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Autor Thema: Ursprung des Begriffes "Seifen"  (Gelesen 9668 mal)

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Offline Salomo

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Ursprung des Begriffes "Seifen"
« am: 28 Feb 09, 16:35 »
Hallo,

weiß jemand, woher das Wort "Seifen" (Schwermineral-Seifen, Seifen-Lagerstätten etc.) stammt?

Ich vermute zwar, dass es - wie viele mineralogische und montangeologische Begriffe - aus der mittelhochdeutschen Bergmannssprache stammt, weiß aber nichts Genaues. Hat jemand eine Idee?

Gruß und Glückauf,
Salomo

Offline smoeller

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Re: Ursprung des Begriffes "Seifen"
« Antwort #1 am: 28 Feb 09, 17:16 »
Hallo,

Das Wort stammt aus dem erzgebirgischen Bergbau und bezeichnete ursprünglich die Gewinnung von Zinnerz aus Bachsedimenten.

Glück Auf!
Smoeller

Haldenschreck

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Re: Ursprung des Begriffes "Seifen"
« Antwort #2 am: 28 Feb 09, 17:44 »
hallo,
konkreter: "geseifet" hieß früher soviel wie "gewaschen", was auf die gewinnungsmethode schließen lässt.

haldenschreck

Offline stollentroll

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Re: Ursprung des Begriffes "Seifen"
« Antwort #3 am: 01 Mar 09, 12:58 »
Im mittelhochdeutschen (ab etwa 11. Jh.) ist das wort "sîfe" belegt.
Nach Mittelhochdeutsches Wörterbuch, Müller und Zarncke (1854-1866 und spätere überarb. Ausgaben):

sîfe = bergschlucht, von quellwasser oder dauernder nässe durchzogenes sumpfartiges gelände, ... aus schluchten hervorrinnendes bächlein.
Mit Textbelegen aus dem 12. bis 14. Jh.:
der spoter levit uppime rîfe, di dâ vellit in den sîfen   Wernh. v. N. 37,25 u. anm. H. zeitschr. 1,426.
bî eime sîfen si neder lach    Karlm. 153,58.
Rôlant ind sîne gesellschaf lâgen in eime sîfen   das. 451,55.
der bluomen sie genuჳჳen und der sîfen die dâ vluჳჳen, sô sie wolden trinken    Ernst 3520. 
wæren alle berge niht wan golt der sîfen  Tit. 36,11. 5187,3 H. vgl. Frisch 2,259. b.

Glück Auf

Offline Bergbaumaulwurf

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Re: Ursprung des Begriffes "Seifen"
« Antwort #4 am: 01 Mar 09, 20:47 »
Glück Auf!
Zinngrauben haben sich im Laufe der Zeit  durch Zersetzung des Gesteines im Bachbett abgesetzt, ähnlich dem Gold.
Das Material wurde einfach aus dem Bachbett geschaufelt, wobei man auch hier zum Teil den Bach umgeleitet hatt und dann einfach über Waschrinnen geleitet.
Diese Lagerstätten im Bachbett nannte man Seifen
Alles klar!
Bergbaumaulwurf

Offline giantcrystal

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Re: Ursprung des Begriffes "Seifen"
« Antwort #5 am: 01 Mar 09, 22:09 »
Hallöchen

Interessante Frage...

Das Seifen eine bergbauliche Gewinnung von Metallen aus Lockersedimenten bedeutet, ist wohl allen klar soweit. Die Frage zielte aber wohl eher darauf ab, woher der Begriff "Seifen" etymologisch herrührt. Und das ist gar nicht so einfach

Nicht verwechseln soltte man dabei mit Seifen den Begriff Siefen, womit sehr steile Taleinschnitte gemeint sind, noch heute im Oberbergischen und im Sauerland als "Siepen" bezeichnet. Auch der Name "Siebengebirge" bei Bonn rührt von den steilen Taleinschnitten her, bedeutet also eigentlich "Siefengebirge" = Gebirge mit steil eingeschnittenen Tälern.

Möglicherweise liegt sowohl diesen Siefen als auch den Seifen der gleiche Wortstamm zugrunde, der ursprünglich so etwas wie "schnell rinnendes Wasser" bedeutet...

Aber es darf weiter geforscht werden

Glück Auf

Thomas

gerade aus Mallorca zurückgekommen

Offline Klinoklas

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Re: Ursprung des Begriffes "Seifen"
« Antwort #6 am: 01 Mar 09, 22:36 »
Interessante Antworten, wäre das nicht etwas für die Lexikonseite "Seifen"?
Über die Herkunft des Namens steht noch nichts auf dieser Seite.

Gruß
René

Offline Salomo

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Re: Ursprung des Begriffes "Seifen"
« Antwort #7 am: 02 Mar 09, 08:19 »
Hallo,

meine Frage bezog sich in der Tat auf die etymologische Wort-Herkunft (die Begriffsbedeutung ist mir durchaus klar).

Die Erklärung von Stollentroll erscheint mir sehr plausibel - vielen Dank.

Gruß und Glückauf,
Salomo


Offline stollentroll

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Re: Ursprung des Begriffes "Seifen"
« Antwort #8 am: 02 Mar 09, 09:54 »
Ich habe mal noch etwas weiter gesucht:

Nach den Angaben im mittelhochdeutschen Wörterbuch von Benecke et al. werden die "sîfen" nicht nur für enge Bergschluchten (=Siefen, Siepen) verwendet, sondern haben eine breitere Bedeutung. (vermutlich blieb die Bedeutung später nur in einem eingeschränkten Sinn erhalten).
In einem der dort angegebenen Textzitate wird auch explizit "golt der sîfen" erwähnt (Quelle ist eine Inkunabel des 'Jüngeren Titurel' Albrechts (von Scharfenberg?), um 1260 - 1272/73, erstmals gedruckt 1477).
Hier gibt es also einen eindeutigen Bezug.

Das Mittelhochdeutsches Handwörterbuch von Matthias Lexer (Nachdruck der Ausg. Leipzig 1872-1878 mit einer Einleitung von Kurt Gärtner. 3 Bde. Stuttgart: S. Hirzel 1992)
führt "seifen-golt" auf mit Textausschnitt:
"von seiffengold ist er (streif im banner) schôn durchmûsieret" (Quelle: 'Die Minneburg' (kürzere Fassung), nach der Wiener Handschrift 2890, wohl 2. Viertel 14. Jh.).
Unter dem Eintrag verweist Lexer auch direkt auf "sîfe".

Lexer führt auch noch das Bergwörterbuch von Veith (1870 - 1871) als sekundäre Quelle an, hier müsste man mal nachsehen, was Veith selber dazu schreibt.


Das althochdeutsche Wörterbuch von G. Körbler (4. Aufl., 1993) kennt kein Wort in dieser Bedeutung. Die Quellenlage beim Althochdeutschen (zwischen etwa 750 - 1050) ist jedoch recht dünn und besteht zum großen Teil aus geistlichen Texten, so dass viele Wörter nicht schriftlich überliefert sind.
Das bei Körbler genannte "seifa" = Harz oder Seife weist nach den dortigen Angaben keinen Bezug zu Flüssen, Bächen oder der Gewinnung von Gold bzw. anderen Metallen auf.

Interessant ist aber die Rekonstruktion eines indogermanischen Wortstamms "seip-" oder "seib-" = gießen, seihen, rinnen, tröpfeln.
Wahrscheinlich ist hier der Ursprung zu suchen.

Glück Auf

 

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