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Autor Thema: Akanthit  (Gelesen 2394 mal)

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Offline Lexikon

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Akanthit
« am: 30 Jan 24, 16:27 »
Bilder Diskussion - Image Discussion

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Deutschland/Baden-Württemberg/Freiburg, Bezirk/Ortenaukreis/Oberwolfach/Grube Clara
Akanthit

Offline Klaus Schäfer

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Akanthit
« Antwort #1 am: 30 Jan 24, 16:27 »
Hallo Kollegen,

Diese Filamentstrukturen erscheinen mir nicht natürlich. Die enorme Gleichförmigkeit der Gitterstruktur in der Ebene endet wie abgeschnitten an der Kante. Sie bleibt dort offen und findet keinen Abschluss.

Alle drahtförmigen Strukturen besitzen die gleiche Dicke, es gib hier keine Varianz in der Ausbildung.

Die Öffnungen in dem Filamentnetz sind dominiert von einer Maximal-Größe der Quadrate, die bei allen in einer Bildebene liegenden "Aggregats-Strukturen" gleich groß ist. Scheinbar zufällig werden diese dann nochmals in kleinere Quadrate geteilt.

In Inneren jedes Aggregates scheint eine Verdrillung stattgefunden zu haben, ähnlich als habe man versucht, einem flächigen Netz eine dreidimensionale Struktur zu geben. Zudem gibt es keine schlüssige Aufwachsung dieser Konstrukte auf der Matrix. Sie wirken wie darauf platziert oder andern Ortes wie hineingestopft.

Mir fehlt vor allem die natürliche Entropie, die solch elegante Wachstumsprozesse stören würde. Sie fehlt dieser künstlichen wirkenden Regelmäßigkeit.

Ich würde als aller erstes diese Netze auf Elastizität prüfen. Sie scheinen in diesem Punkt widerstandsfähiger zu sein als natürliche Kristalle, da in der Vergrößerung nirgends eine Beschädigung zu erkennen ist, mit der man bei einer natürlichen Stufe rechnen müsste.

Eventuell liegt hier eine Verunreinigung der Stufe mit Verpackungsmaterial o.ä. vor.



Online Kainosit

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Re: Akanthit
« Antwort #2 am: 30 Jan 24, 18:42 »
Einen Gruß in die Runde, hallo Klaus.

Vielen Dank für Deine analytischen Beobachtungen. Ich habe soeben den Deckelboden des Micro, eine schwarze Beschichtung untersucht und darauf geschürft. Es ergaben sich keine Strukturen die denen der fotografierten Gitter entsprechen. Es blieben Furchen, in dem anscheinend weichen Material. Der Ursprung der Filament Strukturen ist jedenfalls für die jetzige Verpackung auszuschließen. Ich bin gerade dabei weitere Belege, Microaufnahmen wie Anwachsstellen und Kombinationen mit nadeligen Kristallen zu erstellen, was bei der Winzigkeit und meinen bescheidenen Möglichkeiten etwas dauern wird. Ich bitte das Ergebnis abzuwarten und dann vielleicht zu einer abschließenden Bewertung zu kommen.
 
Herzliche Grüße aus dem Allgäu

Offline Geomaxx

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Re: Akanthit
« Antwort #3 am: 30 Jan 24, 20:38 »
Hi
meiner Meinung nach hat sich da jemand einen deep-fake-joke erlaubt, irgendwie ja schon witzig,
sollte aber im Mineralienatlas einfach als solcher gekennzeichnet werden...
GA GEOMAXX

Offline Klaus Schäfer

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Re: Akanthit
« Antwort #4 am: 31 Jan 24, 10:11 »
Hallo Maximilian,

Nach anfänglicher Bewunderung der Abbildung entwickelten sich bei mir schnell Zweifel an der Authentizität des Motives. Mit diesen Zweifeln kam auch der Verdacht, einem Troll aufgesessen zu sein. Allerdings gibt es dafür noch keine Belege und ich unterstelle daher niemandem einen kauzigen Humor.

