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Autor Thema: Frage zu einer Kristallbildung  (Gelesen 3938 mal)

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Offline Sebastian58

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Frage zu einer Kristallbildung
« am: 21 Dec 23, 01:00 »
Hallo zusammen
Ich habe eine Menge dieser Steine, mein Freund, der sich mit Geologie auskennt, sagt, es handele sich um Magnetit. Er ist derjenige, der die Steine gründet.

Jeder Stein enthält viele Kristalle unterschiedlicher Größe. Die Kristalle sind perfekte Oktaeder, ich bin von der Form sehr beeindruckt. Die Kristalle lassen sich leicht aus dem Gestein herausreißen.

Kann jemand irgendwelche Kenntnisse oder Meinungen darüber haben, wie diese perfekten Kristalle entstehen? Wo entstehen sie? Und welche Bedingungen?
Ich bin für jede Information dankbar.
Vielen Dank im Voraus.

Offline vandendrieschen

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Re: Frage zu einer Kristallbildung
« Antwort #1 am: 21 Dec 23, 03:37 »
Ja, das sind Magnetite. Halt mal einen Magnet dran.

"Wo entstehen sie?"
In Magmatiten und Metamorphiten als auch in Sedimentiten.

"wie diese perfekten Kristalle entstehen?"
Die Spinell-Struktur für Magnetit trägt der Tatsache Rechnung, dass 1/3 der Eisenionen (Fe3+-Ionen) tetraedrisch und 2/3 der Eisenionen (Fe2+- und Fe3+-Ionen im Verhältnis 1:1) oktaedrisch vom Sauerstoff koordiniert sind. Die Symmetrie der Hochtemperaturphase ist kubisch. Somit ergeben sich acht Formeleinheiten pro Elementarzelle mit insgesamt 56 Atomen. Das A-Untergitter, das von den tetraedrisch koordinierten Fe3+-Ionen aufgebaut wird bildet ein Diamantgitter, während das B-Untergitter der Fe3+-Ionen der oktaedrischen Sauerstoffumgebung ein Pyrochlorgitter bildet, das geometrisch frustriert ist. Geometrische Frustration bedeutet dabei, dass eine lokale Ordnung, die durch lokale Wechselwirkungen stabilisiert wird, sich nicht frei durch den Kristall fortsetzen kann. Es handelt sich um eine Verzerrung der monoklinen Raumgruppe Cc (Raumgruppen-Nr. 9) mit pseudo-orthorhombischer Symmetrie.

"Und welche Bedingungen?"
Magnetit entsteht durch Korrosion und tritt nur auf, wenn in einem geschlossenen HLK- System Sauerstoff vorhanden ist.
In metamorphen Gesteinen ist Magnetit ein häufiges Mineral, welches aus zahlreichen eisenhaltigen Vorläufermineralen entstehen kann, insbesondere unter den Bedingungen der Kontaktmetamorphose. In mafischen Magmatiten kristallisiert er früh aus und bildet deshalb oft gut definierte Kristalle aus.

Online stoanklopfer

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Re: Frage zu einer Kristallbildung
« Antwort #2 am: 21 Dec 23, 05:25 »
Ja, das sind Magnetite. Halt mal einen Magnet dran.

Magnetit ist - wie schon der Name sagt - selbst magnetisch! Er zieht Eisenspäne o.ä. an. Wozu also ein Magnet?

Magnetit entsteht durch Korrosion

Das höre ich das erste Mal, was soll man sich darunter vorstellen?

Volkmar

Online felsenmammut

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Re: Frage zu einer Kristallbildung
« Antwort #3 am: 21 Dec 23, 08:26 »
Glück Auf!

