohnehin längst überfälligen – Neuordnung der Sammlung passieren wird).

Jetzt habe ich aber zwei neue Hölzer mit „Löchern“, bei welchen es relativ eindeutig zu sein scheint, dass es sich um Fraßgänge handelt.
Das erste (Foto 1+2) hat – in einem Negativ eines Astansatzes – vereinzelte größere Löcher, anscheinend Fraßgänge von xylobionten Käferlarven (?).

Beim zweiten (Foto 3–8, siehe auch den nächsten Beitrag) sind es dichte „Punktwolken“ von ziemlich kleinen, trotzdem aber unterschiedlich großen Löchern, sie gehen in unterschiedliche Richtungen, auch schräg verlaufende Gänge sind erkennbar. Zumindest einmal ist eine Abzweigung / „Verästelung“ auf drei „Gänge“ sichtbar (Foto 7), zum Teil liegen die „Löcher“ auch in einer mehr oder weniger linearen Anordnung, teilweise in „Doppelreihen“ (Foto 3+4) – eventuell die Spaltebene durch einen ehemals gewundenen Gang ?
Zum Teil sieht es aus, als lägen die Spuren flächig nur auf einer Ebene, die Vertiefungen sind nur seicht, und weder eine Fortsetzung der „Löcher“ in die Tiefe noch verkieselte Gangfüllungen sind erkennbar. Fraßspuren können aber auch parallel zur Oberfläche verlaufen, was eine Erklärung wäre, siehe die Ausführungen von Ralf: http://www.mineralienatlas.de/forum/index.php/topic,7952.msg84585.html#msg84585
Eventuell wurden die Gänge in einer bereits angemoderten Holzschicht angelegt, und die seichten Vertiefungen sind nur die Randbereiche / Enden der Gänge an einer härteren bzw. damals noch intakten Holzschicht ?

Völlig sicher bin ich mir als entomologischer Laie aber immer noch nicht – irgendwie sind die Strukturen trotz allem doch verdächtig regelmäßig …
Hier sind die Insektenkundler gefragt – liege ich da richtig mit der Annahme von Fraßgängen ? Und wenn ja, lassen sich die – zumindest ganz grob – einer bestimmten Gruppe von Insekten zuordnen ?
Ich würde mich über jede Rückmeldung freuen !
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Offline oliverOliver

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Hier die weiteren Fotos:

 

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