Deine Anspielung auf "Deepfakes" bietet jedoch einen dankbaren Ansatz zur Themengestaltung eines "Fotowettbewerbes". Ich wäre gespannt auf die Einfälle unserer Mitglieder !

Gruß von Klaus

Online Kainosit

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Re: Akanthit
« Antwort #5 am: 31 Jan 24, 11:33 »
Hallo Klaus, hallo Maximilian,

ich habe nun versucht Belege für keinen wissentlichen Scherz zu finden und zu fotografieren. Die Qualität leidet leider wegen meiner Möglichkeiten und der Winzigkeiten sowie der Bildbreiten von 1,1 u. 1,2 mm. Ich bitte nun die Details anzusehen und zu bewerten. Das Micro wurde im August 2000 gefunden und eingedost. Ursprünglich wurde das Döschen mit Devellin beschriftet, anscheinend sind die Gitterstrukturen sekundär entstanden. Sollten sich Eure Annahmen bestätigen, bitte ich die Bilder zu löschen, sie haben dann wirklich nichts im MA. zu suchen.

Grüße Matthias

Offline carsten slotta

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Re: Akanthit
« Antwort #6 am: 31 Jan 24, 12:27 »
Hallo zusammen,

dieser Artikel hier könnte evtl weiterhelfen: Walenta, K. (1984) Whiskerartige Bildungen von Silberglanz und Kupfersulfiden. Der Aufschluss

Mir liegt der Artikel leider grade nicht vor.

Grüße

Carsten

Offline thüringer2019

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Re: Akanthit
« Antwort #7 am: 31 Jan 24, 12:37 »
Glück Auf.

Ich habe so etwas schon bei uns im Th.Wald gesehen. Bei den Fotowettbewerb Titan habe ich meinen Fund von dort reingestellt.
Für mich ist dies : ILMENIT . Nur dieses Mineral ist in der Lage solche verrückten Gebilde zu schaffen.
MfG Uwe.

Offline Klaus Schäfer

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Re: Akanthit
« Antwort #8 am: 31 Jan 24, 14:39 »
Hallo Uwe,

Ich kenne Ilmenit-Gitter recht genau. Ich lade hier mal ein paar aus meiner Sammlung hoch:

Schweiz/Wallis, Kanton/Goms, Bezirk/Binntal/Grengiols/Saflisch-Wasserstollen
Akanthit
Schweiz/Wallis, Kanton/Goms, Bezirk/Binntal/Grengiols/Saflisch-Wasserstollen
Akanthit
Schweiz/Wallis, Kanton/Goms, Bezirk/Binntal/Grengiols/Saflisch-Wasserstollen
Akanthit


Wie bei einem trigonalen Mineral zu erwarten, schneiden sich die Elemente der Gitter beim Ilmenit mit 120°. Sie wirken wie Schneeflocken. Beim obigen, streitbaren Fall schneiden sie sich mit 90°.

Zudem wäre Ilmenit für den Fundzusammenhang genetisch nicht denkbar.

Offline Geomaxx

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Re: Akanthit
« Antwort #9 am: 31 Jan 24, 18:04 »
Hi alle,
so ganz ernst war mein posting nicht gedacht. Akanthit bildet wirklich die abenteuerlichsten Skelettkristalle und whisker aus,
auch die quasi im Nichts endenden Strukturen sind mir an winzigen, hauchdünn-blättrigen, vermutlich sehr jungen Sekundärbildungen schon aufgefallen,
wurden aber aufgrund meines Daseins als Nichtfotograf bislang nicht auf Zelluloid gebannt.
Grüßle und GA
GEOMAXX

Offline Klaus Schäfer

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Re: Akanthit
« Antwort #10 am: 31 Jan 24, 18:21 »
Hallo Kollegen,

Ich habe es mal mit Bilderrückwärtssuche per Google-Lens im Netz versucht, blieb aber bislang ziemlich erfolglos, wenn man von den bekannten mineralischen Strukturen absieht, die allerdings nicht kongruent mit dem zur Frage gestellten Objekt sind. Recht ähnlich stellt sich aus dem Bereich Mathematik der fraktale, asymmetrisch-quadratische Sierpinski-Teppich dar. Bringt uns aber nicht wirklich weiter.