Serpentin ist ein Gestein, dass durch Metamorphose aus basischen bis ultrabasischen Gesteinen hervorgeht. Genauer gesagt handelt es sich um eine retrograde Metamorphose, bei der Wasser während der Mineralumwandlung aufgenommen wird, chemisch mit dem Ausgangsgestein reagiert und in die neuen Minerale eingebaut wird. Druck und Temperatur sind deutlich geringer als bei der Bildung der Ausgangsgesteine, aus denen sich der Serpentin bildete. Um hier mal zwei Nummern in den Raum zu werfen: 200°C und 5 kbar. Mir ist aber gerade wieder ein Serpentin vorgestellt worden, der Temperaturen von über 400°C gesehen haben soll. Wie so oft, darf man es nicht eng nehmen mit den Zahlen. Manche Prozesse können über einen weiten Wertebereich ablaufen, ohne das Ergebnis nennenswert zu beinflussen.

Bei der Umwandlung werden ein Großteil der ursprünglich vorhandenen Minerale wie Pyroxene und Olivin (Forsterit-Fayalit-Serie) zersetzt und deren Bestandteile zu neuen Mineralien (Chrysotil, Antigorit, Lizardit,...) umgebaut. Auch wenn die Metamorphose zum Serpentinit kein geschlossenen System ist, da ja mindestens Wasser zugeführt wurd, und auch Stoffe abgeführt werden können, so muss doch alles was an Bausteinen da ist, wieder in neue Minerale irgendwie verbaut werden. Aus einem Überschuss an Eisen und Sauerstoff, die nicht anderweitig in den Silikaten eingebaut werden, kann sich Magnetit bilden.

Dass der Magnetit dabei eine bestechend schöne oktaedrische Form annimmt, hat seine Ursachen in seiner Kristallstruktur und dem Streben unter den gegebenen Bildungsbedingungen ein energetisch niedriges und damit stabiles Niveau anzunehmen. Würde die Bildung des Magnetits keiner kristallografischen Ordnung folgen, wäre seine energetisch günstigste Form eine Kugel. Die Oberflächenenergie ist dabei am kleinsten. Viele kleine Magnetite werden sich auch zu einem einzigen Kristall zusammenfinden, um dadurch ihre gemeinsame Oberfläche zu minimieren. Dabei hilft, dass der Serpentin während seiner Bildung ohnehin fast alle seine Bestandteile auflöst und zu neuen Mineralien umbaut. Das erlaubt für einige Mobilität des überschüssigen Eisens und überschüssigen Sauerstoffs sich so zu großen Magnetiten zusammenzufinden. Beim Zusammenfinden spielt das Konzept des thermodynamischen Gleichgewichts eine große Rolle. Das thermodynamische Gleichgewicht beschreibt in welche Richtung Auflösung und Kristallisation verschoben sind. Auflösen und Kristallisation finden ständig parallel statt. Gerade an den Kristallgrenzen herscht viel Bewegung und ein ständiges Ausprobieren, um den energetischen Zustand zu minimieren. Nun hat der Magnetit aber auch eine kristallographische Struktur, die die Anordnung von Eisen und Sauerstoff festlegt. Und auch hier gibt es energetisch günstige Anbaustellen und energetisch ungünstige Anbaustellen. An den Kanten ist es energetisch günstig, was zur Bildung sehr glatter großer Oktaederflächen führt. Direkt auf den Oktaederflächen ist das Anbauen neuer Bausteine energetisch von Nachteil. Hier wird das Weiterwachsen also erst dann wahrscheinlicher, wenn die Wachstumsmöglichkeiten an den Kanten weitestgehend ausgeschöft sind.

Und der energetische Vorteil der Magnetitbildung ist sogar besser als beim Bau der ihn umgebenden Silikate. In der Wechselwirkung von Magnetit und Silikat wird also das Magnetitwachstum bevorteilt, so dass der Magnetit idiomorph wachsen kann. Noch zwei Anmerkungen zur Temperatur. Die Curie-Temperatur beschreibt eine Temperatur oberhalb derer Stoffe ihre permanentmagnetischen Eigenschaften verlieren. Bei Magnetit liegt sie bei 585°C, also recht hoch gemessen am üblichen Temperaurfenster für die Serpentinitbildung. Magnetit hat einen Bildungstemperaturebereich von grob 200 bis 600°C. Die oben genannten 200 °C für die Serpentinbildung dürften also hier etwas höher gelegen haben, um solch schöne Kristalle zu ermöglichen.

Mit freundlichen Grüßen

Das Felsenmammut

Offline vandendrieschen

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Re: Frage zu einer Kristallbildung
« Antwort #4 am: 21 Dec 23, 11:53 »
Magnetit entsteht durch Korrosion

Das höre ich das erste Mal, was soll man sich darunter vorstellen?

Volkmar
Dann lies im Wikipedia.

Offline guefz

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Re: Frage zu einer Kristallbildung
« Antwort #5 am: 21 Dec 23, 11:55 »
Wenn du hier Zitate postest, wäre es sinnvoll, diese auch als solche zu kennzeichnen inkl. Quellenangabe. Das würde solche Nachfragen ersparen.

Offline smaragd123

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Re: Frage zu einer Kristallbildung
« Antwort #6 am: 21 Dec 23, 13:15 »
Magnetit entsteht durch Korrosion

Das höre ich das erste Mal, was soll man sich darunter vorstellen?

Volkmar
Dann lies im Wikipedia.


Das ist wohl eher ein Zitat von "MAGNETIT IN HYDRAULISCHEN HEIZUNGSANLAGEN" (siehe Bild), was hier natürlich völlig unpassend war.



Offline giantcrystal

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Re: Frage zu einer Kristallbildung
« Antwort #7 am: 21 Dec 23, 13:26 »
Hallo aus Mittelfranken

von Aussehen und Farbe der Kristalle würde ich eher nicht auf Magnetit, sondern auf Pyrit tippen. Daher die Frage : Sind die Kristalle tatsächlich magnetisch ?

Gruss und Glück Auf

Thomas

Offline Sebastian58

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Re: Frage zu einer Kristallbildung
« Antwort #8 am: 21 Dec 23, 14:10 »
Ich freue mich über alle Antworten, ich muss alle Begriffe selbst lesen und durchgehen, da ich noch nicht über ausreichende Kenntnisse verfüge.

Hier sind einige Bilder von Kristallen, in der Nähe einer kleinen Metallkugel und in der Nähe eines Magneten.

Offline guefz

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Re: Frage zu einer Kristallbildung
« Antwort #9 am: 21 Dec 23, 15:06 »
Auf den letzten Fotos sieht das schon nach Magnetismus aus.

Online stoanklopfer

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Re: Frage zu einer Kristallbildung
« Antwort #10 am: 21 Dec 23, 15:24 »
Das sind schon eindeutig Magnetite in Chlorit-Talk-Schiefer, wie man sie z. B. am Pfitscherjoch oder im Zemmgrund im Zillertal finden kann.

Offline giantcrystal

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Re: Frage zu einer Kristallbildung
« Antwort #11 am: 21 Dec 23, 18:34 »
 Also bei Magnetit sollte die magnetische Kugel auf den Kristallen hängen bleiben. Sieht mir nicht danach aus...

Oder die Kugel ist nicht magnetisch. Vielleicht nochmal mit einem Kompaß ausprobieren ?

Herzliches Glück Auf

Thomas

Offline Sebastian58

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Re: Frage zu einer Kristallbildung
« Antwort #12 am: 21 Dec 23, 18:37 »
Die kleine Kugel ist kein Magnet, das rechteckige Ding ist ein Magnet.  Die Kristalle verhalten sich also nicht wie ein Magnet, sondern werden von einem Magneten angezogen.

Grüße

Offline nwsachse

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Re: Frage zu einer Kristallbildung
« Antwort #13 am: 21 Dec 23, 18:44 »
Die Kristalle verhalten sich also nicht wie ein Magnet, sondern werden von einem Magneten angezogen.

Der Eigenmagnetismus der Kristalle dürfte zu schwach sein, um eine merkliche Wirkung auf größere ferromagnetische Gegenstände auszuüben. Vielleicht klappt es mit Eisenfeilspänen oder ähnlichem.


Jörg N.

Offline Sebastian58

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Re: Frage zu einer Kristallbildung
« Antwort #14 am: 21 Dec 23, 19:01 »
Keine Reaktion auf Eisenfeilspänen.

 

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