Offline Lynx

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Re: Akanthit
« Antwort #11 am: 31 Jan 24, 19:22 »
Hoi zusammen

Zunächst mal vielen Dank Matthias, die Bilder sind super! :)

Auf "Akanthit08" sehe ich mehrere eher typische Akanthit-Aggergate und in der Mitte eben jene fraktale Struktur. Für mich sieht das durchaus als natürliche sekundäre Ausblühung aus. Ob allerdings alles Akanthit ist? Vielleicht liegt genug Material vor, um ein bisserl was zu analysieren?

Spannend finde ich die selbstähnlichen Strukturen im allerersten Bild. Klaus: da steckt schon jede Menge Entropie in diesem skelettartigen Wachstum. Um soetwas zu beschreiben, braucht es deutlich(!) mehr Information, als bei einem Einkristall - das korreliert direkt mit der Entropie.

Zu "dendritic growth" gibt es sehr viel Literatur im Netz. An sich ist die Struktur nicht unplausibel, auch nicht, dass offene Enden bleiben. Die verschiedenen Größenskalen (Größere und kleinere rechteckige Strukturen) sind durchaus typisch für fraktales Wachstum. Dass das Gebilde rechte Winkel aufweist, ist speziell, aber widerspricht keineswegs einem natürlichen Wachstum. Was mir sehr speziell vorkommt ist, dass in diesem  Gebilde doch über einen großen Bereich das selbstähnliche Wachstum erhalten wurde und es eben wirklich gut sichtbar wird. Ähnliche Strukturen kenne ich sonst eher von Kristallwaschtum "in der Petrischale" oder als Defekte in Werkstücken - aber bei starker Vergrößerung (z.B. auch unterm REM).

Also vielen Dank fürs Zeigen, jetzt wäre es erstens spannend, was es ist und zweitens, ob diese Art Struktur (rechtwinklig) anderweitig auch beobachtet wurde...

Grüße, Martin

Offline Klaus Schäfer

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Re: Akanthit
« Antwort #12 am: 31 Jan 24, 20:30 »
Hallo Martin,

Die Diskussionen hier sind wirklich fruchtbar- ich lerne gern dazu. Was mich aber standhaft an ein künstliches Produkt denken lässt, ist die durchgehend einheitliche Dicke des Konstruktes. Alle "Aggregate" zeigen diese Konstante untereinander (identischer Durchmesser der Filamente) und in ihrem Aufbau: Großräumige und kleinräumige Felder werden von Filamenten gleicher Dicke begrenzt.

Offline Lynx

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Re: Akanthit
« Antwort #13 am: 31 Jan 24, 20:44 »
Hoi Klaus,
ich versteh Dich schon. Andererseits müsste dann der Rest (also die selbstähnliche Struktur, auch auf den Bilder Akanthit06 und Akanthit04) eben  ja auch künstlich hergestellt worden sein. Das ist aber  künstlich garnicht einfach zu fertigen, vorallem auf dieser Skala und so in dieser Form und ggf. transferierbar stabil.... Kleiner wärs einfacher :) Zumal Matthias ja auch schreibt, dass er das Stück weiter untersucht hat, und die Verpackung als Quelle ausschliessen kann.
Gruß, Martin
« Letzte Änderung: 31 Jan 24, 20:53 von Lynx »

Online Kainosit

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Re: Akanthit
« Antwort #14 am: 01 Feb 24, 18:57 »
Hallo Martin,

vielen herzlichen Dank für Deinen Beitrag.

Lieber Klaus ich habe Fotos angehängt, die das 2,5 cm breite Micro in der Übersicht zeigt. Darauf sind die fotografierten Befunde markiert, die bis auf das zuerst gezeigte, meist in winzigen, nur schwer einsehbaren Vertiefungen sitzen. Das 1 mm breite Belegfoto Nr. 12 zeigt winzige Kristalle, die anscheinend natürlich, aus einem Zersetzungs- oder Umwandlungsprodukt hervorgehen. Es bleibt nun die Frage wie mit dem Einstellungsfoto umgegangen werden soll?